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Die Vereinsmeierei

Frau schreibt mit Stift in eine Kladde Kolumne. Stahler Kolumna sitzt dabei im Gras.

Um ein integriertes Dorfmitglied zu sein oder zu werden, ist es meist ratsam, einem der hiesigen Vereine beizutreten. Es gibt für jeden und für alles eine Möglichkeit, schon in jungen Jahren ein richtiger Vereinsmeier zu werden.

Der frischgeborene Stahler fängt früh an mit der Vereinsmeierei. Schon kurz nach der Geburt geht es ab zur Krabbelgruppe. Ob in kleinen oder größeren Gruppen, offiziell oder im Privaten, gekrabbelt und gebrabbelt wird hier ordentlich. So manche Brabbelgruppe gibt es inzwischen auch ohne Kinder, denn diese sind aus dem Alter rausgewachsen, doch Mutter bleibt man schließlich immer.

Stufe zwei: Die Sportgruppe. Das klassische Dorfkind startet in jungen Jahren beim Mutter-Kind-Turnen. Hier wird nicht nur die Bewegung der Kleinsten gefördert und bestaunt, sondern auch die kommunikativen Fähigkeiten der Begleiter trainiert. Austausch ist immer wichtig. Nachdem die lieben Kleinen die erste FC-Erfahrungen gesammelt haben, geht es dann in die große Gruppe, ohne Mama. Meist für alle entspannter. Außer für die Leitung. An dieser Stelle möchte ich einmal die Erfindung des Klettverschlusses loben.

Einige entschließen sich für den Ballsport: das Minikicker-Fußball-Training. Nun kann der eine oder andere elterliche Wunsch gelebt werden. Die eigenen Erfolge aus früheren Tagen werden vom talentierten 3-4-Jährigen komplett in den Schatten gestellt. Mein persönlicher Wunsch in der VIP-Lounge mit Lachshäppchen eines bekannten Fußballvereins zu sitzen, ist leider vergönnt geblieben. Aber es lag bestimmt nicht an meiner Leistung am Spielfeldrand. Motiviert, engagiert und nach einer Niederlage deprimiert. Schade.

Ist Fußball nicht der passende Vereinssport oder besteht Lust auf mehr, kann er/sie beim Tischtennis Erfolge sammeln. Oder bei den Pfadfindern. Oder im Fischereiverein. Meist ist’s sogar möglich an allen Aktionen teilzunehmen; die Übungs-/Gruppenzeiten machen es möglich.

Fast vergessen: die musikalische Früherziehung. Auch ich schätzte meinen Sohn als musikalisch ein und schlurrte ihn von Musikschule zur Blockflöte bis hin zur Gitarre. Alle Instrumente inklusive Liederbücher verstauben inzwischen im Kinderzimmer. Bis er sich selbst ein Instrument aussuchen durfte: eine Trommel.
Unsere beiden Musikvereine in Stahle, die Blaskapelle und der Tambourcorps, sind ausdrücklich im Bereich der Jugendarbeit zu loben. Mit den Kindern werden Übungsstunden einzeln und in der Gemeinschaft durchgeführt, es werden Fahrten angeboten, Kartoffelbraten, Spiele-Nachmittage und vieles mehr. In diesen Vereinen finden sich häufig ganze Familien bis zum hohen Alter. Nachdem ich den Lagerfeuer-Gitarren-Traum aufgegeben habe und mein Kind begeistert trommelt, entspannt sich meist die Vereinshüpferei. Der ein oder andere ist bei den Messdienern unterwegs oder auch beim Kinderchor.

Zwischen 12 und 16 Jahren wird meist genauer geguckt, welches Talent sich wirklich zu fördern lohnt. Auch wenn ich meine, die Jugendfeuerwehr oder Judo wären genau das Richtige, wird sich schon aus pubertärem Protest dagegen entschieden. Manch einer guckt auch über den Tellerrand von Stahle hinaus und begibt sich in Vereine außerhalb des Ortes. Muss ja nicht verkehrt sein.

Bei den heranwachsenden Jugendlichen ist es eh schwer, mit einem interessanten Freizeitangeboten zu locken. Lichtscheu und durch ständiges Schlafdefizit gezeichnet, müssen jegliche Aktivitäten nicht zu anstrengend, nicht weit entfernt und – ganz wichtig – ohne Eltern sein. Jede Bemühung, dem Kind mit guten Ratschlägen zur Gestaltung der Freizeit zur Seite zu stehen, schlagen fehl. Ein Reifeprozess nicht nur für das Kind, sondern auch für den Erziehungsberechtigten. Wäre hier nicht der Verein mit Regelmäßigkeit und Ordnung, Routine und sozialen Kontakten – ich würde vermutlich verzweifeln.

Fast volljährig tritt der männliche Jugendliche in den Schützenverein ein. Jaaa, nur so wirst du ein richtiger Stahler Bursche. Ab jetzt wird die weiße Hosen mit Stolz getragen. Ojemine. Frauen dürfen mittlerweile auch eintreten, by the way.

Die Mädels halten sich innerorts beim Zumba oder anderen Sportgruppen fit. Reiten, Tanzen… meist weibliche Hobbys, wobei auch hier Jungs gerne gesehen werden. Richtig außergewöhnliche Sportarten werden zwar nicht angeboten, aber ich bin mir sicher, für jeden ist etwas dabei.

Mit der Zeit verändern oder verfestigen sich die Interessen für den Verein. Meist ist es schwierig in der Ausbildung, im Studium oder als junge Eltern dem Vereinsleben beizuwohnen. Oft bilden sich neue, kleinere Vereine wie Skatklub, Tippgemeinschaften, Kegeltruppen, Fanklubs – je nach Wunsch, Zeit und Bedarf.

Mann/Frau wächst im Vereinsleben. Eben noch F-Jugendspieler, heute Betreuer. Eben der Anfänger in der letzten Reihe, jetzt schon Übungsleiter. Ob als Kassenprüfer, Vorstand oder Beisitzer, jedes Mitglied ist für den heimischen Verein wichtig. Denn, was wäre unser Ort ohne Musik, ohne die katholische Frauengemeinschaft und die Seniorenturngruppe? Wenn Kolping keine Fahrten anbieten würde, der Kultur-Förderverein keinen Tanz-in-den-Mai, keine Aufräumaktionen durch die Dorfwerkstatt? Was, wenn unsere motivierten Rentner nicht hier und da Ortsverschönerungen vornehmen würden? Letztendlich lebt ein Dorf durch seine Vereine und seine Aktionen.

Danke an die vielen Vereinsmeier, ob aktiv oder passiv, ob vor oder hinter den Kulissen. Durch Engagement und immer neue Ideen wird unser Dorf lebenswert, und das in und für jedes Alter! Mitmachen lohnt sich. Ich bin gerne Vereinsmeier. 🙂

Wir sehen uns…

KK

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