Winterwonderland
oder
Der Tag, an dem nicht nur der Schnee fiel
War das ein herrliches Winterwochenende. Die unberührte, saubere, schneeverdeckte Welt und wir ausnahmsweise mittendrin. An solche Schneemassen kann ich mich nur schwach erinnern und doch weiß ich noch, wie ich als Kind nach Hause kam und meine Füße vom stundenlangen Schlittenfahren so kalt waren, dass ich sie nicht mehr spürte. Da wurde ich von Mama in eine warme Decke eingerollt und mit einer heißen Tasse Kakao vor die Heizung gesetzt. Nie wieder hat Kakao so gut geschmeckt.
Nachdem wir noch vor dem Lockdown zum Rodeln in den Solling gefahren sind, habe ich mich hier sehr amüsiert über die unterschiedliche Auslegung von Rodelspaß. Sind wir doch mal ehrlich. Die Eltern freuen sich wie Bolle mit den Kindern in den Schnee zu fahren, um eine rasante Abfahrt zu wagen und einen Schneemann zu bauen. Nachdem aber jeder Erwachsene sich zweimal den steilen Hang mit Schlitten und Kind hochgequält hat, sollen die Kinder doch bitte mal alleine Schlitten fahren. Diesen ist es aber auch nach kurzer Zeit zu anstrengend, zu kalt und sie müssen mal. Richtig bewegen, können sie sich aufgrund des Schneeanzuges, der drei langen Unterhosen, der zwei Pullis, Unterhemd, dicken Socken, Schal, Mütze und Kapuze eh nicht. Also, nach einer knappen halben Stunde ist der Winterspaß vorbei. Auch die mitgebrachten Minimuffins der Supermutti können nicht überzeugen. Nicht, dass ich neidisch wäre. Ich finde, man kann mal gut eine Stunde ohne Essen auskommen. Tee hatte ich schließlich dabei. Dass der nicht richtig zugedreht und die ganze Flüssigkeit im Beifahrerfußraum lag, war ja nicht absichtlich. Nörgelnde Kinder, schimpfende Eltern (Wir machen das nur für dich, guck doch wie schön es hier ist!) zeigen mir doch, dass meist nur die guten Erinnerungen bleiben. Doch auch in meinem Gedächtnis sehe ich ein heulendes Kind in Vierfachverpackung im Schnee stehen… Die Kinder gewinnen, und so werden sie in ihren unbeweglichen Schneeanzügen auf den Schlitten gelegt und es wird die Heimreise angetreten. Natürlich werden sie vorher mit ihren verheulten Gesichtern noch neben einen Schneemann gestellt, um das perfekte Foto zu schießen. Filter drüber, dann sieht man die Rotznase auch nicht mehr.
Jetzt konnten die Kinder sogar vor Ort Schlitten fahren. Mutige den Stoichpatt runter, ganz mutige starten an der selbstgebauten Rampe. Überall waren Schlittenspuren zu sehen – und auch wenn nicht ganz legal –, die Kinder haben sich endlich wiedergesehen. Ausgelassen in die alte Schneehose gequetscht und ab ging’s. Ich habe mich nicht nur für die Kinder gefreut, sondern auch für mich. Seit Jahren reift in mir der Gedanke, mir eine Langlaufski-Ausrüstung zuzulegen. Früher waren wir öfters mit der Familie im verschneiten Solling unterwegs. Vor ca. drei/vier Jahren habe ich mir dann im Dorfgemeinschaftshaus in Silberborn einen – zwar eher abgefahrenen – Ski geliehen (für `nen Fünfer!!!) und hiermit eine gelungene Probefahrt gemacht. Da in den letzten Wintern kaum Schnee für eine Loipe lag, wurde der Wunsch erstmal auf Eis gelegt, aber in diesem November war es dann so weit. Nach ausgiebiger Recherche habe ich mir ein Paar Ski zugelegt. Natürlich wurde ich da noch aufgrund des mangelnden Schnees belächelt, aber schon bald schlug meine Stunde. Der Schnee kam und ich begab mich hochmotiviert in Silberborn auf eine wunderschöne, aber auch anstrengende Langlaufskifahrt. Zwar bin ich auf gerader Strecke ohne äußeren Einfluss das ein oder andere Mal gestürzt, aber ein guter Freund konnte mich immer wieder in die Spur bringen. Wie im richtigen Leben.
Ja, ein Profi werde ich wohl nicht. Doch ich hatte endlich wieder Spaß am Sport, den sogar an der frischen Luft. Und als es dann auch bei uns anfing zu schneien… jaha, da bin ich mit meinem Sohn an der Weser Langlauf gefahren. Wer hätte das gedacht. Bei herrlichem Wetter an der Weser mit Langlaufski… nur wir und die Natur… naja fast, an der Weser war die Hölle los.
Leider ist der Winterspaß wieder vorbei, es taut. Aber mit Hinblick auf die nächsten Winter bin ich vorerst gerüstet. Jetzt freue ich mich auf den Frühling, und da ich schon immer mal schnorcheln wollte…
In diesem Sinne Hals und Beinbruch
Eure KK