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Frohe Weihnachten

Frau schreibt mit Stift in eine Kladde Kolumne. Stahler Kolumna sitzt dabei im Gras.

 

Es ist bestimmt schon über vierzig Jahre her, da half meine Mutter zwei älteren Damen aus Holzminden im Haushalt. Da die Beiden vor Ort ohne Familie waren, vergrößerte sich der Hilfebedarf mit der Zeit immer mehr, sodass meine Mutter das „Mädchen für alles“ wurde.

Das wurde nicht nur finanziell, sondern auch gerne mal in Form von verschiedenen, manchmal auch sehr skurrilen Sachen entlohnt. Ich erinnere mich an bunten Modeschmuck, einen Porzellan-Esel mit Anhänger für den Garten, einer wirklich hässlichen, aber bequemen Liege und einer Nähmaschine.

Wenn ich an die Nähmaschine denke (alte Singer, Holzgestell mit Fußwippe), erinnert sie mich an Nougatschokolade, versteckt vor meinen Geschwistern in der Schublade, an selbstgenähte Kissen für meine Barbie und an eine Dirty-Dancing-Kassette.

Ja, die Nähmaschine war irgendwie ein Gefühl. Doch nachdem sie Jahre ungebraucht und dekorativ im Treppenhaus verbrachte, sie zwischenzeitlich ein Comeback als Nähmaschinentisch in meinem Wohnzimmer hatte (totale Pleite, nach einem Kurs und dreitausend verkehrt genähten Steppstichen war meine Karriere am Ende), landete die Maschine ungeliebt im Keller. Hier staubte sie lange Zeit zu, wurde als Ablage genutzt, erfüllte aber sonst keinen Zweck.

Dann kam die zweite Welle und die Aufräumaktion 2.0. Kaufen wollte sie keiner, aber als sie zu verschenken war, kamen einige Anfragen. Mit einem leicht schlechten Gewissen, sagten wir dem ersten Käufer zu. Den nächsten Morgen um zehn Uhr wollte er sie abzuholen. Mit all ihren Erinnerungen, gerissenen Riemen und Ersatznadeln sollte sie einen neuen Besitzer bekommen.

Und er kam, pünktlich. Herr M. aus Togo. Er guckte sich die Nähmaschine gar nicht lange an, sondern packte das wirklich schwere Gerät in seinen Transporter. Dabei erzählte er seine Geschichte. Er würde solche Nähmaschinen sammeln, um sie einmal im Jahr mit einem Container in seine Heimat nach Togo zu verschicken. Da die Maschine ja fußbetrieben und ohne Strom laufen würde, könnte sie überall betrieben werden, und somit Familien helfen, etwas Geld zu verdienen.

Oh, ganz ehrlich, ich war und bin immer noch gerührt. Mein schlechtes Gewissen gegenüber der Nähmaschine, Frau M. aus Holzminden und meiner eigenen Wegwerfproblematik löste sich komplett in Luft auf.
Wie einfach war das denn bitte schön. Eigentlich ohne es zu wissen, konnten wir einer Familie helfen. Hätte ich das gewusst, hätte ich doch noch was in die Schubladen gelegt. Oh, mich packt der Weihnachtsgedanke. Wie kann ich wo noch Gutes tun??!!

Vielleicht war die Geschichte von Herrn M. auch gelogen, und er dachte sich beim Anblick unserer Gesichter, dass wir uns mit ihr besser fühlen. Und das tue ich auch. Ich halte den Gedanken erstmal fest, und sehe in meinem geistigen Auge die Nähmaschine quietschend und ratternd in Togo stehen. Danke auch an Frau M., ich glaube, ich höre sie da oben im Himmel erfreut klatschen.

Jetzt noch etwas in eigener Sache, damit auch wir uns beklatschen können. Da die heiligen drei Könige dieses Jahr den Segen nicht in die Häuser bringen können, aber die Projekte gerade in dieser Zeit unsere Unterstützung benötigen, wurden verschiedene Spendenmöglichkeiten erstellt. So kann zum Beispiel gleich hier auf der Stahler Seite nur durch einen Klick auf das Sternsinger-Logo gespendet werden. Also legt los. Lasst uns gemeinsam Gutes tun. Vielleicht etwas zu viel der emotionalen Stimmung? Egal, ist doch Weihnachten.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr,
wünscht euch von Herzen

KK

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