CUL8R
Das verstehe ich nicht. Wie kann mitten im Wort eine Zahl auftauchen und dann ist das Ganze auch noch ein Satz? Neudeutsch oder Halbenglisch, Halbdeutsch, Denglish?!! Ich spreche es laut aus, aahhh die acht steht für eight: CUL8R heißt See you later. Alles klar. Oder nicht? Will ich das so verstehen?
Unser neues Wortgut fällt mir manchmal schwer. Sicher hat jede Zeit seine Ausdrucksweise, doch wie schade, dass alte Wörter wie blümerant, kommod oder Fisimatenten aus unserer Alltagssprache verschwinden. Natürlich ist es leichter und schneller gerade in Textnachrichten mit Abkürzungen zu arbeiten. Aber wenn ich diese erst googeln muss – für mich keine Zeitersparnis. LOL, HDL, OMG.
Viele Begriffe verschwinden, sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Da der Walkman, die Schreibmaschine und die Telefonzelle wirklich nicht mehr genutzt werden, ist es verständlich, dass sie „aussterben“. Aber schade ist es für besonders schöne Wörter wie Springinsfeld, Klümpchen, Firlefanz… an der richtigen Stelle hört sich das doch um einiges besser an. Schade, schade, schade. Viele Wörter sind richtige Farbtupfer in einem Satz. Hinfort sind die ehrenfesten, holdseligen und schokanten Begriffe. Wie vermaledeit. Wohllöblich dem, der zartsinnig spricht. Ganz schön hochgestochen? Traumvergessen, himmelsstürmend, treulich. Was gibt unsere Muttersprache doch wunderschöne Ausdrücke her.
Leider erfährt es auch das Platt. Spricht es hier noch einer im Ort? Verstehen vielleicht, aber sprechen. Ich erinnere mich an die Gespräche von meinem Großvater (sagt auch keiner mehr) und seinen Schwestern. Nichts habe ich verstanden, gar nichts. Ich saß unterm Küchentisch und habe ihnen gelauscht und fand es irgendwie komisch. Flitzepe, Buxe, Trottoir.
Der Stahler Fritz Borgolte hat sich schon vor Jahren (2001) die Arbeit gemacht und eine Mappe mit altdeutschen oder wie er es nennt Mischmasch-Wörtern (Platt und Hochdeutsch) in einem besonderen Lexikon zusammengeschrieben. Er hat damals schon geahnt, dass eines Tages viele Ausdrücke verschwinden. Bestimmte Orte und Straßen in Stahle erklärt er in seinem Heft. Die Hausnummern von Alt-Stahle, die Zugehörigkeit und die Beinamen einiger Familien werden hier auch aufgeführt. Es ist nicht das einzige Heft, das von ihm geschrieben wurde und ich glaube sogar, dass ganze auf einer Schreibmaschine. Respekt.
Auch das geschriebene Wort in Sütterlin ist kaum noch oder mit viel Mühe zu entziffern. Diese für mich gemalte Schrift aus alten Schulheften, Postkarten oder Bildunterschriften verblassen nicht nur auf dem Papier.
Aber vielleicht sehe ich das alles zu sentimental. Sprache wächst und verändert sich. Kommunikation wird schneller, kürzer und häufig unpersönlicher. Es ist einfacher kurz eine Nachricht zu schreiben, als ein langes, vielleicht sogar unbequemes Gespräch zu führen. Diese Nachricht bringt zwar schon mal Verwirrung und wird gerade in Gruppenchats meist zum Zeiträuber. Aber natürlich mache ich auch mit. Kläre Termine, setze Lebenszeichen und schicke Geburtstagsgrüße (sofern sie gespeichert sind). Vielleicht werde ich versuchen, mehr mit unserer schönen deutschen Sprache zu spielen. Verstehen wird es hoffentlich jeder, ansonsten setzte ich den passenden Smiley dazu. 😉
Hier noch einige meiner neu (wieder) entdeckten Lieblingswörter:
Beddesbunje, Dreikäsehoch, feudal, gnatzig, Hambummel, Kinkerlitzchen, Latrine, neppen, Plünnen, possierlich, ramentern, Schlawiner, Sermon, Sperenzchen, struntzen, Tiekebock, zöppern
Habt ihr vielleicht noch das ein oder andere schöne Wort in petto?
Schöne Woche liebe Gefährten,
KK
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