To do or not to do
Ich liebe es, sie zu erstellen, sie zu verlängern oder zu erweitern. Zugeschnitten für jedes Familienmitglied. Auf dem Zettel oder im Handy gespeichert, verschiedene Formate mit verschiedenen Prioritäten. Sie ist konstant, ohne Bewertung und austauschbar. Jeder hat seine eigene und manchmal haben wir eine gemeinsame. Der eine mag sie, der andere verflucht sie. Jeder kann, keiner muss.
Die To-do Liste. Eine Liste mit ständigen Aufgaben. Sie ist in meinem Kopf und versucht mich in jeder gammeligen Minute zu disziplinieren. Erst nach einer abgearbeiteten Liste erlaubt sich mein Körper und oder Geist eine Pause. Schulterklopfend darf ich dann Feierabend machen.
Vielleicht, denn häufig wartet schon eine Neue.
Es gibt sie in verschiedenen Versionen. Tagesliste, Wochenliste, Jahresliste. Liste für Kinder und Liste der unerfüllten Wünsche. Sie endet nie, daher gibt es keine Langeweile, eigentlich. Sie erneuert sich ständig, manchmal sogar stündlich. Sie passt sich an, wird größer und meistens länger. Oft auch teurer. Aber sie ist immer da. Gerne habe ich auch Listen für andere im Kopf. Auf kleinen Zetteln verteile ich sie in der Wohnung und hier warten sie auf einen Erlöser, der nicht kommt. Dann erledige ich sie eben selber. Eigene Selbstschuld. Ungeduldig betrachte ich das nicht gesaugte Zimmer, die unausgeräumte Spülmaschine.
Nachdem ich fertig bin, höre ich meist die Worte: ich hätte das schon noch gemacht, nur nicht jetzt. Aber ich brauche Abschlüsse, vielleicht will ich auch Mitleid. Die arme Frau, die alle Listen selber abarbeitet. Ich erwische mich stöhnend, wie gebeutelt bei der Durchführung einiger Aufgaben, als würde ich in den Krieg ziehen. Der Kampf gegen den Dreck. Nur ich kann ihn bezwingen. Ich schaff das schon, auch ohne Hilfe.
Ja, oft bemitleide ich mich dabei. Manchmal sogar so sehr, dass ich Tränen in den Augen habe, weil es mir so schlecht geht mit den ganzen Listen. Neidisch blicke ich dann auf entspannte Listenverachter. Die sogar ohne Einkaufsliste spontan in den Laden gehen. Einfach so. Und kaufen Sachen, die auf keiner Liste stehen. Richtig cool.
Allerdings gibt es für mich diesen einen kleinen Glücksmoment der fast unbezahlbar ist: eine der Aufgaben mit einem kleinen Haken versehen. Oder ganz verrückt, einen Punkt von der Liste zu streichen. Ob am Ende des Tages irgendwer Notiz von meiner abgearbeiteten Liste genommen hat? Eher nicht. Aber ich. Ich freue mich so, wenn sie vollendet sind.
Es gibt aber auch Tage, da lasse ich die Liste Liste sein. Ohne schlechtes Gewissen mache ich einfach nix. Also kann ich das auch, nur leider viel zu selten. Zur Strafe gibt es morgen eine neue viiiel längere Liste. Mit bösen Sachen drauf, wie Frühsport, Einkaufen, Rumpelkammer aufräumen. Ist mir heute aber egal. Ich hab heute Sonntag und mache einen dicken freundlichen Haken dahinter.
Schönes Wochenende
KK