Der Adventskalender
Er hat so schöne bunte Fensterlädchen
Und Tür und Tor, verschlossen alles fest.
Was sie verbergen? Jungen frag und Mädchen,
durch die sich willig alles öffnen läßt.
Man muß den rechten Schlüssel nur verwenden
Und Augen haben, die das Schöne seh’n.
Der Schlüssel ist das Herz! Mit Kinderhänden
Laßt sich an jedem festen Schlosse dreh’n.
Dann öffnen sich die Lädchen und die Türen;
An jedem Tage geht ein Fenster auf.
Advent! Ein Hauch von Weihnacht ist zu spüren,
und Bub und Mädchen seh‘n beglückt hinauf.
Hier steht ein Licht im Fenster, dort ein Baum.
Das Püppchen fehlt nicht und der Teddybär,
das Schaukelpferd … Und was der Kinder Traum!
In dem Kalender ist kein Plätzchen leer.
An jedem Tage gibt er Freude weiter
Und Licht – wie Licht, das schenkend sich verzehrt.
Die Kinderherzen macht er froh und heiter.
Wie wenig ist es, was ein Herz begehrt!
Kalendertüren stehen wieder offen. –
O daß auch unser Herz stets offen wär!
Der alte Streit der Welt macht mich betroffen,
der Streit in uns, der Streit rings um uns her.
Wie reich wir wären!, würden wir verschenken,
was jeder hat: Der Mächt’ge seine Macht –
Und statt an uns einmal an andre denken:
Ein Mehr an Licht ist weniger an Nacht!
Heinz Mönkemeyer
Heimatdichter, * 30. März 1928, † 26. Dezember 2006
Bürgermeister von Stahle (bis zur Eingemeindung 1970), Ratsherr, Bezirksverwaltungsstellenleiter, Ortsheimatpfleger, Heimatdichter, Schriftsteller. Er war Ehrenmitglied der Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft, Träger der Ernst-Moritz-Arndt-Plakette (1993) und Inhaber des Ehrenamtspreises der Stadt Höxter (2004).
Gedicht aus dem Band „Stahler Sonette: Rückwärts blickend vorwärts schauen“ von Heinz Mönkemeyer. Veröffentlich 1996 vom MuNe-Verlag, Paderborn. ISBN: 3-9805505-1-6.