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Heute mach ich alles fertig

Frau schreibt mit Stift in eine Kladde Kolumne. Stahler Kolumna sitzt dabei im Gras.

 

Es ist wieder soweit. Ich bin hochmotiviert und bis Weihnachten sind es noch zwei Wochen.

Also ab in die Stadt. Buy local. Ich starte mit einer voll beschriebenen Einkaufsliste, die mir schon nach dem zweiten Ladenbesuch abhanden gekommen ist… Es gibt schon die ein oder andere Prozente-Aktion, komischerweise stehen diese immer neben meinen Wunsch-Artikeln. Egal, ist halt so. Die Geschenke werden im Alter zwar kleiner, aber immer teurer.

Fast vermisse ich die kindliche Aufregung kurz vor den Feiertagen:
Endlich, der 24.12. Den ganzen Tag im Ersatz-Wohnzimmer (nicht in der guten Stube) Fernseh‘ gucken, alle Weihnachtsfilme hoch und runter. Von Pippi über Michel bis natürlich zum Aschenbrödel, um dann nochmal heimlich durch das Schlüsselloch zu linsen. Vielleicht lässt sich doch ein Blick erhaschen auf den hoffentlich vollen Gabentisch. Nix. Ist zu dunkel. Ab zur Kirche. Auch hier ist die Aufregung in jeder Bank zu spüren. Kaum ist das Christkind geboren, wird bei Mama an der Jacke gezuppelt: „Können wir endlich gehen…!??!!“. Damals wurde Feliz Navidad noch nicht in mehreren Strophen gesungen… (Zwinker)

Noch schnell vorbei an der Krippe, um eine Spende in den „Hirtenkorb“ zu stecken. Dieser nickt dankend. Nun aber los. Die Strecke nach Hause wird fast nur gelaufen. Mit gerötetem Gesicht wird die Jacke in die Ecke gepfeffert, um vor den Geschwistern vor der Tür zu stehen. Und als dann die Glocke erklingt und wir eintreten dürfen – herrlich, dieses glückliche Kindergefühl: „Ja, ich war wohl doch artig…“ abgelöst von: „Hat meine Schwester etwa mehr Geschenke?“. Gehört wohl zu jedem Weihnachtsfest dazu. Genauso wie viel zu viele Domino-Steine, den neuen Schlafanzug anziehen und ein – bis mindestens Mitternacht dauerndes – Gesellschaftsspiel, welches auch gerne mal vor lauter Wut (mein Vater hat wirklich immer gemogelt) Richtung Tannenbaum flog. Ich erinnere mich auch an den Geruch. Es roch drei Tage nach Rotkohl, Tannengrün und satter Zufriedenheit. Den zu kleinen, selbstgebauten Tannenbaumständer, das schlechte Blockflötenstück meiner Schwester, die falsche Puppe (eine mit Haaren) gehören aber auch dazu.

Ich bin mir ganz sicher, meine Mutter hatte nie so einen Stress, oder sie hat ihn nie ausgestrahlt.

Wahrscheinlich letzteres. Ich bin jedes Mal gestresst. Trotz super Einstellung hat es nicht geklappt mit meiner Vor-Ort-Kauferei. Nein, es wird bestellt, zurückgeschickt, neu bestellt, viel zu klein, nochmal neu usw. zack 22.12. Und nu‘? Verzweifelungskäufe. Meist viel teurer als geplant. Egal, Hauptsache gefällt.

Für mich ist nicht mal das Kaufen das Problem, sondern eher das Einpacken der Geschenke. Oh Mann, es gibt Verpackungen, die sind schöner als das Geschenk, so so schön. Kann ich aber nicht. Spätestens bei der zweiten Verpackung habe ich mir den Daumen am Tesa aufgeritzt und blute jedes Geschenk irgendwo an. Merke dieses aber erst beim vorletzten Geschenk. Also vorsichtig abrubbeln mit ‘nem feuchten Lappen, Geschenkpapier reißt. Also von vorne. Oder Stern draufkleben.

Viel umweltschonender sind ja Tüten. Mehrfach zu nutzen (Achtung: Name entfernen im Schild), gut zu transportieren und ohne Stress schnell verpackt. Keine künstlerisch gefaltete Dekospitze mit Tannengrün und Eukalyptus besetzt. Kein kalligraphisch perfekt geschriebener Gruß auf dem selbstgebastelten Stern in dreidimensionaler Illusion und sogar auf Wunsch blinkend. Wo ist das Geschenkpapier vom letzten Jahr, frisch gebügelt, das Tesafilm vorsichtig umgeklappt?

Und während ich hier so sinniere, in welche Tüte das fette Geschenk für meinen Mann passt (jaha oho), klingelt schon wieder der Postbote an der Tür. Das letzte Geschenk kommt an. Schon verpackt. Hatte ich angeklickt. Umtausch bis Ende Januar möglich. Und wehe, es wird sich nicht gefreut.

Allen eine fröhliche Weihnacht mit Tannenduft, schön verpackten Geschenken und hoffentlich ganz wenig Stress.
KK

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