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Auf ein Neues

Frau schreibt mit Stift in eine Kladde Kolumne. Stahler Kolumna sitzt dabei im Gras.

 

So jetzt machen wir schön da weiter, wo wir im letzten Jahr aufgehört haben. Familiär, humanitär, unspektakulär.

Wie auch immer, es reicht mir. Ich jammer. Ich bin unterfeiert und unterfreundet. Highlight des Tages ist der Postbote. Durch den häufigen Kontakt an der Haustür, natürlich mit Abstand, überlege ich schon dem Lieferanten das „Du“ anzubieten. Er bringt mir einfach alles, ohne zu urteilen. Glaube ich jedenfalls.

Und ich bestelle. Kleidung, Haushaltsgeräte, Vogelfutterhaus, Spiele, Langlaufskier (hierzu später mehr). Irgendwie muss das Geld ja unter die Leute. Und ich habe einen aufregenden Moment am sonst so tristen kontaktlosen Alltag.

Zuerst habe ich mir ein neues Couch-Outfit zugelegt. Inzwischen befürchte ich jedoch, dass auch ein neues Sofa gekauft werden muss. Meine Körpersilhouette hat sich in das Möbelstück eingegraben. Schrecklich, ich bin fürchterlich faul geworden und kann mir gar nicht vorstellen, jemals wieder mehr als zwei Aktionen in der Woche überhaupt zu schaffen. Vielleicht will ich das auch nicht. Hat das ganze doch was Gutes? Werde ich wohl erst im nächsten Jahr sehen.

Um die Familie bei Laune zu halten, gibt es ein neues Gesellschaftsspiel. Alleswisser. Jeder bekommt altersgerechte Fragen, es wird mit einem Spielbrett, einem Pad oder Handy gespielt. Verschiedene Themengebiete Sport, Geschichte, Erdkunde usw. geben jedem die Möglichkeit seine Stärken auszuspielen oder auch extreme Schwächen aufzuweisen (Erdkunde). Das Spiel dauert ungefähr eine Stunde, in der die Kinder mal nicht zocken. Hurra. Auch das alte gute Risiko-Spiel hat den Weg zurück auf den Esszimmertisch gefunden. Ich mag keine Strategiespiele, aber gut, erst Risiko dann Activity. Herrlich, wenn sich Menschen bei der Pantomime Aufgabe völlig verausgaben.

Und noch eine neue Leidenschaft haben wir entdeckt: Fotos raten. Oder besser gesagt: Menschen und Orte erkennen. Unsere liebe Birgit sammelt, organisiert, recherchiert und sortiert alte Heimatbilder und hat fast täglich ein neues Profilbild zum Thema „Stahle“. Dieses Ratequizz ist zur liebgewonnenen Routine geworden. Wer ist es? Wo ist es? Und: Unglaublich!

Die Bilder wurden meist nur zu besonderen Anlässen geschossen. Nicht wie heute, wo ich für die Flut der Bilder schon externe Festplatten und einen iCloud-Speicher benötige. Es sind Bilder von Vergangenem, die mir verblüffend zeigen, was sich in hundert Jahren in einem Dorf verändert hat. Ganze Straßenzüge sind meist nur anhand kleinster Details zu erkennen: könnte der Feldberg sein, oder ne… ist hinten in der Twier.

Auch die abgelichteten Personen lassen sich nur aufgrund eines besonderen Merkmals erkennen. Schön, manchmal lustig wie über Generationen eine Nase weitergegeben wird. Die Mission vergangene Zeiten, Menschen, Häuser, Lebensgewohnheiten nicht zu vergessen, hat bei mir voll eingeschlagen.

So freue ich mich jeden Tag auf ein Neues. KK                                                                                      22. Januar 2021

Sollten noch irgendwo alte, verstaubte Kisten mit Bildern, Fotos aus der vergangenen Dorfzeit herumschlummern… gerne abzugeben bei Birgit Düker, geborene Borgolte („Weber“). Herrlich.

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