Stahler Kolumna: König Fußball regiert die Welt

Stahler Kolumna: König Fußball regiert die Welt

König Fußball regiert die Welt

Erst habe ich gedacht, dass es mich in diesem Jahr nicht packt. Vielleicht durch das steigende Alter bin ich wesentlich entspannter, etwas milder als noch vor Jahren. Und dann habe ich das erste Spiel zu Hause geguckt und siehe da: gleich verloren.

Damit war alles klar, es musste die alte Routine wieder her: das Spiel wird beim Kneipier des Vertrauens mit Anstand und Abstand geguckt, Deutschland-Trikot, Socken in schwarz-rot-gold, Duplos mit Spieleraufklebern werden vertilgt und ganz wichtig: die Fahne muss aufgehängt werden. Wir sitzen immer oben am Stehtisch, nicht aufgrund der Corona-Regeln, sondern eher wegen des Aberglaubens… Ich erinnere mich an ein bitter verlorenes Halbfinale, da saßen wir nämlich unten. Vielleicht war das der Grund?

Aber anstatt mir und dem falschen Tisch die Schuld in die Schuhe zu schieben, gibt es natürlich mindestens hundert andere Gründe, warum ein Spiel schlecht oder besonders gut läuft. Und genau das wird hier in der breiten Masse durchgesprochen. Hier ist jeder Bundestrainer. Es wird spekuliert, diskutiert, der ein oder andere kollabiert, bevor die Mannschaft eskaliert. Ich liebe diese Momente der weisen Voraussicht (Ich hab‘s doch gesagt, der bringt nix.), die sich manchmal binnen Minuten in das komplette Gegenteil verändern (Top Typ). Und auch wenn es wahrscheinlich nicht bis ins Stadion gehört wird, es werden Emotionen in Form von lautstarkem Gebrüll freigesetzt (Lieblingsbrüller: Hand! Der hat schon gelb! Auswechseln! TOOOOR!!!!) Und es gibt doch nichts Schöneres, als in der Halbzeitpause auf dem Balkon die Vielseitigkeit oder auch die Nachlässigkeit der Spieler zu besprechen.

Offen gesagt, ich fand es anfangs etwas befremdlich, mich mit anderen Leuten fast ganz normal in einen Raum zu begeben. Aber es ging relativ fix beim Portugal- Spiel, bei dem ich glücklich war mit anderen lautstark zu jubeln. Dieser Moment in dem Deutschland endlich wieder müllert. Wo ein Virus mal keinen Platz hat, und 90 Minuten lang die Krise eher beim Bundestrainer zu suchen ist als beim Gesundheitsminister.

Und sollte vielleicht unser Aus bald kommen – die Todesgruppe wurde ja schon überstanden -, ist das irgendwie egal. Ich bin froh und irgendwie erleichtert, dass es noch geht. Also nicht nur Fußball, sondern gemeinschaftlich zu fiebern ohne Fieber. So viel dazu, jetzt ab ins Wembley Stadion – allerdings am TV. Dass im Stadion 40.000 Menschen gucken dürfen, kann ich dann irgendwie doch nicht verstehen…

Hoffentlich hat der alte Lineker Satz Bestand: „Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach und am Ende gewinnen die Deutschen.“

Wir drücken die Daumen. Natürlich am Stehtisch.
KK

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