Skip to content Skip to main navigation Skip to footer

Verflixt

Frau schreibt mit Stift in eine Kladde Kolumne. Stahler Kolumna sitzt dabei im Gras.

30.09.2022: Verflixt

Ich hasse es einzukaufen. Neun von zehn Mal will ich nur kurz in den Laden, drei Teile … klappt nie. Die Anspannung geht spätestens auf dem Parkplatz los. Schon beim Einparken sehe ich „Miteinkäufer“, die großzügig zweieinhalb Parkplätze belegen. Warum gibt es überhaupt Markierungen? Gut. Ich fahre also nochmal rum, siehe da, es fährt gerade wer in optimaler Lage weg. Kriterien für einen guten Platz: Nähe zum Laden, Nähe zum Einkaufswagen.

Beim Aussteigen bemerke ich die fehlende Einkaufstasche. Mist! Nicht, dass ich keine besitze, nein, eine riesige Auswahl an diversen Taschen und Tüten liegen im Keller. Also alles wieder dreimal anpacken. Heute läuft es ganz schlecht. Erst schlendert ein Ehepaar gaaaanz entspannt zum Stellplatz der Wagenkörbe vor mir her, dann fällt mir die Einkaufsmarkt herunter. Sie rollt natürlich unter das Blumenbüffet. Keine Chance: auf allen Vieren krabbelnd, kann ich nur raten, wo sie hingerollt ist. Die Blumen sind frisch gegossen, also tropft mir während der Suche braunes Wasser ins Gesicht. Schluss, eine neue Mark muss her. Liegt noch im Auto, hoffe ich jedenfalls. Und wieder zurück. Auch deshalb ist ein guter Parkplatz so wichtig.

So, Wagen geholt und rein. Das Schlenderpaar ist auch schon angekommen. Allerdings nur bis zum Drehkreuz. Hier wird wohl der Einkaufsplan besprochen. Mitten im Eingang? Freundlich annähernd versuche ich mit extra Krach und leichtem Husten auf mich aufmerksam zu machen. Es passiert nichts. Vehement halten sie sich an dem Metallgestänge fest und bewegen sich nicht. Ich huste lauter, denn lauter Husten macht seit Corona Angst. JA, nur so geht es. Freundlich zugenickt und dran vorbei. Allerdings weiß ich jetzt schon, wie es läuft. Die zwei bleiben mir erhalten. So ist es auch. An der Fleischtheke treffen wir wieder aufeinander. Ich will doch nur Mett. Sie nicht. Nach kurzer Beratung mit dem Gatten, lange Beratung durch die äußerst kompetente Fleischereifachverkäuferin ist klar: von allem zwei Scheiben. Das kann nicht ihr Ernst sein. Ungeduldig blicke ich auf meine Uhr. Na gut, ich mach erst Käse und komme dann zurück. Ganz schlechter Plan: bei Wiedereintreffen am Fleischgehege sehe ich die wachsende Schlange und Frau Sorglos immer noch konstant in der Zwei-Scheiben-Bestellung. Während sie weiter bestellt, futtert er sich am Probierteller satt. Bitte nicht! Er mag die besondere Wurst im Darm, mit Knoblauch, aus eigener Herstellung, ja natürlich von glücklichen Kühen, nein nicht importiertes, ja hält sich gut im Kühlschrank und nein, die haben wir nicht immer im Angebot, nur heute. Respekt an die Verkäuferin, sie wird diese Wurst wohl nie wieder auslegen.

Am Fischregal habe ich die Beiden wieder eingeholt. Jetzt auch hier angespannte Stimmung. Er will Fisch. Sie nicht. Wofür auch, sie hat schließlich einen Monatsvorrat an Wurst im Korb. Meine große Chance, rein in den Mittelgang vorbei an allen Angeboten. Ich hänge sie ab. Nur ein kurzer Stopp beim Eis. Den Einkaufszettel habe ich irgendwo schon längst beim Laufen verloren. Ich habe nur noch ein Ziel: Vor dem Paar die Kasse zu erreichen. Kein Rücksicht mehr auf andere. Bekannten und Freunden werden nur noch gehetzt zugenickt, denn ich höre die zwei kommen. Fast etwas stolz stelle ich mich an Kasse drei. Die Hälfte vergessen, egal, aber Erster. Erst jetzt gucke ich zum Vordermann. Es ist mir unerklärlich. Er, der Fischliebhaber, steht vor mir, heftig winkend, denn seine Frau holt noch was von hinten, vergessen zu wiegen oder so was. „Kein Problem“ höre ich mich sagen und möchte eigentlich schreien. Da kommt sie mit einem Arm voll Kram. Wahrscheinlich war ich das erklärte Ziel. OK, die zwei haben gewonnen. Als dann beim Bezahlen die Groschennummer kommt: „Ich hab‘s passend“ such such such: „ 84, 85, 86 schade, doch nicht. ,muss ich laut lachen. Lautes, aus dem nichts kommendes Lachen macht anderen auch Angst.

Wenn die zwei jetzt noch Sticker sammeln, brech ich zusammen. Nein, tun sie nicht, aber Punkte: „Die Karte steckt eigentlich immer hier, hast du sie wieder, nein, … nachtragen lassen, mmh ja ist gut. Ach die Gutscheine nehme ich gerne.“

Einkaufserlebnis?! Das ich nicht lache. Ich gehe jetzt um halb acht abends einkaufen. Fast alleine. Ich bummel und schlender, kaufe anstatt drei zehn Teile und lasse mich am der Wursttheke von links nach rechts und wieder von links bedienen. Total entspannt. Ach und der drängelnde,hustende Typ hinter mir? Der soll mal froh sein, dass ich mit Karte ganz fix bezahle, denn ich werde immer vor ihm sein… Wie? Das ist mein Geheimnis.

Viel Spaß beim Shoppen,
KK

Back to top