Kolumne

Der gute Vorsatz

Es kann mir keiner sagen, dass er/sie sich nicht auch zu Silvester einen Plan für das neue Jahr schmiedet. Sei es gesundheitlich (mehr Sport), sei es finanziell (sparsamer) oder auch „nur“ achtsamer zu sein. Um dann im darauffolgenden Jahr zu merken, dass es auch dieses Jahr nicht geklappt hat. Und überhaupt, warum Vorsätze zum neuen Jahr, warum nicht ab Mai?

Meine Diäten fangen immer montags an. Sollte ich dieses montags vergessen (oder verdrängt) haben, fange ich wieder erst nächsten Montag an. Niemals Dienstag. Warum, weiß ich nicht. Mit Abschluss einer Woche ist ein Neustart einfacher? Mit Abschluss eines Jahres auch?

Wenn ich zurückblicke auf meine Vorsätze, habe ich noch nie am 1. Januar damit gestartet. Allerdings auch nicht am 15. Für Sport war es zu kalt, für gesundes Essen noch zu viel Süßkram im Haus (was wirklich wegmuss, Kekse schmecken nur bis Weihnachten). Naja, vielleicht war ich soweit mit mir achtsam, da ich meist den 1.1. auf dem Sofa liegend das Neujahrsspringen gucke. Hat immerhin was mit Sport und Ruhe zu tun.

Gute drei Wochen später – der ganze Schnökerkram ist vertilgt, es ist immer noch kalt – bin ich leider immer noch grob fahrlässig. Ständig finde ich eine halbgare Ausrede, um mir selbst den Konsum von zu viel Medien, zu wenig Bewegung schön zu reden. Morgens meist hochmotiviert (ran an den Speck), belohne ich mich abends (her mit den Chips) für die kurze Konstante.

Ach was soll’s. Natürlich sind das nun keine wirklichen Probleme. Sollte die Welt sich irgendwann wieder normal anfühlen, möchte ich ja wiedererkannt werden. Nicht nur durch die gewichtlichen UP-and-Downs ist hoffentlich auch mein Kopf wieder dazu bereit, ein normales Leben zu führen. Mit Sicherheit. Denn ich merke gerade (in meiner morgendlichen guten Diätphase bis 10.30 Uhr), dass ich nach guter Gesellschaft lechze. Eine Feier mit mehr als zehn Leuten, laute Musik außerhalb meines Autos, Bauchschmerzen von zu viel Lachen. Mich erschreckt, dass ich vor zwei Jahren so viele Sachen als ganz normal und selbstverständlich angenommen habe, die jetzt ein absolutes Tabu sind. – Ohne es zu bemerken und auch zu schätzen.

Puh, ich zieh mich runter, hilft nur Schokolade. Nein, ich halte durch. Und das an einem Freitag. Dieses Jahr mach’  ich alles anders. Vielleicht fast alles. Vielleicht auch gar nichts.

Ich will mehr auf meinen Bauch hören, mir mal eine Pause gönnen. Weiterlaufen, wenn ich mag. Stehenbleiben, wenn ich will. Essen, wenn es schmeckt. Alles genießen, wenn ich’s merke. Mal durchatmen und fünf gerade sein lassen.

Das sind doch gute Vorsätze. Mit denen kann ich viel besser arbeiten, das drückt auch nicht so. Ob es klappt, sehe ich dann am 31.12.22 in meiner persönlichen Jahresabschlussbilanz. Und dann kann ich mir ja höhere Ziele setzen. Für heute und jetzt reicht mir das vollkommen.

Also dann:

Auf kulinarische Köstlichkeiten,
den dicken Hintern,
Sport ohne Bewegung
und vielleicht ’ne fette Party…

Willkommen 2024!!!
KK

21.01.2024

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24.12.2023: Heute mach ich alles fertig

Es ist wieder soweit. Ich bin hochmotiviert und bis Weihnachten sind es noch zwei Wochen.

Also ab in die Stadt. Buy local. Ich starte mit einer voll beschriebenen Einkaufsliste, die mir schon nach dem zweiten Ladenbesuch abhanden gekommen ist… Es gibt schon die ein oder andere Prozente-Aktion, komischerweise stehen diese immer neben meinen Wunsch-Artikeln. Egal, ist halt so. Die Geschenke werden im Alter zwar kleiner, aber immer teurer.

Fast vermisse ich die kindliche Aufregung kurz vor den Feiertagen:
Endlich, der 24.12. Den ganzen Tag im Ersatz-Wohnzimmer (nicht in der guten Stube) Fernseh‘ gucken, alle Weihnachtsfilme hoch und runter. Von Pippi über Michel bis natürlich zum Aschenbrödel, um dann nochmal heimlich durch das Schlüsselloch zu linsen. Vielleicht lässt sich doch ein Blick erhaschen auf den hoffentlich vollen Gabentisch. Nix. Ist zu dunkel. Ab zur Kirche. Auch hier ist die Aufregung in jeder Bank zu spüren. Kaum ist das Christkind geboren, wird bei Mama an der Jacke gezuppelt: „Können wir endlich gehen…!??!!“. Damals wurde Feliz Navidad noch nicht in mehreren Strophen gesungen… (Zwinker)

Noch schnell vorbei an der Krippe, um eine Spende in den „Hirtenkorb“ zu stecken. Dieser nickt dankend. Nun aber los. Die Strecke nach Hause wird fast nur gelaufen. Mit gerötetem Gesicht wird die Jacke in die Ecke gepfeffert, um vor den Geschwistern vor der Tür zu stehen. Und als dann die Glocke erklingt und wir eintreten dürfen – herrlich, dieses glückliche Kindergefühl: „Ja, ich war wohl doch artig…“ abgelöst von: „Hat meine Schwester etwa mehr Geschenke?“. Gehört wohl zu jedem Weihnachtsfest dazu. Genauso wie viel zu viele Domino-Steine, den neuen Schlafanzug anziehen und ein – bis mindestens Mitternacht dauerndes – Gesellschaftsspiel, welches auch gerne mal vor lauter Wut (mein Vater hat wirklich immer gemogelt) Richtung Tannenbaum flog. Ich erinnere mich auch an den Geruch. Es roch drei Tage nach Rotkohl, Tannengrün und satter Zufriedenheit. Den zu kleinen, selbstgebauten Tannenbaumständer, das schlechte Blockflötenstück meiner Schwester, die falsche Puppe (eine mit Haaren) gehören aber auch dazu.

Ich bin mir ganz sicher, meine Mutter hatte nie so einen Stress, oder sie hat ihn nie ausgestrahlt.

Wahrscheinlich letzteres. Ich bin jedes Mal gestresst. Trotz super Einstellung hat es nicht geklappt mit meiner Vor-Ort-Kauferei. Nein, es wird bestellt, zurückgeschickt, neu bestellt, viel zu klein, nochmal neu usw. zack 22.12. Und nu‘? Verzweifelungskäufe. Meist viel teurer als geplant. Egal, Hauptsache gefällt.

Für mich ist nicht mal das Kaufen das Problem, sondern eher das Einpacken der Geschenke. Oh Mann, es gibt Verpackungen, die sind schöner als das Geschenk, so so schön. Kann ich aber nicht. Spätestens bei der zweiten Verpackung habe ich mir den Daumen am Tesa aufgeritzt und blute jedes Geschenk irgendwo an. Merke dieses aber erst beim vorletzten Geschenk. Also vorsichtig abrubbeln mit ‘nem feuchten Lappen, Geschenkpapier reißt. Also von vorne. Oder Stern draufkleben.

Viel umweltschonender sind ja Tüten. Mehrfach zu nutzen (Achtung: Name entfernen im Schild), gut zu transportieren und ohne Stress schnell verpackt. Keine künstlerisch gefaltete Dekospitze mit Tannengrün und Eukalyptus besetzt. Kein kalligraphisch perfekt geschriebener Gruß auf dem selbstgebastelten Stern in dreidimensionaler Illusion und sogar auf Wunsch blinkend. Wo ist das Geschenkpapier vom letzten Jahr, frisch gebügelt, das Tesafilm vorsichtig umgeklappt?

Und während ich hier so sinniere, in welche Tüte das fette Geschenk für meinen Mann passt (jaha oho), klingelt schon wieder der Postbote an der Tür. Das letzte Geschenk kommt an. Schon verpackt. Hatte ich angeklickt. Umtausch bis Ende Januar möglich. Und wehe, es wird sich nicht gefreut.

Allen eine fröhliche Weihnacht mit Tannenduft, schön verpackten Geschenken und hoffentlich ganz wenig Stress.
KK

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01.12.2023: Heimat

Fragt mich jemand, was Heimat für mich bedeutet, erzähle ich von Dr. Heimat, dem Vater meiner ersten Amalgam-Füllung. Kennengelernt habe ich Dr. Heimat an einem heißen Tag im Herbst 1992 in seinem Emmertsgrunder Garten. Ein alter Mann war es, Schnurrbart und Speedo-Badehose, der den Rasen mit einem Schlauch wässerte und mir zuwinkte. Ich grüßte zurück. Er suchte über den Zaun das Gespräch, fand wenig – mein Deutsch war miserabel. Dass er freundlich grüßte, über die Straße hinweg, genügte erst mal auch.

Auf meine Zähne sprach er mich im darauffolgenden Frühling an. Wir hatten bis dahin nie mehr als ein paar Sätze miteinander gewechselt, er muss die Apokalypse in meinem Mund irgendwie durch die Wangen entröntgt haben. Er riet mir, in seiner Praxis vorbeizukommen. Das sei jederzeit möglich, er empfehle aber: sehr bald. Eine Krankenversicherung hatte ich nicht, Dr. Heimat war das egal. Er hat unser aller Karies behandelt: bosnischen Karies, somalischen Karies, deutschen Karies. Einer ideellen Heimat geht es um den Karies und nicht darum, welche Sprache der Mund wie gut spricht. Ich musste mehrmals antreten. Beim vierten oder fünften Mal erzählte ich auf dem Behandlungsstuhl ein bisschen von mir, ein bisschen von der Familie. Irgendwann erzählte ich ihm auch von meinem Großvater Muhamed. Dass ich glaubte, er sei von uns allen am wenigsten glücklich in Deutschland, allerdings viel zu freundlich und dankbar, um das zuzugeben. Dr. Heimat erkundigte sich, ob es etwas gab, was mein Großvater gern unternahm.

Fragt mich jemand, was mir Heimat bedeutet, erzähle ich vom freundlichen Grüßen eines Nachbarn über die Straße hinweg. Ich erzähle, wie Dr. Heimat meinen Großvater und mich zum Angeln an den Neckar eingeladen hat. Wie er Angelscheine für uns besorgt hat. Wie er Brot geschmiert und sowohl Saft als auch Bier dabeihatte, weil man ja nie weiß. Wie wir Stunden nebeneinander am Neckar standen, ein Zahnarzt aus Schlesien, ein alter Bremser aus Jugoslawien und ein fünfzehnjähriger Schüler ohne Karies, und wie wir alle drei ein paar Stunden lang vor nichts auf der Welt Angst hatten.

Saša Stanišić, mit einer Geschichte aus dem Kalender 2020/21 „Der 26. Andere Advent“ vom Andere Zeiten e.V. www.anderezeiten.de

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25.08.2023: Wer hat’s erfunden?

Ja, das ist wirklich ein alter Werbeslogan, aber ich muss häufig an ihn denken. Leider nicht im Guten. Obwohl ich die Erfindung des Telefons weiterhin verrückt finde: Ich spreche hier in den Hörer rein und gaaanz woanders kommt mein Wort wieder raus?! Unglaublich. Eine ganz tolle Erfindung! Bei anderen Sachen überlege ich oft, warum es noch nicht erfunden wurde. Eine automatische Aufräumhilfe oder ein vollelektrisches Saugwisch-Putzgerät für Fenster ohne personelle Unterstützung, ein Bügelautomat, Sockensortiermaschine, eine kontinuierliche Grünphase auf Knopfdruck.

Doch viele schon vorhandene Dinge nerven mich. Besonders im Haushalt. Oder kann irgendwer diese doofen Kaffeeverpackungen öffnen ohne ‘Betonung liegt auf ohne“, den Kaffee dabei zu verschütten? Und dann auch noch das Umfüllen in die Kaffeedose. Ich dreh durch. Ja, im Zeitalter von Hightech-Kaffeemaschinen und ganzer Bohne ist dies nur ein Problem des einfachen Mannes/Frau.

Ein weiteres persönliches Highlight, besonders morgens um kurz nach sechs: Milchtütenverschlüsse. Also die mit dem kleinen Plastikring. Kurzes Einfädeln des Zeigefingers, anheben, ziehen, zack, abgerissen. Uaah, also versuche ich mit einem scharfen Messer vorsichtig die vorgestanzte Öffnung so zu ritzen, ohne versehentlich auf die Tüte zu drücken, um dann ein Milchbad anzurichten. Klappt nur selten.

Ah da fällt mir noch die olle Thunfischdose ein. Vorgewarnt biege ich den Aufreißer (gibt es dafür einen offiziellen Namen?) hin und her, um dann den kleinen (Mist-)Ring in der Hand zu halten. Natürlich ohne gewünschte Eröffnung.

Weitere Fluchobjekte mit erschwerter Handhabung: Mehltüten, verklebte Mülltüten (wo ist die Öffnung bitte?), Schmierkäse mit viel Flüssigkeit, Joghurt mit Vakuum, Nudeltüten (die alleine immer weiter aufreißen),weiche Getränkeflaschen, verklebtes Klopapier, Spannbettlaken (kann man die wirklich falten?), zu kurze Staubsaugerkabel und ganz weit oben: Frischhaltefolie.

Auch außerhalb meiner Küche frage ich mich auch oft, warum manche Sachen so konstruiert wurden wie z.B. Beipackzettel. Einmal aufgefaltet niemals wieder zurücksteckbar. Oder die riesigen Etiketten im Pullover – liest sich das irgendwer durch?

So ein paar Ideen hätte ich noch… doch bei der rasanten Entwicklung habe ich es wahrscheinlich noch nicht geschrieben, da ist es schon erfunden: kabelloser Strom, Chipstüten ohne knistern, leise Mixer, Stifte die gleich korrigieren, Schokolade die schlank macht. Mehr fällt mir gerade nicht ein. Vielleicht noch ein Unkrautspray – aufgesprüht, weg. Ohne bücken und zupfen. Grandios.

Bis hier hin bin ich aber auch ohne den Kram gut gekommen. Und wenn ich mich in Ruhe mit etwas Bedacht an den nächsten Dosenverschluss wage, werde ich den Alltag wohl auch so meistern. Aber sollte es irgendwann eine Kaffee-Tüte mit unverschüttbaren Einfülltrichter geben, dann denkt daran:

Ich hab‘s erfunden!
Liebe Grüße KK

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13.07.2023: Komm gucken…

Ja, dieses Wochenende ist es soweit: Stahle präsentiert sich…

Wer es noch nicht zur LGS geschafft hat: Hin!

Nicht nur das Lavendelfeld ist wunderschön, es gibt – trotz bereits mehrfacher Besuche ­– immer wieder Neues zu entdecken.

Natürlich gibt es die persönlichen Lieblingsecken, aber es lohnt sich wirklich das LGS-Gelände zu erkunden. Ja, man muss schon lauffest sein. Der eine oder andere Ein- und Ausgang könnte näher sein oder besser beschildert. Aber mit dem Shuttle und dem Weserwurm ist es gut zu schaffen. Dank Dauerkarte kann man auch mal nur kurze Strecken „abschlendern“. Zu empfehlen: sich mit einem  gut gefüllten Picknickkorb eher gen Abend auf der Anlage einzufinden. Das Publikum ist überschaubar und der ganze Park strahlt Gelassenheit und Ruhe aus. Irgendwo wird Gitarre gespielt, hier und da liegen Menschen in den Schaukeln, Sonnenstühlen oder auf den geschwungenen Holzbänken, denn dieses sind beliebte Treffpunkte. Und wenn die gut gekühlte Weinflasche aus dem Korb geleert ist, fühlt es sich wie Urlaub an.

Nachdem sich schon einige Dörfer vorgestellt haben, ist dieses Wochenende unser Dorf an der Reihe. Auch wenn der Stahler an sich immer etwas Anlaufzeit benötigt, wäre es doch nun wirklich an der Zeit, den Weg zu wagen. Das Programm steht, dank den fleißigen und kreativen Köpfen im Hintergrund. Neben Basteln einer Krone mit dem Königspaar Stefan und Friederike, kann man mit dem Tambourcorps Stahle musizieren oder dem Konzert lauschen. Auch die Jugendlichen, die zurzeit auf unserer wunderschönen Freilichtbühne campen, halten eine Überraschung bereit. Und das McTON-Theater hat sich an eine alte, fast gruselige Stahler Geschichte gewagt:

Der Spökenkieker, ein kurzes Stück – Stahle.

Ein Mann mit einem zweiten Gesicht… kenne ich nur vom Schützenfest (zwinker). Wem nicht bekannt, Heinz Mönkemeyer hat dazu sogar 1996 ein Gedicht geschrieben. (siehe Stahle – Heimatliebe)

Es gibt mit Sicherheit noch mehr über Stahle zu erzählen: so viele schöne Ecken, der Ausblick vom Kiekenstein, unsere wunderschöne Kapelle, die Freilichtbühne, der neu gestaltete Generationengarten, der herrliche Weserradweg… Und überall Bänke zum Ausruhen und Ausblick genießen – auch hier am besten mit einem gut gefüllten Picknickkorb.

All das kann man allerdings nur wirklich „vor Ort“ erleben. Also los: Freitag bis Sonntag auf der Landesgartenschau, machen wir mal Werbung für unser schönes Dorf Stahle an der Weser.

Komm gucken (mit oder ohne Kühltasche),

liebe Grüße,
KK

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07.01.2023: Die Tage sind gezählt

Wenn man sich das Treiben in unserer Kreisstadt ansieht, merkt man gleich, hier ist doch was im Busche.

Im Busche ist gut, eigentlich im Blumenbeet. Die Zeit wird fast etwas knapp. Es finden sich hier und da noch viele Baustellen, die in der nächsten Zeit beendet werden (müssen). Und wenn nicht? Dann halt nicht. Ich finde es gar nicht schlimm, wenn der eine oder andere Parkplatz noch nicht gepflastert ist. Hauptsache beparkbar. Natürlich ist es nicht perfekt, aber ist das nicht immer so? Wer irgendwann gebaut hat, kennt sicherlich die eine oder andere Baustelle, die seit Jahren nicht fertig wird. Es geht nicht alles auf einmal.

Aber in der Mentalität des Mecker-Bürgers sehen wir oft nur die schlechten Seiten: Dies ist nicht fertig, das sieht nicht schön aus. Wer soll das pflegen? Wer hat die Laternen ausgesucht und überhaupt:

Die Geschmäcker sind zum Glück verschieden.

Sehr gespannt bin ich auf das Programm. Vorgenommen habe ich mir einiges. Beklage auch ich mich oft über fehlende Events in der Region, jetzt aber mal hin. Der sture Ostwestfale kann auch offen sein.

Ich war letzte Woche in Höxter auf dem Marktplatz und mal ehrlich: der ist richtig super!!! Es hat fast ein Urlaubsgefühl in mir ausgelöst, wobei der eisige Wind mich schnell zurückgeholt hat. Aber wirklich: Der Blick über die Einkaufstraße, die viele kleine Geschäfte, Restaurants – das lädt doch ein. Und das ist nur die Innenstadt.

An der Weserpromenade (endlich kann man sie so nennen) sieht es auch top aus. Da hat Höxter gewonnen. Und nicht nur für die Zeit der LGS. Was braucht es denn: einen Blick aufs Wasser, ein leckeres Getränk, eine schöne Sitzmöglichkeit… das hat Qualität. Und was derjenige draus macht, ist ja erstmal seine Sache. Wer ständig sucht, der findet auch.

Erst letztens habe ich in „unserem“ Generationen-Park die Füße hochgelegt. Ja, der Ausblick war jetzt nicht der schönste und ein Getränk wurde auch nicht geliefert. Aber für eine kleine Pause auf den wirklich hübschen Bänken hat es sich gelohnt. Die nächste Anschaffung werden wohl Boule-Kugeln sein. Warum nicht mal ausprobieren?

Wenn jetzt noch alles anfängt zu blühen… richtig schön.

Also: Schön hier. Komm gucken… Landesgartenschau 2023 in Höxter

Beste Grüße
KK

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24.12.2022: Am Weihnachtsbaume, die Lichter brennen

Ja, die Wahl des richtigen Baumes für das Weihnachtsfest ist keine so einfache Entscheidung. Mag der eine eher eine schlanke Tanne, ist dem anderen das breit ausfallende Objekt lieber. Auch die Größe spielt eine wichtige Rolle. Für einen Zwei-Meter-Baum braucht es auch dementsprechende Kugeln. Womit der zweite weitere schwere Entschluss gefasst werden muss: Die Farbwahl.

Waren vor Jahren mal lila geschmückte Bäume der Renner oder sogar bunte Lichterketten. In jedem Haushalt finden sich doch mindestens drei Schmück-Möglichkeiten, von Weiß über Rot zu Gold…

Auch auf unserem Dachboden befinden sich verschiedene Optionen, die teilweise schon seit Jahren auf ihr Comeback warten. Dieses Jahr wird die Tanne allerdings ganz klassisch behängt: Rot und Gold. Er war erst nur Gold, dann fand ich ihn zu blass, jetzt hängt die Kombi vereint am Baum. Allerdings nur vorne, hinten hab ich vergessen. Da werde ich wohl nochmal nachschmücken müssen.

Ich mag es auch gerne total überfüllt, also unser Baum hängt rammelvoll. Mich irritieren zart, dezent geschmückte Bäume. Auch schön, aber für mich ist Weihnachten eine absolute Völlerei, also gehört ein maximal geschmückter Baum dazu.

Der dieses Jahr leider etwas klein ausgefallen ist. Ich hätte beim Verkauf auf die Größe des Ständers achten sollen. Aus diesem gehoben verlor der Baum plötzlich zwanzig Zentimeter. Dann musste der Stamm noch gekürzt werden… also gut, er hat noch stattliche 1,40 m, für ein 4 m hohes Wohnzimmer fast lächerlich. Aber schön gewachsen is‘er. Und schön dicht. Und rammelvoll.

Fehlen nur noch die Geschenke. Diese werden immer kleiner, aber auch immer teurer, also passend zur Tanne.

Aber ganz ohne Baum, nee geht nicht.

Es gab in meiner näheren Verwandtschaft mal den Versuch einer Plastiktanne. Diese hat leider nur eine sehr kurze Weihnachtszeit erlebt. Nach Dauer-Lästerei fand er sich bereits nach seinem ersten Einsatz schon im Gelben Sack wieder. Das ist allerdings schon Jahre her. Ich glaube die Qualität ist heutzutage deutlich besser. Gibt es inzwischen vielleicht sogar mit Tannenduft?!

Meist bin ich eh nur bis spätestens 6. Januar bereit, den Baum im Wohnzimmer zu ertragen. Dann ist es vorbei mit Weihnachtszeit, zwischen den Jahren-Lodderei und gebrochenen Silvestervorsätzen.

Dann steht der Frühjahrsputz an… und alles geht von vorne los.

Frohe Weihnachten einen guten Rutsch,
wünscht

KK

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26.11.2022: Ich hab’s getan

Jedes Jahr auf’s Neue denke ich darüber nach. Jedes Jahr sehe ich die Ankündigung und überlege, ob ich es dieses eine Mal wohl schaffe. Und ob ich es auch will. Auch aufgrund meiner Ortskenntnisse bin ich mir nicht sicher, ob es mir überhaupt möglich ist.
Doch der jährliche Ehrgeiz und die Vehemenz der Einladung lassen mich nicht zur Ruhe kommen.
Vielleicht ist es auch die Einfachheit der schmucklosen Einladung an der Straße, die mich reizt.

Ich muss es tun. Jetzt, heute.
Gesagt, getan.

Es ist Sonntag, ich packe zwei Begleitpersonen ein, und wir fahren los. Es ist eine gar nicht sooo lange Fahrt, fast schäme ich mich, diese nicht zuvor gemacht zu haben und auch, dass mir der Weg in diese Örtlichkeit ohne Navi nicht möglich gewesen wäre.

Neugier und Spannung und etwas Abenteuerlust haben mich erfasst. Nach knapp zwanzig Minuten erreichen wir unser Ziel. Wir finden vor Ort einen guten Parkplatz und sind überrascht, dass die Lokalität schon so gut besucht ist.

Ja gut, der Altersdurchschnitt ist extrem hoch und somit ist hier Raum/Platz/Zeitgefühl gefühlt anders. Jedoch ist Sonntag und dieser seit Ende Oktober angekündigte Event soll und wird garantiert ohne Stress genossen werden.

Staunend betrachte ich die in einem alten Fachwerkhaus mit Eifer geschmückten Räume. Nicht einen Zentimeter Platz befindet sich zwischen Nikoläusen, Stern und Co. Es riecht angestaubt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Besucher oder der in die Jahre gekommene Kunsttannenbaum diesen Duft aussendet, aber nach einigen Minuten gewöhne ich mich daran.

Kurz überlege ich, ob ich zur Bettenberatung in das obere Stockwerk gehe, bin aber gefesselt von den diversen Leuchtobjekten in verschieden Farben, Größen. Alles zu erschwinglichen Preisen. Gut, kaufen möchte ich nichts, aber das liegt auch an den vollen, schon vorhandenen Kisten auf dem Dachboden (haben wir ja alle…).

Wir schlendern durch die Gänge und da treffe ich die Initiatorin. Ich muss sie einfach ansprechen. Das Angebot erschlägt mich und ich frage mich wie und wann man dieses alles aufbaut und dass schon über Jahre. Die nette Dame erzählt mir, dass sie dieses Projekt jedes Jahr schon im August startet würde und es gerade so bis Ende Oktober schafft, die komplette Ausstellung zu bestücken. Unglaublich. Und dass seit Jahren?! Respekt.

Am Ende der ganzen Besichtigung stolpern wir mehr oder weniger aus Versehen in eine kleine Cafeteria. Hier werden selbstgebackene Torten und Kaffee zu wirklich guten Preisen angeboten. Schon allein der süßen Sünde wegen lohnt sich dieser Ausflug.

Nach knapp einer Stunde steigen wir satt und zufrieden wieder ins Auto.

Zusammenfassung eines Sonntagnachmittages:
Wer schon im November in Weihnachtsstimmung kommen möchte, kurz abtauchen will in Kitsch und Krippenzubehör, gerne noch das ein oder andere zum Hinstellen, Aufhängen und/oder Wichteln sucht, ist hier genau richtig. Mir persönlich hat das Kuchenbuffet am besten gefallen, denn bitte wo gibt es heute noch Kalte Schnauze?!

Irgendwie faszinierend und endlich abgehakt auf meiner To-do Liste:

DER WEIHNACHTSMARKT IN NIESE.

Schönen 1. Advent
KK

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30.09.2022: Verflixt

Ich hasse es einzukaufen. Neun von zehn Mal will ich nur kurz in den Laden, drei Teile … klappt nie. Die Anspannung geht spätestens auf dem Parkplatz los. Schon beim Einparken sehe ich „Miteinkäufer“, die großzügig zweieinhalb Parkplätze belegen. Warum gibt es überhaupt Markierungen? Gut. Ich fahre also nochmal rum, siehe da, es fährt gerade wer in optimaler Lage weg. Kriterien für einen guten Platz: Nähe zum Laden, Nähe zum Einkaufswagen.

Beim Aussteigen bemerke ich die fehlende Einkaufstasche. Mist! Nicht, dass ich keine besitze, nein, eine riesige Auswahl an diversen Taschen und Tüten liegen im Keller. Also alles wieder dreimal anpacken. Heute läuft es ganz schlecht. Erst schlendert ein Ehepaar gaaaanz entspannt zum Stellplatz der Wagenkörbe vor mir her, dann fällt mir die Einkaufsmarkt herunter. Sie rollt natürlich unter das Blumenbüffet. Keine Chance: auf allen Vieren krabbelnd, kann ich nur raten, wo sie hingerollt ist. Die Blumen sind frisch gegossen, also tropft mir während der Suche braunes Wasser ins Gesicht. Schluss, eine neue Mark muss her. Liegt noch im Auto, hoffe ich jedenfalls. Und wieder zurück. Auch deshalb ist ein guter Parkplatz so wichtig.

So, Wagen geholt und rein. Das Schlenderpaar ist auch schon angekommen. Allerdings nur bis zum Drehkreuz. Hier wird wohl der Einkaufsplan besprochen. Mitten im Eingang? Freundlich annähernd versuche ich mit extra Krach und leichtem Husten auf mich aufmerksam zu machen. Es passiert nichts. Vehement halten sie sich an dem Metallgestänge fest und bewegen sich nicht. Ich huste lauter, denn lauter Husten macht seit Corona Angst. JA, nur so geht es. Freundlich zugenickt und dran vorbei. Allerdings weiß ich jetzt schon, wie es läuft. Die zwei bleiben mir erhalten. So ist es auch. An der Fleischtheke treffen wir wieder aufeinander. Ich will doch nur Mett. Sie nicht. Nach kurzer Beratung mit dem Gatten, lange Beratung durch die äußerst kompetente Fleischereifachverkäuferin ist klar: von allem zwei Scheiben. Das kann nicht ihr Ernst sein. Ungeduldig blicke ich auf meine Uhr. Na gut, ich mach erst Käse und komme dann zurück. Ganz schlechter Plan: bei Wiedereintreffen am Fleischgehege sehe ich die wachsende Schlange und Frau Sorglos immer noch konstant in der Zwei-Scheiben-Bestellung. Während sie weiter bestellt, futtert er sich am Probierteller satt. Bitte nicht! Er mag die besondere Wurst im Darm, mit Knoblauch, aus eigener Herstellung, ja natürlich von glücklichen Kühen, nein nicht importiertes, ja hält sich gut im Kühlschrank und nein, die haben wir nicht immer im Angebot, nur heute. Respekt an die Verkäuferin, sie wird diese Wurst wohl nie wieder auslegen.

Am Fischregal habe ich die Beiden wieder eingeholt. Jetzt auch hier angespannte Stimmung. Er will Fisch. Sie nicht. Wofür auch, sie hat schließlich einen Monatsvorrat an Wurst im Korb. Meine große Chance, rein in den Mittelgang vorbei an allen Angeboten. Ich hänge sie ab. Nur ein kurzer Stopp beim Eis. Den Einkaufszettel habe ich irgendwo schon längst beim Laufen verloren. Ich habe nur noch ein Ziel: Vor dem Paar die Kasse zu erreichen. Kein Rücksicht mehr auf andere. Bekannten und Freunden werden nur noch gehetzt zugenickt, denn ich höre die zwei kommen. Fast etwas stolz stelle ich mich an Kasse drei. Die Hälfte vergessen, egal, aber Erster. Erst jetzt gucke ich zum Vordermann. Es ist mir unerklärlich. Er, der Fischliebhaber, steht vor mir, heftig winkend, denn seine Frau holt noch was von hinten, vergessen zu wiegen oder so was. „Kein Problem“ höre ich mich sagen und möchte eigentlich schreien. Da kommt sie mit einem Arm voll Kram. Wahrscheinlich war ich das erklärte Ziel. OK, die zwei haben gewonnen. Als dann beim Bezahlen die Groschennummer kommt: „Ich hab‘s passend“ such such such: „ 84, 85, 86 schade, doch nicht. ,muss ich laut lachen. Lautes, aus dem nichts kommendes Lachen macht anderen auch Angst.

Wenn die zwei jetzt noch Sticker sammeln, brech ich zusammen. Nein, tun sie nicht, aber Punkte: „Die Karte steckt eigentlich immer hier, hast du sie wieder, nein, … nachtragen lassen, mmh ja ist gut. Ach die Gutscheine nehme ich gerne.“

Einkaufserlebnis?! Das ich nicht lache. Ich gehe jetzt um halb acht abends einkaufen. Fast alleine. Ich bummel und schlender, kaufe anstatt drei zehn Teile und lasse mich am der Wursttheke von links nach rechts und wieder von links bedienen. Total entspannt. Ach und der drängelnde,hustende Typ hinter mir? Der soll mal froh sein, dass ich mit Karte ganz fix bezahle, denn ich werde immer vor ihm sein… Wie? Das ist mein Geheimnis.

Viel Spaß beim Shoppen,
KK

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26.08.2022: Verdammt lange her

Oh, das war aber wirklich eine ausgiebige Sommerpause. Doch der Sommer ist noch lange nicht vorbei. Bei den heißen Temperaturen kann ich mir gar nicht vorstellen, im Winter zu frieren – oder besser: jemals wieder zu frieren.

Nachdem ich bisher erfolgreich den Schwimmbadbesuch vermieden habe, versuche ich es sportlich mit Radfahren. Ganz old school, mit natürlicher, wenn auch schlaffer Beinmuskulatur. Irgendwie deprimierend von deutlich älteren Herrschaften überholt zu werden, aber das E-Bike gibt es her. Also strampele ich hinterher. Macht nichts. Ich finde es sehr gut, wenn sich wieder mehr bewegen, trotz der Unterstützung eines kleinen Motors. Hauptsache raus und mobil.

Eine Runde an der Weser, um hier den erschreckend sinkenden Pegel zu beobachten. Mein ganzes Leben hat mir das Gewässer irgendwie Angst gemacht (die Strudel ziehen dich runter). Daher würde ich es niemals wagen, ihn fußläufig zu überqueren.

Außerdem warte ich die ganze Zeit, dass hier plötzlich etwas auftaucht. Längst verschollene Reliquien aus vergessener Zeit, wo Stahle noch Stela hieß und an der Masch ansässig war. Aber bisher nur Steine. Kein Schatz, keine Ruinen, keine Strudeltoten.

Wo wir schon hier unten sind: die Infotafeln sind wieder restauriert und aufgestellt worden. Super, großes Lob an die „Unermüdlichen“.

Im Dorf ist der Generationenpark fast fertiggestellt. Da ich ja einmal die Woche den Kurs Bauch Beine Po (jaha, ich bin geblieben) in der Sporthalle besuche, konnte ich die fleißigen Macher beobachten. Wirklich hübsch geworden. Nun steht wohl als nächstes der Kauf von Boßelkugeln an. Und einer großen Kühltasche, denn ein Kaltgetränk zwischen den Würfen kann nicht schaden. Vielleicht wird er ja zum neuen Treffpunkt für alle Generationen.

Der bisherige Kontakthof ist der Friedhof. Nirgendwo sonst bekommt man so zeitnah und aktuell die News aus Stahle. Da braucht es kein Whats app, Insta oder ähnliches. Hier treffen sich zu späterer Stunde, ausgerüstet mit Gießkanne und vielen Informationen, alle Altersklassen. Ja, genau das ist Dorfleben.

Nicht mit dem Fahrrad, sondern zu Fuß einmal zum Kreuz und zur Kapelle ist Pflicht. Ich weiß, Prozession… habe ich dieses Mal nicht geschafft. Ich liebe es hier oben. Der Blick ist immer wieder unbezahlbar. Noch einmal läuten und heim.

Das war es auch schon mit der Lauferei: Zuviel Bewegung bei den Temperaturen, da wird von abgeraten. Aber viiiel trinken soll man. Im Schatten. Am besten mit Freunden. Das geht immer. Also, kein Sport viel trinken, das schaffen wir bestimmt auch gemeinsam. Vielleicht beim nächsten Event… Die Kulturscheune ist schon fast hergerichtet… (siehe Termine auf stahle.de)

Ich freu mich,
liebe Grüße

KK

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02.06.2022: Stahle wird bunt

Endlich ist es so weit. Die letzten Vorbereitungen laufen. Oh wie schön, wenn die Fahrgeschäfte aufgebaut werden und das Zelt an Form gewinnt.

Auch zu Hause steigt die Vorfreude. Weiße Hosen und Hemden werden aus den Schränken gekramt, um dann mit Schrecken festzustellen, dass der bewusst verdrängte Ketchup-/Mayo -Fleck der letzten unnötigen Pommes sich hartnäckig im Stoff verewigt hat. Passt die weiße Hose noch und gibt es überhaupt einen Laden, der weiße Hosen (ohne Bügelfalte) verkauft? Wer hat den Knoten aus der Krawatte gemacht und wie kommt er wieder hinein? You-Tube Videos werden mehrfach geschaut, leider ohne den gewünschten Erfolg. Mit Sicherheit kann der Nachbar helfen…?!

Jetzt aber zu meinen Bekleidungsproblemen. Die Wetterlage ist nicht ganz klar. Die noch kühlen Nächte fordern eigentlich eine Winterjacke und einen geschlossenen Schuh. Mmh. War anders geplant. Mehrlagig ginge auch. Nicht Figur freundlich. Wurscht. Aber es besteht noch Hoffnung auf wärmere Temperaturen. Ansonsten wird sich warmgetanzt. Mir reicht schon der Thekenwalzer.

Was habe ich da gefunden? Ich weiß gar nicht, wofür ich sie aufgehoben habe. In einer kleinen Dose in der Krimskams-Schublade – fast vergessen – liegen die kleinen bunten Karussell- und Autoscooter-Chips. Als ob man die im Folgejahr wieder nutzen könnte, lach. Aber vielleicht nur als kleine Erinnerung an die Zeit, in der viel zu viel Geld an der Pfeile-Werfen -Bude (gehört eigentlich zur Hälfte mir) oder beim Entenangeln ausgegeben wurde. Ich nehm‘ sie erstmal mit.

Nach drei (es sind wirklich drei!!!) Jahren Verzicht und schon fast vergessenen Inzidenz-Zahlen, wird es ein hoffentlich farbenfrohes und ausgelassenes Fest. Einmal abschalten und treiben lassen. Dass feiern noch geht, konnte man beim sehr gut besuchten Osterfeuer und beim Tanz in den Mai sehen.

Das Festprogramm habe ich ausführlich studiert. Feierbereitschaft ist da, die weiße Hose inzwischen auch. Ich hoffe nun auf wärmere Temperaturen und darauf, dass ich den DJ ab 24 Uhr noch zu Gesicht bekomme.

Ich verabschiede mich von meiner Wohnung und meinem bürgerlichen Leben bis Dienstag. Dann werde ich mich den unglaublich in drei Tagen gewachsenen Wäschebergen widmen. Vorsorglich habe ich mir frei genommen.

Ich freu mich auf Pfingsten! Schade, dass der ein oder andere nicht da ist (Zwinker). Wir werden euch vermissen und sind sehr bemüht, euch perfekt zu vertreten.

Also gut,
wir sehen uns auf`m Zelt.

KK

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29.04.2022: DRK

Urlaub ist was Feines! Ein paar Tage frei haben, Weinchen trinken, Sonne beim Strahlen zugucken. Herrlich. So ein paar Tage ausspannen – Kraft tanken – sind so wertvoll. Trotzdem freue ich mich immer den Stahler Kirchturm wiederzusehen. Heile zu Hause angekommen, ist der Entspannungsfaktor zwar meist schon an der Waschmaschine vergessen, aber die sonnengebräunte Haut erinnert dann doch an so was wie Auszeit.

Nach einem Urlaub werden dann alle nötigen Informationen eingeholt. Hochzeiten, Baby, ist wer verstorben? Und eins lohnt sich immer: eine Dorfkontrollrunde. Früher eher mit dem Auto gecheckt, jetzt per Pedes.

Manchmal bin ich erstaunt, was sich in kurzer Zeit verändert hat. Nicht nur das satte Grün und endlich wieder blühende Vorgärten (der Kiekenstein hat es auch geschafft), neu veränderte Häuser, Straßenbeläge (ja, darüber freue ich mich auch) und der Generationen-Park, der immer mehr an Form gewinnt.

Den habe ich allerdings eher durch Zufall besucht. Oder besser aus wilder Entschlossenheit. Denn nachdem sich die Sonne gezeigt hat und die untere T- Shirt-Etage nach oben befördert wurde, stellte ich mir (wie jedes Jahr) die Frage: Was hatte ich eigentlich letztes Jahr an? Oder eher: Warum hatte ich das letztes Jahr an? Da leider die Waschmaschine keine Schuld an den verkleinerten Oberteilen trägt, starte ich erneut einen sportlichen Versuch. Der FC hat mit einem neuen Strong-Kurs geworben, 30 Minuten all in. Sehr attraktiv, kurz und knackig mit hoffentlich gewünschtem Erfolg. Also hin.

Nun gut, dass ich den Altersdurchschnitt sprenge, hatte ich mir gedacht. Dass ich aber fast doppelt so alt bin wie die anderen Teilnehmer… Ab in die letzte Reihe. Auch mein Tchibo-Outfit scheint nicht mehr so angesagt, egal, geschwitzt wird auch im Markensportdress. Fast neidisch gucke ich mir die erste Reihe an. Hätte ich die Figürchen, wäre ich nicht hier. Warum machen die überhaupt Sport? Alles ist perfekt. Ich glaube, die tragen gar keinen Sport-BH. Und wenn nur einen schönen. Fast peinlich berührt, bringe ich nochmal alles in Form und siehe da, selbst beim Hampelmann bleibt alles an Ort und Stelle. Ob es bei den Mitaktivisten auch so ist? Keine Ahnung. Ich muss mich konzentrieren. Wer hätte gedacht, dass eine reine Arm-Bein-Koordinationsübung mich so ins Schleudern bringt. Doch motivierende Sprüche von vorne: „Beim zehnten Mal klappt es perfekt“ lassen mich fast zu Höchstform auflaufen. Also gut, nur noch einmal sieben Minuten. Schaff ich. Rauf, runter, ran, ran, oben, seitwärts, tepp, zwei drei vier und zurück. Wer denkt sich das eigentlich aus. Mit dem guten Gefühl, was getan zu haben, habe ich mich nach Abschluss dann noch kurz auf die Bank, die förmlich nach mir rief, in den Generationenpark gesetzt und die kleine, feine Landschaft genossen. Sehr hübsch. Und natürlich noch gequatscht. Beim Sport ging das ja so gar nicht. Nicht meine Art.

Doch sollte mein Körper nicht spätestens beim fünften Mal Erfolge nachweisen, werde ich wohl aus dem Verein austreten. Drohung an mich selber. Aber man soll mich ja auch wiedererkennen. Also so ganz übertreiben, will ich es dann doch nicht. Und ehrlich: Mein unkontrollierter Körper scheint sich in gewohnter Umgebung, sprich Sofa, am wohlsten zu fühlen.

Zurück zur Dorfkontrollrunde,

Und um nicht nur Bereitschaft beim Sport zu beweisen, werde ich mich jetzt schon auf das Farbenspiel vorbereiten. Vielleicht Einstimmen mit dem Tanz in den Mai? Hoffentlich ohne C und ohne Qu. Optimistisch.

Bis dahin muss die Kleiderstange wieder aufgebaut und bestückt werden. Mit neuen, gut sitzenden Shirts am wohlproportionierten Körper.

In stiller Hoffnung
KK

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13.03.2022: Luxusprobleme

Herrlich, einfach herrlich. Hier sitzen, die lang ersehnte Sonne in meinem Gesicht. Ein Kaltgetränk in der Hand. Ja, das ist definitiv Lebensqualität.

Aber was ist das? Ein entferntes Geräusch, unablässlich, langsam röhrend, immer näherkommend. Störend. Ah, jetzt ist es vorbei. Knappe zwanzig Minuten. Doch nicht. Es ist jetzt aber aus einer anderen Richtung. Dieses Mal eher knatternd. In der Twier habe ich es schon vor zwei Wochen gehört. Da scheint das Klima besser zu sein und der Rasen schneller zu wachsen. Denn es ist wieder so weit:

Die Rasenmäher-Saison hat begonnen. Hurra.

Es ist wie ein Wettbewerb. Aber unausgesprochen. Wer wird der Erste sein? Wenn erstmal einer startet, ist es wie eine Kettenreaktion.

Dazu die nächste Frage: warum wird nie gleichzeitig gemäht? Nein, immer nacheinander. Mancher mäht auch nur in Teilstücken. Aber niemals zeitgleich mit dem Nachbarn.

Oft merkt man erst in der Ruhephase, wie unangenehm der brummende Dauerton war.

Großer Konkurrent der Mäh-Fraktion ist der Mäh-Roboter. In manchen Familien hat er sogar einen Namen. Er gehört dazu. Schlicht und leise in seinem Auftreten pflegt er das geliebte Stück Land regelmäßig und sogar mit der gewünschten Höhe. Er schimpft nicht, die Tageszeit ist ihm egal, und es muss auch kein Samstag sein, um einen Schnitt durchzuführen. Ist er müde, fährt er ins Häuschen, tankt kurz Kraft, um dann eine weitere Runde (völlig verwirrende Fahrstrecke) zu drehen. Ich bin Fan.

Aber auch in unserem Garten wird noch klassisch gemäht. Inklusive Streit mit den Kindern, Diskussionen um Höhe und ums Mulchen. (Ich hatte gerade gefegt!!!)

Was im Herbst der Laubsauger, ist im Sommer der Rasenmäher, ist im Frühjahr die Kettensäge.

Ach ja, der deutsche Gartenliebhaber hat es halt gerne gepflegt. Und wenn die ruhige Entspannung und das leise Genießen nur sonntags ohne Geräusche stattfinden kann, ist das halt so. Ich werde einen Teufel tun und den „Mäher“ (Mensch wie Maschine) stoppen. Schließlich mag ich das Grün auch gerne kurz. Und der Geruch von frisch gemähtem Rasen hat für mich ganz klar etwas mit Qualität zu tun. Also Augen und Ohren zu und durch.

Oh, jetzt ist Stille. Ob ich mal den elektrischen Kantenschneider raushole? Eins meiner Lieblingsgeräte. Kabellos, leicht in der Handhabung. Er möllert alles weg, was in der Nähe steht und sich wagt über die Kante zu gucken. Natürlich mit einem dazugehörenden Ton. Ach, vielleicht warte ich doch noch. Und starte mit was fast Geräuschlosem. Zum Beispiel Hortensien schneiden – die Nachbarin ist nämlich schon fertig. Wenn einer anfängt…

Sonnige Grüße
Eure KK

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21.01.2022: Der gute Vorsatz

Es kann mir keiner sagen, dass er/sie sich nicht auch zu Silvester einen Plan für das neue Jahr schmiedet. Sei es gesundheitlich (mehr Sport), sei es finanziell (sparsamer) oder auch „nur“ achtsamer zu sein. Um dann im darauffolgenden Jahr zu merken, dass es auch dieses Jahr nicht geklappt hat. Und überhaupt, warum Vorsätze zum neuen Jahr, warum nicht ab Mai?

Meine Diäten fangen immer montags an. Sollte ich dieses montags vergessen (oder verdrängt) haben, fange ich wieder erst nächsten Montag an. Niemals Dienstag. Warum, weiß ich nicht. Mit Abschluss einer Woche ist ein Neustart einfacher? Mit Abschluss eines Jahres auch?

Wenn ich zurückblicke auf meine Vorsätze, habe ich noch nie am 1. Januar damit gestartet. Allerdings auch nicht am 15. Für Sport war es zu kalt, für gesundes Essen noch zu viel Süßkram im Haus (was wirklich wegmuss, Kekse schmecken nur bis Weihnachten). Naja, vielleicht war ich soweit mit mir achtsam, da ich meist den 1.1. auf dem Sofa liegend das Neujahrsspringen gucke. Hat immerhin was mit Sport und Ruhe zu tun.

Gute drei Wochen später – der ganze Schnökerkram ist vertilgt, es ist immer noch kalt – bin ich leider immer noch grob fahrlässig. Ständig finde ich eine halbgare Ausrede, um mir selbst den Konsum von zu viel Medien, zu wenig Bewegung schön zu reden. Morgens meist hochmotiviert (ran an den Speck), belohne ich mich abends (her mit den Chips) für die kurze Konstante.

Ach was soll’s. Natürlich sind das nun keine wirklichen Probleme. Sollte die Welt sich irgendwann wieder normal anfühlen, möchte ich ja wiedererkannt werden. Nicht nur durch die gewichtlichen UP-and-Downs ist hoffentlich auch mein Kopf wieder dazu bereit, ein normales Leben zu führen. Mit Sicherheit. Denn ich merke gerade (in meiner morgendlichen guten Diätphase bis 10.30 Uhr), dass ich nach guter Gesellschaft lechze. Eine Feier mit mehr als zehn Leuten, laute Musik außerhalb meines Autos, Bauchschmerzen von zu viel Lachen. Mich erschreckt, dass ich vor zwei Jahren so viele Sachen als ganz normal und selbstverständlich angenommen habe, die jetzt ein absolutes Tabu sind. – Ohne es zu bemerken und auch zu schätzen.

Puh, ich zieh mich runter, hilft nur Schokolade. Nein, ich halte durch. Und das an einem Freitag. Dieses Jahr mach’  ich alles anders. Vielleicht fast alles. Vielleicht auch gar nichts.

Ich will mehr auf meinen Bauch hören, mir mal eine Pause gönnen. Weiterlaufen, wenn ich mag. Stehenbleiben, wenn ich will. Essen, wenn es schmeckt. Alles genießen, wenn ich’s merke. Mal durchatmen und fünf gerade sein lassen.

Das sind doch gute Vorsätze. Mit denen kann ich viel besser arbeiten, das drückt auch nicht so. Ob es klappt, sehe ich dann am 31.12.22 in meiner persönlichen Jahresabschlussbilanz. Und dann kann ich mir ja höhere Ziele setzen. Für heute und jetzt reicht mir das vollkommen.

Also dann:

Auf kulinarische Köstlichkeiten,
den dicken Hintern,
Sport ohne Bewegung
und vielleicht ’ne fette Party…

Willkommen 2022!!!
KK

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10.12.2021: Das Verschwinden der Vorfreude

Wie läuft das eigentlich: Kippen wir einander am Weihnachtsmorgen 24 Schokoladentäfelchen auf den Tisch und sagen: „Zack, hier, zur Feier des Tages? Nein, denn das würde dem Prinzip Weihnachten widersprechen: Alles auf einmal zu wollen ist das Gegenteil von freudiger Erwartung. Lieber jeden Tag ein anderes Stück Schokolade hinter den Türchen des Adventskalenders als alle auf einmal. Weil wir vor Weihnachten etwas tun, was wir so gut wie verlernt haben: Wir zelebrieren Vorfreude.

Früher waren zu Beispiel Schallplatten, Bücher und Filme Quellen der Vorfreude. Wenn Kate Bush eine neue Platte rausbrachte, musste man warten, bis es sie im Plattenladen gab. Der Plattenhändler sagte: Vielleicht am Freitag, spätestens Montag. Wenn sie dann da war, musste man sie nach Hause tragen. Auf dem Weg konnte man sie nicht hören, man konnte sie sich höchstens vorstellen. Zu Hause musste man die Platte aus der Hülle holen, dann aus der Innenhülle, sie dann in einer Hand balancieren, ohne aufs Vinyl zu fassen, den Deckel des Plattenspielers hochklappen und so weiter – alles reine, unverfälschte Vorfreude.
Wir freuen uns nicht mehr auf Fotos, denn wir haben sie ja schon gesehen, hinten auf der Kamera, während sie gemacht wurden. Wir freuen uns nicht mehr auf interessante Neuigkeiten: Niemand muss mehr bis zu den nächsten Nachrichten warten, um die Bundesliga-Ergebnisse zu erfahren. Schleichend verschwindet die Vorfreude auch aus unseren Beziehungen und Freundschaften. Wenn einem früher was Lustiges oder Interessantes passierte, dachte man bei sich: „Hehe, wenn ich das meinen Freunden erzähle!“ Wenn man heute erzählt, dass einem das Auto abgeschleppt wurde mit der Geburtstagstorte auf dem Beifahrersitz, heißt es nur noch: „Ja, stimmt, hast du ja letzte Woche schon auf Facebook gepostet.“

All das ist keine Nostalgie, sondern nüchterne Zwischenbilanz im Kulturkampf zwischen Vorfreude und dem, was Wirtschaftswissenschaftler „instant gratification“ nennen, sofortige Belohnung. Im Moment steht es 1:0 für das Team „instant gratification“.

Was dumm ist, denn wir brauchen die Vorfreude. Unser Gehirn ernährt sich geradezu von ihr. Sie dient ihm dazu, allerhand positive Fähigkeiten auszubilden. Zum Beispiel Zuversicht. Oder: ein realistisches, aber positives Selbstbild. Lebenszufriedenheit.

Wenn man abends im Bett liegt, an den nächsten Tag denkt und feststellt, dass es nichts gibt, worauf man sich freuen kann – dann ist es höchste Zeit, etwas zu verändern. Indem man wieder verbindliche Verabredungen trifft, auf die man sich freuen kann, statt sich bis zum letzten Moment alles offenzulassen. Indem man Dinge plant, die sich nicht runterladen lassen, analoge Vergnügungen wie Spaziergänge, Kochen, Sport oder einen Museeumsbesuch. Indem man wieder lernt, die Termine, die einem bevorstehen, nicht als Stress zu empfinden, sondern als etwas, worauf zu warten sich lohnt. Dann wäre das Leben auch ab Januar wieder hier und da wie die Vorweihnachtszeit für ein Kind.

Till Raether, mit einer Geschichte aus dem Kalender 2019/20 „Der 25. Andere Advent“ vom Andere Zeiten e.V. www.anderezeiten.de | 10.12.2021

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05.11.2021: CUL8R

Das verstehe ich nicht. Wie kann mitten im Wort eine Zahl auftauchen und dann ist das Ganze auch noch ein Satz? Neudeutsch oder Halbenglisch, Halbdeutsch, Denglish?!! Ich spreche es laut aus, aahhh die acht steht für eight: CUL8R heißt See you later. Alles klar. Oder nicht? Will ich das so verstehen?

Unser neues Wortgut fällt mir manchmal schwer. Sicher hat jede Zeit seine Ausdrucksweise, doch wie schade, dass alte Wörter wie blümerant, kommod oder Fisimatenten aus unserer Alltagssprache verschwinden. Natürlich ist es leichter und schneller gerade in Textnachrichten mit Abkürzungen zu arbeiten. Aber wenn ich diese erst googeln muss – für mich keine Zeitersparnis. LOL, HDL, OMG.

Viele Begriffe verschwinden, sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Da der Walkman, die Schreibmaschine und die Telefonzelle wirklich nicht mehr genutzt werden, ist es verständlich, dass sie „aussterben“. Aber schade ist es für besonders schöne Wörter wie Springinsfeld, Klümpchen, Firlefanz… an der richtigen Stelle hört sich das doch um einiges besser an. Schade, schade, schade. Viele Wörter sind richtige Farbtupfer in einem Satz. Hinfort sind die ehrenfesten, holdseligen und schokanten Begriffe. Wie vermaledeit. Wohllöblich dem, der zartsinnig spricht. Ganz schön hochgestochen? Traumvergessen, himmelsstürmend, treulich. Was gibt unsere Muttersprache doch wunderschöne Ausdrücke her.

Leider erfährt es auch das Platt. Spricht es hier noch einer im Ort? Verstehen vielleicht, aber sprechen. Ich erinnere mich an die Gespräche von meinem Großvater (sagt auch keiner mehr) und seinen Schwestern. Nichts habe ich verstanden, gar nichts. Ich saß unterm Küchentisch und habe ihnen gelauscht und fand es irgendwie komisch. Flitzepe, Buxe, Trottoir.

Der Stahler Fritz Borgolte hat sich schon vor Jahren (2001) die Arbeit gemacht und eine Mappe mit altdeutschen oder wie er es nennt Mischmasch-Wörtern (Platt und Hochdeutsch) in einem besonderen Lexikon zusammengeschrieben. Er hat damals schon geahnt, dass eines Tages viele Ausdrücke verschwinden. Bestimmte Orte und Straßen in Stahle erklärt er in seinem Heft. Die Hausnummern von Alt-Stahle, die Zugehörigkeit und die Beinamen einiger Familien werden hier auch aufgeführt. Es ist nicht das einzige Heft, das von ihm geschrieben wurde und ich glaube sogar, dass ganze auf einer Schreibmaschine. Respekt.

Auch das geschriebene Wort in Sütterlin ist kaum noch oder mit viel Mühe zu entziffern. Diese für mich gemalte Schrift aus alten Schulheften, Postkarten oder Bildunterschriften verblassen nicht nur auf dem Papier.

Aber vielleicht sehe ich das alles zu sentimental. Sprache wächst und verändert sich. Kommunikation wird schneller, kürzer und häufig unpersönlicher. Es ist einfacher kurz eine Nachricht zu schreiben, als ein langes, vielleicht sogar unbequemes Gespräch zu führen. Diese Nachricht bringt zwar schon mal Verwirrung und wird gerade in Gruppenchats meist zum Zeiträuber. Aber natürlich mache ich auch mit. Kläre Termine, setze Lebenszeichen und schicke Geburtstagsgrüße (sofern sie gespeichert sind). Vielleicht werde ich versuchen, mehr mit unserer schönen deutschen Sprache zu spielen. Verstehen wird es hoffentlich jeder, ansonsten setzte ich den passenden Smiley dazu. 😉

Hier noch einige meiner neu (wieder) entdeckten Lieblingswörter:
Beddesbunje, Dreikäsehoch, feudal, gnatzig, Hambummel, Kinkerlitzchen, Latrine, neppen, Plünnen, possierlich, ramentern, Schlawiner, Sermon, Sperenzchen, struntzen, Tiekebock, zöppern

Habt ihr vielleicht noch das ein oder andere schöne Wort in petto?

Schöne Woche liebe Gefährten,
KK

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04.10.2021: Der ungebetene Gast

Ich habe gerne Besuch. Gerne auch von vielen. Aber was sich jetzt heimlich, still und leise in unseren Garten eingeschlichen hat, ist ein unliebsamer und wirklich nicht willkommener Gast.

Erst war es nur ein vager Verdacht, aber nun hat es sich nicht nur bei uns, sondern auch in den umliegenden Gärten bestätigt. Ein Alptraum für die deutschen Vorgärten, für die Besitzer und für die liebevoll gehegten und gepflegten, in verschiedenen runden, spitzen, eckigen, großen und kleinen Versionen des doch so geliebten Buchsbaums. Der Zünsler ist da (dramatische Musik bitte selber unterlegen).

Fast vergleichbar mit den verzweifelten Klopapier-Panikkäufen im Frühjahr wird nun der Baumarkt gestürmt. Es wird in diverse Mittelchen (Geld spielt keine Rolle) gegen die fiese Raupe investiert. Hauptsache der gepflegte Busch kann und wird irgendwie gerettet. Es wird gesprüht, gepudert und abgesucht, in Internetforen nachgelesen, mit anderen schwer Betroffenen ausgetauscht. Aber trotz aller Bemühungen hat der Kahlfraß begonnen. Jahrzehntelanges Wachstum wird binnen Tagen von den Raupen zerstört. Hässliche, nackte Buchsbäume stehen hilflos ohne Blätter, angekaut und abgenagt einzeln oder in Gruppen fast beschämt neben anderen vor Kraft strotzenden Büschen. Das geliebte Grün ist nun braun, nur der ein oder andere Trieb guckt trotzig aus dem traurigen Busch heraus.

Doch wir geben noch nicht auf. Die zweite, uns empfohlene Maßnahme (Essig, Öl, Spülmittel) soll dem kleine Nager den Garaus machen. Die Sache mit dem schwarzen Müllbeutel sah zum einen etwas merkwürdig aus, und geholfen? Ich glaube nicht.

Ich gebe zu, als ich gelesen habe, dass aus der kleinen hübschen Raupe ein Schmetterling wird, tat es mir kurz etwas leid, aber den Gedanken schiebe ich schnell beiseite. Wie soll ich denn einen Buchsbaumkranz binden ohne Buchsbaum? Oder sollte ich die Gartengestaltung komplett überdenken? Egal, wer in meinem Garten lebt (oder stirbt) bestimme immer noch ich. Also, adieu Pyralidae. Es lebe der spießige Buchsbaum in einer freundlichen dreier Gruppe stehend, Weihnachten sogar mit Lichterkette behängt. – Ich gebe noch nicht auf, ich kämpfe weiter.

Sollte es das ein oder andere erfolgreiche Hausmittelchen geben, bitte gerne Rückmeldung.

Die verzweifelte Buchsbaumkämpferin
KK

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20.08.2021: War das schon alles?

Ja, jetzt ist sie (fast) schon wieder um, die schöne freie Zeit. Was sich am Anfang der sechs Wochen Ferien verdammt lang anfühlt, ist nun doch irgendwie schnell vergangen.

Leider konnten wir aufgrund des bösen Q´s nicht in den Urlaub fahren, dafür sind aber die Hecken geschnitten, die Kleiderschränke aufgeräumt und die Fenster mehrfach geputzt. Jetzt aber mal `in echt`. So ein Urlaub zuhause ist irgendwie kein richtiger Urlaub.

Ständig sieht oder findet man eine neue Kram-Ecke. Klar ist es schön, wenn lang aufgeschobene Projekte endlich angegangen werden, aber für mich ist Urlaub gerne mit einem Ortswechsel verbunden. Und Wasser, viel Wasser und ganz viel Sonne. Erst zum Ende der Ferien hat sich der Sommer kurz an seine warmen Momente erinnert.

Natürlich habe ich im Urlaub nicht nur geputzt und gekramt, sondern mich auch ganz viel mit Sport beschäftigt. Jaaa, das sogar schon ganz früh morgens. Die olympischen Spiele in Tokio gingen ja immer zeitig los. Von Turmspringen über Dressurreiten – ich fand alles gut. Ansonsten war ich sportlich faul, sehr faul. Kurz habe ich versucht den Hula-Hoop-Reifen über die wachsende Hüfte zu schwingen, aber erfolglos. Komisch früher bin ich damit stundenlang durch den Garten gelaufen und jetzt bekomme ich sprichwörtlich nicht den Dreh.

Was ist sonst los in Stahle und Umgebung? Der Fußball hat zur Freude der männlichen Fraktion wieder angefangen. (Endlich hat der Sonntag wieder einen Sinn.) Es wurde klein und groß geheiratet (lieben Gruß an die Nachbarn und in die Köterbergstraße) und einige Stahler Kinder befinden sich vor ihrer ersten heiligen Kommunion (29.08.). In der Freilichtbühne gab es endlich wieder Stimmengewirr von der Theatergruppe, die Vereine im Ort konnten einige Veranstaltungen durchführen: Kartoffelbraten, Wanderungen oder ein nettes Beisammensitzen im Hotel Kiekenstein.

Hier eine kleine Empfehlung für außerhalb unserer schönen Ortschaft: die am Fahrradweg gelegene Boffzer Bude. Nur an den Wochenenden für einige Stunden geöffnet, ist sie eine wirklich liebevolle und willkommene Abwechslung. Denn es braucht manchmal gar nicht viel. Ein schönes sonniges Plätzchen, ein Kaltgetränk und der Blick auf die Weser – ooohhhschön, wie ein Kurzurlaub.

Wenn sich jetzt das Wetter noch einmal erinnert, dass es kein Herbst, sondern eigentlich noch Sommer ist, wäre es perfekt. Dann will ich der Sonne mal feste die Daumen drücken und meine letzten freien Tage genießen und einfach abschalten.

Bis dahin,
ausgeruht und leider nicht sonnenverwöhnt,
KK

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28.06.2021: König Fußball regiert die Welt

Erst habe ich gedacht, dass es mich in diesem Jahr nicht packt. Vielleicht durch das steigende Alter bin ich wesentlich entspannter, etwas milder als noch vor Jahren. Und dann habe ich das erste Spiel zu Hause geguckt und siehe da: gleich verloren.

Damit war alles klar, es musste die alte Routine wieder her: das Spiel wird beim Kneipier des Vertrauens mit Anstand und Abstand geguckt, Deutschland-Trikot, Socken in schwarz-rot-gold, Duplos mit Spieleraufklebern werden vertilgt und ganz wichtig: die Fahne muss aufgehängt werden. Wir sitzen immer oben am Stehtisch, nicht aufgrund der Corona-Regeln, sondern eher wegen des Aberglaubens… Ich erinnere mich an ein bitter verlorenes Halbfinale, da saßen wir nämlich unten. Vielleicht war das der Grund?

Aber anstatt mir und dem falschen Tisch die Schuld in die Schuhe zu schieben, gibt es natürlich mindestens hundert andere Gründe, warum ein Spiel schlecht oder besonders gut läuft. Und genau das wird hier in der breiten Masse durchgesprochen. Hier ist jeder Bundestrainer. Es wird spekuliert, diskutiert, der ein oder andere kollabiert, bevor die Mannschaft eskaliert. Ich liebe diese Momente der weisen Voraussicht (Ich hab‘s doch gesagt, der bringt nix.), die sich manchmal binnen Minuten in das komplette Gegenteil verändern (Top Typ). Und auch wenn es wahrscheinlich nicht bis ins Stadion gehört wird, es werden Emotionen in Form von lautstarkem Gebrüll freigesetzt (Lieblingsbrüller: Hand! Der hat schon gelb! Auswechseln! TOOOOR!!!!) Und es gibt doch nichts Schöneres, als in der Halbzeitpause auf dem Balkon die Vielseitigkeit oder auch die Nachlässigkeit der Spieler zu besprechen.

Offen gesagt, ich fand es anfangs etwas befremdlich, mich mit anderen Leuten fast ganz normal in einen Raum zu begeben. Aber es ging relativ fix beim Portugal- Spiel, bei dem ich glücklich war mit anderen lautstark zu jubeln. Dieser Moment in dem Deutschland endlich wieder müllert. Wo ein Virus mal keinen Platz hat, und 90 Minuten lang die Krise eher beim Bundestrainer zu suchen ist als beim Gesundheitsminister.

Und sollte vielleicht unser Aus bald kommen – die Todesgruppe wurde ja schon überstanden -, ist das irgendwie egal. Ich bin froh und irgendwie erleichtert, dass es noch geht. Also nicht nur Fußball, sondern gemeinschaftlich zu fiebern ohne Fieber. So viel dazu, jetzt ab ins Wembley Stadion – allerdings am TV. Dass im Stadion 40.000 Menschen gucken dürfen, kann ich dann irgendwie doch nicht verstehen…

Hoffentlich hat der alte Lineker Satz Bestand: „Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach und am Ende gewinnen die Deutschen.“

Wir drücken die Daumen. Natürlich am Stehtisch.
KK

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21.05.2021: Frühlingsgefühle

Es war ein eigenartiges Gefühl. Ich war nicht darauf vorbereitet. Auf beides, auf das Gefühl und auf sie. Ich betrat den großen Raum und bemerkte sofort dieses Etwas, eine seltsame Stimmung, eine vertraute Nähe.

Nach kurzer Orientierung sah ich sie – und sie sah mich. Nur ein Augenblick, ein Wimpernschlag und es war um uns geschehen.

Es gibt sie selten, diese besonderen Momente. Als würde man sich schon eine Ewigkeit kennen. Wie ein Wiedersehen mit einem alten Freund. Aber tatsächlich sind wir uns „in echt“ noch nie begegnet.

Sie zwinkerte mir zu. Ich meine sogar, sie lächelte leicht. Langsam ging ich auf sie zu und berührte sie vorsichtig. Unser erstes Treffen, ich wollte nicht zu grob sein. Langsam fuhr ich mit den Fingern über den Vorbau. Es war irgendwie unwirklich. Sollten wir zwei ab jetzt gemeinsam die Straßen unsicher machen? Den normalen Weg verlassen und uns unbeschwert auf der rechten Fahrbahnhälfte tummeln. Der derzeitige Typ an ihrer Seite nannte sie Lady, zurecht. Anmutig und vornehm stand sie da.

Sie ist jetzt auf dem Weg zu mir. Im Laufe der nächsten Woche werden wir uns wohl endlich wiedersehen. Ich freue mich sehr auf unser Zusammenkommen. Dieses Mal in meinem, und bald auch ihrem neuen Heim.

Ich höre die Fragen von Familie und Freunden. Die Frage nach dem Warum? Warum jetzt? Warum sie und keine Andere? Ich schüttele die Vorurteile ab, bin in Gedanken schon viel weiter. Sehe mich mit einem flatterndem Schal im Fahrtwind… Unbegrenzte Freiheiten, Kurztrips, verträumte Überlandausflüge.

Ja, ich weiß, eigentlich sind gerade E- Bikes der absolute Renner. Will ich aber nicht. Jedenfalls jetzt nicht. Ich will sie: eine wunderschöne weiße Vespa. Und den Schal hab‘ ich auch schon. Einen blauen mit weißen Punkten. Die Sache mit dem Helm gefällt mir noch nicht so, er ist riesig. (Kennt jemand noch Calimero?) Aber allein schon der Name vom Helm: „Fräulein Irmi“ zwingt mich quasi zum Kauf. Wer kann da schon nein sagen?! Der Roller ist meine persönlich verdiente Corona-Prämie. Mein Verzicht des letzten Jahres.

Nun denn, ich hoffe, wir sehen uns bald.

Schöne Pfingsten
KK (Frau mit riesigem Helm, gepunktetem Schal auf einem weißen Roller)

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30.04.2021: Einer wird gewinnen

Ich mag außergewöhnliche Ideen. Wo unser Leben gerade sehr eingeschränkt und ohne viele besondere Highlights ist, bin ich für jeden kleinen Aufreger dankbar. So viele kreative Einfälle, und alles auf Abstand. Machbar. Virtuelle Weinabende, Gin-Tasting online oder die ganzen gelungenen Videobotschaften der Vereine. Alle sind sehr innovativ und motivierend.

Dass jetzt leider, leider das Fest der Feste (jedenfalls für mich) ausfällt, hatte ich irgendwie schon geahnt. Aber wie bei vielen schlechten Botschaften, wollte ich diese eine ganz bewusst verdrängen. Weggeschoben mit dem Optimismus einer Fünfjährigen. Zu schwer der Schmerz von fehlender Blas- und Tambourmusik, feuchtfröhlichem Thekengequatsche, weibliches Bowle schlürfen. Doch der Tag kam und die Nachricht auch! Das Schützenfest fällt aus. Das Bretterfest ist abgesagt. Nun schon die zweite Saison ohne.

Ist es doch mein jährliches Highlight! Was denn nun, da hängt ja auch einiges dran. Kein Abnehmziel, kein neues Kleid, keine Runde rückwärts und keine hundert Autoscooterchips. Doch wir werden auch dieses Jahr darauf verzichten müssen. Mein Herz wird schwer.

Zu meinem Trost kam – wie gerufen – eine sehr kreative Idee von der Schützengesellschaft. Die Schützenpakete. Das Gefühl etwas „Pfingsten“ zu feiern. Nach einem Jahr Feierauszeit habe ich eh etwas Respekt vor Menschenansammlungen (mehr als fünf), vor Jugendlichen ohne Jogginghose, vor lauter Musik und einer Tanzfläche. Also Ersatzprogramm her, wir machen mit! Welches Paket wird gar nicht erst überlegt: Wir nehmen alle. Ob ich Montags alleine den 5-Liter-Eimer-Bowle schaffe, weiß ich noch nicht. Aber die Motivation ist ganz weit oben.

Wir haben uns zudem vorgenommen, das Haus zu schmücken, den Spazierstock mit Blumen zu bestücken und einen kleinen Umzug, je nach Wetterlage, in oder um das Haus zu machen. Vielleicht bestellen wir uns mitten in der Nacht eine Calzone, die fetttriefend auf Oberhemd, Schützenkrawatte und weiße Hose tropft. Dann fühlt es sich den nächsten Morgen sicherlich nicht nur so an wie Fest, sondern dann sieht es auch so aus. Dann verstecke ich noch den Schützenhut und laufe mir in zu kleinen Schuhen eine Blase. Und alles ist fast wie immer. Wenn ich nun sogar noch einen der Preise gewinne, ha, alles richtig gemacht. Win-Win.

In diesem Sinne, danke an alle kreativen Köpfe
KK

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Ostern 2021: Teim to go

Was soll ich sagen, mir fehlen die Worte. In echt. Es passiert kaum was, der Aufreger der Woche war ein falsch geliefertes Päckchen. Gähn.

Und es ist schon wieder Ostern. Egal wo man hinhört, es ist immer nur das eine wiederkehrende Thema im Hauptprogramm. Im Radio, im Fernsehen. Einfach überall. Bäh. Auch wenn wir bewusst mal nicht darüber reden wollen, es für einen Moment versuchen zu vergessen, es ist doch immer gegenwärtig. Nochmal bäh. Ich merke die Pandemie-Müdigkeit mehr denn je. Auch mein Mann fühlt sich unterhopft.

Ich motiviere mich und meine Familie – mehr oder weniger erfolgreich – zu verschiedenen Outdoor-Tätigkeiten. Aber ich gestehe offen ein, auch zum Sport fehlt mir gerade der Ehrgeiz und mein Schweinehund ist soo schwer zu überwinden. Drei Tage Muskelkater nach einer einzigen (Mini-)Jogging-Tour, da ist es mir echt fürs Erste vergangen. Ausgedehnte Spaziergänge sind jedoch Pflicht und an der Tagesordnung. Gerne auch mit wechselnden Partnern, um wenigstens dann mal mit einem anderen zu sprechen. Ich weiß nicht genau, wie oft ich inzwischen zum Stein gegangen bin. Den Weg zur Kapelle finde ich im Dunkeln ohne Licht, und auf der Strecke zum Kiekenstein habe ich mehrfach meine Fußspuren hinterlassen.

Doch irgendetwas ist immer neu. Irgendwer ist im Ort fleißig. Nicht nur, dass die kleine Weser-Quelle restauriert und mit Bänken versehen wurde, auch die Schutzhütte wurde renoviert. Ich glaube sogar, dort ist wer eingezogen. Auch an anderen Ecken wurden kleine Verschönerungs- und Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Erst neulich habe ich eine frisch angelegte (alte) neue Bank getestet und für perfekt sitzbar befunden. Mit herrlichem Blick ins Örtli. Ach, wir wohnen doch wirklich schön.

Nach einer Walk-Talk-Runde ist meine Laune meist besser, mein Wortsäckchen entleert und ich habe immerhin ein bißchen das Gefühl ausgegangen zu sein.

Da nicht alles im letzten Jahr schlecht war, (back to the roots), und man die kleinen Dinge viel mehr zu schätzen weiß, bin ich gerne bereit einige schöne Dinge vom Vorjahr zu übernehmen. Den Eierlikör zum Beispiel. Passend zu Ostern bin ich gut vorbereitet und werde mich von innen desinfizieren. Vielleicht auch mit einem Eierlikör to go…, auf einer schönen Bank mit Blick ins Tal. Dann habe ich Bewegung und Spaß sogar noch miteinander verbunden, also los: It´s Time to go….

Frohe Ostern
Eure KK

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19.02.2021: Winterwonderland

oder
Der Tag, an dem nicht nur der Schnee fiel

War das ein herrliches Winterwochenende. Die unberührte, saubere, schneeverdeckte Welt und wir ausnahmsweise mittendrin. An solche Schneemassen kann ich mich nur schwach erinnern und doch weiß ich noch, wie ich als Kind nach Hause kam und meine Füße vom stundenlangen Schlittenfahren so kalt waren, dass ich sie nicht mehr spürte. Da wurde ich von Mama in eine warme Decke eingerollt und mit einer heißen Tasse Kakao vor die Heizung gesetzt. Nie wieder hat Kakao so gut geschmeckt.

Nachdem wir noch vor dem Lockdown zum Rodeln in den Solling gefahren sind, habe ich mich hier sehr amüsiert über die unterschiedliche Auslegung von Rodelspaß. Sind wir doch mal ehrlich. Die Eltern freuen sich wie Bolle mit den Kindern in den Schnee zu fahren, um eine rasante Abfahrt zu wagen und einen Schneemann zu bauen. Nachdem aber jeder Erwachsene sich zweimal den steilen Hang mit Schlitten und Kind hochgequält hat, sollen die Kinder doch bitte mal alleine Schlitten fahren. Diesen ist es aber auch nach kurzer Zeit zu anstrengend, zu kalt und sie müssen mal. Richtig bewegen, können sie sich aufgrund des Schneeanzuges, der drei langen Unterhosen, der zwei Pullis, Unterhemd, dicken Socken, Schal, Mütze und Kapuze eh nicht. Also, nach einer knappen halben Stunde ist der Winterspaß vorbei. Auch die mitgebrachten Minimuffins der Supermutti können nicht überzeugen. Nicht, dass ich neidisch wäre. Ich finde, man kann mal gut eine Stunde ohne Essen auskommen. Tee hatte ich schließlich dabei. Dass der nicht richtig zugedreht und die ganze Flüssigkeit im Beifahrerfußraum lag, war ja nicht absichtlich. Nörgelnde Kinder, schimpfende Eltern (Wir machen das nur für dich, guck doch wie schön es hier ist!) zeigen mir doch, dass meist nur die guten Erinnerungen bleiben. Doch auch in meinem Gedächtnis sehe ich ein heulendes Kind in Vierfachverpackung im Schnee stehen… Die Kinder gewinnen, und so werden sie in ihren unbeweglichen Schneeanzügen auf den Schlitten gelegt und es wird die Heimreise angetreten. Natürlich werden sie vorher mit ihren verheulten Gesichtern noch neben einen Schneemann gestellt, um das perfekte Foto zu schießen. Filter drüber, dann sieht man die Rotznase auch nicht mehr.

Jetzt konnten die Kinder sogar vor Ort Schlitten fahren. Mutige den Stoichpatt runter, ganz mutige starten an der selbstgebauten Rampe. Überall waren Schlittenspuren zu sehen – und auch wenn nicht ganz legal –, die Kinder haben sich endlich wiedergesehen. Ausgelassen in die alte Schneehose gequetscht und ab ging’s. Ich habe mich nicht nur für die Kinder gefreut, sondern auch für mich. Seit Jahren reift in mir der Gedanke, mir eine Langlaufski-Ausrüstung zuzulegen. Früher waren wir öfters mit der Familie im verschneiten Solling unterwegs. Vor ca. drei/vier Jahren habe ich mir dann im Dorfgemeinschaftshaus in Silberborn einen – zwar eher abgefahrenen – Ski geliehen (für `nen Fünfer!!!) und hiermit eine gelungene Probefahrt gemacht. Da in den letzten Wintern kaum Schnee für eine Loipe lag, wurde der Wunsch erstmal auf Eis gelegt, aber in diesem November war es dann so weit. Nach ausgiebiger Recherche habe ich mir ein Paar Ski zugelegt. Natürlich wurde ich da noch aufgrund des mangelnden Schnees belächelt, aber schon bald schlug meine Stunde. Der Schnee kam und ich begab mich hochmotiviert in Silberborn auf eine wunderschöne, aber auch anstrengende Langlaufskifahrt. Zwar bin ich auf gerader Strecke ohne äußeren Einfluss das ein oder andere Mal gestürzt, aber ein guter Freund konnte mich immer wieder in die Spur bringen. Wie im richtigen Leben.

Ja, ein Profi werde ich wohl nicht. Doch ich hatte endlich wieder Spaß am Sport, den sogar an der frischen Luft. Und als es dann auch bei uns anfing zu schneien… jaha, da bin ich mit meinem Sohn an der Weser Langlauf gefahren. Wer hätte das gedacht. Bei herrlichem Wetter an der Weser mit Langlaufski… nur wir und die Natur… naja fast, an der Weser war die Hölle los.

Leider ist der Winterspaß wieder vorbei, es taut. Aber mit Hinblick auf die nächsten Winter bin ich vorerst gerüstet. Jetzt freue ich mich auf den Frühling, und da ich schon immer mal schnorcheln wollte…

In diesem Sinne Hals und Beinbruch
Eure KK

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22.01.2021: Auf ein Neues

So jetzt machen wir schön da weiter, wo wir im letzten Jahr aufgehört haben. Familiär, humanitär, unspektakulär.

Wie auch immer, es reicht mir. Ich jammer. Ich bin unterfeiert und unterfreundet. Highlight des Tages ist der Postbote. Durch den häufigen Kontakt an der Haustür, natürlich mit Abstand, überlege ich schon dem Lieferanten das „Du“ anzubieten. Er bringt mir einfach alles, ohne zu urteilen. Glaube ich jedenfalls.

Und ich bestelle. Kleidung, Haushaltsgeräte, Vogelfutterhaus, Spiele, Langlaufskier (hierzu später mehr). Irgendwie muss das Geld ja unter die Leute. Und ich habe einen aufregenden Moment am sonst so tristen kontaktlosen Alltag.

Zuerst habe ich mir ein neues Couch-Outfit zugelegt. Inzwischen befürchte ich jedoch, dass auch ein neues Sofa gekauft werden muss. Meine Körpersilhouette hat sich in das Möbelstück eingegraben. Schrecklich, ich bin fürchterlich faul geworden und kann mir gar nicht vorstellen, jemals wieder mehr als zwei Aktionen in der Woche überhaupt zu schaffen. Vielleicht will ich das auch nicht. Hat das ganze doch was Gutes? Werde ich wohl erst im nächsten Jahr sehen.

Um die Familie bei Laune zu halten, gibt es ein neues Gesellschaftsspiel. Alleswisser. Jeder bekommt altersgerechte Fragen, es wird mit einem Spielbrett, einem Pad oder Handy gespielt. Verschiedene Themengebiete Sport, Geschichte, Erdkunde usw. geben jedem die Möglichkeit seine Stärken auszuspielen oder auch extreme Schwächen aufzuweisen (Erdkunde). Das Spiel dauert ungefähr eine Stunde, in der die Kinder mal nicht zocken. Hurra. Auch das alte gute Risiko-Spiel hat den Weg zurück auf den Esszimmertisch gefunden. Ich mag keine Strategiespiele, aber gut, erst Risiko dann Activity. Herrlich, wenn sich Menschen bei der Pantomime Aufgabe völlig verausgaben.

Und noch eine neue Leidenschaft haben wir entdeckt: Fotos raten. Oder besser gesagt: Menschen und Orte erkennen. Unsere liebe Birgit sammelt, organisiert, recherchiert und sortiert alte Heimatbilder und hat fast täglich ein neues Profilbild zum Thema „Stahle“. Dieses Ratequizz ist zur liebgewonnenen Routine geworden. Wer ist es? Wo ist es? Und: Unglaublich!

Die Bilder wurden meist nur zu besonderen Anlässen geschossen. Nicht wie heute, wo ich für die Flut der Bilder schon externe Festplatten und einen iCloud-Speicher benötige. Es sind Bilder von Vergangenem, die mir verblüffend zeigen, was sich in hundert Jahren in einem Dorf verändert hat. Ganze Straßenzüge sind meist nur anhand kleinster Details zu erkennen: könnte der Feldberg sein, oder ne… ist hinten in der Twier.

Auch die abgelichteten Personen lassen sich nur aufgrund eines besonderen Merkmals erkennen. Schön, manchmal lustig wie über Generationen eine Nase weitergegeben wird. Die Mission vergangene Zeiten, Menschen, Häuser, Lebensgewohnheiten nicht zu vergessen, hat bei mir voll eingeschlagen.

So freue ich mich jeden Tag auf ein Neues. KK                                                                                      22. Januar 2021

Sollten noch irgendwo alte, verstaubte Kisten mit Bildern, Fotos aus der vergangenen Dorfzeit herumschlummern… gerne abzugeben bei Birgit Düker, geborene Borgolte („Weber“). Herrlich.

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24.12.2020: Frohe Weihnachten

Es ist bestimmt schon über vierzig Jahre her, da half meine Mutter zwei älteren Damen aus Holzminden im Haushalt. Da die Beiden vor Ort ohne Familie waren, vergrößerte sich der Hilfebedarf mit der Zeit immer mehr, sodass meine Mutter das „Mädchen für alles“ wurde.

Das wurde nicht nur finanziell, sondern auch gerne mal in Form von verschiedenen, manchmal auch sehr skurrilen Sachen entlohnt. Ich erinnere mich an bunten Modeschmuck, einen Porzellan-Esel mit Anhänger für den Garten, einer wirklich hässlichen, aber bequemen Liege und einer Nähmaschine.

Wenn ich an die Nähmaschine denke (alte Singer, Holzgestell mit Fußwippe), erinnert sie mich an Nougatschokolade, versteckt vor meinen Geschwistern in der Schublade, an selbstgenähte Kissen für meine Barbie und an eine Dirty-Dancing-Kassette.

Ja, die Nähmaschine war irgendwie ein Gefühl. Doch nachdem sie Jahre ungebraucht und dekorativ im Treppenhaus verbrachte, sie zwischenzeitlich ein Comeback als Nähmaschinentisch in meinem Wohnzimmer hatte (totale Pleite, nach einem Kurs und dreitausend verkehrt genähten Steppstichen war meine Karriere am Ende), landete die Maschine ungeliebt im Keller. Hier staubte sie lange Zeit zu, wurde als Ablage genutzt, erfüllte aber sonst keinen Zweck.

Dann kam die zweite Welle und die Aufräumaktion 2.0. Kaufen wollte sie keiner, aber als sie zu verschenken war, kamen einige Anfragen. Mit einem leicht schlechten Gewissen, sagten wir dem ersten Käufer zu. Den nächsten Morgen um zehn Uhr wollte er sie abzuholen. Mit all ihren Erinnerungen, gerissenen Riemen und Ersatznadeln sollte sie einen neuen Besitzer bekommen.

Und er kam, pünktlich. Herr M. aus Togo. Er guckte sich die Nähmaschine gar nicht lange an, sondern packte das wirklich schwere Gerät in seinen Transporter. Dabei erzählte er seine Geschichte. Er würde solche Nähmaschinen sammeln, um sie einmal im Jahr mit einem Container in seine Heimat nach Togo zu verschicken. Da die Maschine ja fußbetrieben und ohne Strom laufen würde, könnte sie überall betrieben werden, und somit Familien helfen, etwas Geld zu verdienen.

Oh, ganz ehrlich, ich war und bin immer noch gerührt. Mein schlechtes Gewissen gegenüber der Nähmaschine, Frau M. aus Holzminden und meiner eigenen Wegwerfproblematik löste sich komplett in Luft auf.
Wie einfach war das denn bitte schön. Eigentlich ohne es zu wissen, konnten wir einer Familie helfen. Hätte ich das gewusst, hätte ich doch noch was in die Schubladen gelegt. Oh, mich packt der Weihnachtsgedanke. Wie kann ich wo noch Gutes tun??!!

Vielleicht war die Geschichte von Herrn M. auch gelogen, und er dachte sich beim Anblick unserer Gesichter, dass wir uns mit ihr besser fühlen. Und das tue ich auch. Ich halte den Gedanken erstmal fest, und sehe in meinem geistigen Auge die Nähmaschine quietschend und ratternd in Togo stehen. Danke auch an Frau M., ich glaube, ich höre sie da oben im Himmel erfreut klatschen.

Jetzt noch etwas in eigener Sache, damit auch wir uns beklatschen können. Da die heiligen drei Könige dieses Jahr den Segen nicht in die Häuser bringen können, aber die Projekte gerade in dieser Zeit unsere Unterstützung benötigen, wurden verschiedene Spendenmöglichkeiten erstellt. So kann zum Beispiel gleich hier auf der Stahler Seite nur durch einen Klick auf das Sternsinger-Logo gespendet werden. Also legt los. Lasst uns gemeinsam Gutes tun. Vielleicht etwas zu viel der emotionalen Stimmung? Egal, ist doch Weihnachten.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr,
wünscht euch von Herzen

KK

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04.12.2020: Und es geht schon wieder los…

…das darf doch wohl nicht wahr sein. In knapp vier Wochen ist Weihnachten und der Weihnachtsstress hat mich voll erfasst. Nicht wegen der Geschenke, sondern wegen der Deko. Dabei schwöre ich mir jedes Jahr aufs neue, die Kisten vorher zu sortieren, vorher, nicht währenddessen. Altes und nicht mehr Schönes in die Tonne, Defektes zur Reparatur. Und nur die schönen Sachen bekommen ihr verdientes Comeback.

Aber irgendwie klappt es nie. Aber erst nach entleerter, schön sortierter Kiste gibt es etwas Neues. Zur Belohnung. Aber dieses Jahr ist es noch schlimmer: es gefällt mir nichts mehr von dem reichlich vorhandenen Gedöns. Das kann teuer werden. Leider bin ich nicht mit dem kreativen Talent gesegnet, aus einigen Teilen was Schönes zu dröseln, sondern muss fast immer fertig gestaltete Sachen kaufen. Ich versuche es jedes Jahr wieder, indem ich am Ende der Weihnachtssaison optimistisch von Kränzen und Co. die schönen Sterne, Bänder etc. runterzupfe, um sie im nächsten Jahr wieder zu nutzen. Klappt nicht. Die dusselige Schleife hängt total schief und von den Sternen hatte ich doch mehr als einen?! Nur wo? Ich wollte eigentlich Bilder von den komplett fertigen Objekten machen, aber das hab‘ ich letztes Jahr wohl verdrängt.

Nachdem ich die 5 (!!!) Kisten auf dem Wohnzimmerboden verteilt habe, bin ich eigentlich schon satt und gar nicht dekorativ weihnachtlich gestimmt. Mich verlässt die Motivation und anscheinend auch der Geschmack. Ich bin selber irritiert von meinen verrückten und gruseligen Zusammenstellungen, stelle alles wieder auf den Tisch, dann wieder auf die Fensterbank, um sie zu guter Letzt wieder in der Kiste zu verstauen. In der „Vielleicht-nächstes-Jahr-Kiste“ oder „Zum-Wegwerfen-zu-schade“.

Wie lange behält man eigentlich die gebastelten Kindergartengeschenke? Wann ist der Zeitpunkt für einen Abschied von selbstgebastelten Krippen und gemalten Weihnachtskarten oder kommen diese Sachen in die Muttertagsbox? Ich kann heute auch diese Entscheidungen nicht treffen.

Viel mehr beschäftigt mich jetzt gerade die Frage nach der Kerzenfarbe auf dem Adventskranz. Will ich überhaupt einen Kranz? Aber auch hier Abbruch. Kränze sind rund und ich bin heute definitiv unförmig.

Oh, doch noch was Gutes. Ich finde begeistert meine Beleuchtungskiste. Sie wächst jedes Jahr und alles, was irgendwie annähernd mit Strom zu tun hat, liegt in ihr. In Form eines Riesenknäul aus Kabeln, Lämpchen und unheimlich vielen Steckern befinden sich tonnenweise Ketten (?), Sterne (?) oder Ringe in ihr. Ich frage mich, ob ich im letzten Jahr wütend beim Abschmücken war? Hier spiegelt sich leider meine komplette Inkompetenz in punkto Ordnung wieder. Schade, hätte so einfach sein können. Und dann noch die falsch gekauften Ketten, die aber leider nicht den Weg in die Tonne finden, da sie ja noch funktionieren. Manche sogar mit Preisschild. Aber mal ehrlich, bunte Lichterketten gehen nur mit Glühwein. Viel Glühwein. Und den hatte ich bisher noch nicht. Wo denn auch?!

Apropos, Zeit für einen Likör. Habe eine neue Produktion gestartet: Bratapfellikör. Sehr süß, macht in wahnsinnig kurzer Zeit rote Bäckchen, hilft mir jedoch immerhin den Tisch für Gläser freizuräumen. Vielleicht wird dieses Jahr etwas weniger dekoriert. Vielleicht fahre ich morgen nochmal los (da gehe ich schwer von aus), denn auch ohne Weihnachtsmarkt und Glühwein muss doch irgendwie Stimmung aufkommen. Die bunte Lichterkette macht sich übrigens super an der Likörflasche. Noch etwas Radio Paloma und es fühlt sich wie eine Weihnachtsfeier an. Ja, es geht schon wieder los, das darf doch wohl nicht wahr sein, dass man so total den Halt verliert.

In diesem Sinne eine schöne Adventszeit, mit oder ohne Kranz…

KK

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13.11.2020: Alle Zeit der Welt

Wenn ich die mal hätte. Die Zeit läuft mir davon.
Es ist fast so, als würde ich morgens fünf Minuten zu spät aufstehen und somit die komplette Kontrolle über den Tag verlieren. Ich hetze ständig diesen fünf Minuten hinter her, und das jeden Tag! Also mal Sieben, sind 35 Minuten die Woche, und das ergibt 160 Minuten im Monat!

Ich versuche die verlorene Zeit einzuholen. Während ich bügele, erledige ich zeitgleich wichtige Telefonate; beim Geschirrspüler ausräumen, koche ich das Essen und parallel wird gefegt. Ich habe mich beim Duschen schon erwischt, dass ich – während es noch schäumt – schon die Duschwand abziehe und mit dem großen Onkel Seifenreste am Boden wegschrubbele. Grausam. Gewinnen tue ich hier keine einzige Minute, im Gegenteil. Im Anschluss an diese zeitgleich ausgeführten Handlungen ergibt sich ein komplettes Chaos. Ich weiß nicht mehr, ob schon Salz im Essen ist und wann der Zahnarzt Termin war. Und, wo ist zum tausendsten Mal meine Brille oder noch schlimmer das Handy.

Wie und wo auch immer – vielleicht fehlt mir Zeit, da ich mich von irgendetwas ablenken lasse. Besonders vom ständigen Vibrieren meines Handys. Kaum bemerke ich diesen kleinen, kaum hörbaren Ton, schon wird aufs Knöpfchen gedrückt. Ahhh, mein Lieblingsemojii in der Lieblingsgruppe: Daumen hoch. Gut, dass ich es als Erster gesehen habe. Ja, manchmal stresst mich Social Media und Co. und ganz besonders der kleine blaue Punkt, der eine Statusmeldung ankündigt. Aber ohne???

Mein Suchtverhalten erschreckt mich. Erst neulich habe ich mein Handy nicht mit in die Stadt genommen. Bewusst. Noch nicht ganz angekommen, suche ich es schon, um eine Öffnungszeit zu googeln, um einen Preis nachzugucken oder, um kurz die vergessene Einkaufsliste abzurufen. Unglaublich. Wenn mich jetzt einer anruft, dann bin ich nicht erreichbar? Oje, ich muss den Stadtgang abbrechen. Zu Hause angekommen stelle ich fest, dass keine Nachricht, kein Anruf und auch kein blauer Punkt zu sehen sind. Hätte ich mir doch Zeit lassen können. Also morgen nochmal los. Eigentlich habe ich dafür gar keine Zeit. Ach, ich könnte ja auch alles online bestellen, wo ist denn mein Handy… Gruselig, ich dreh mich im Kreis.

Ich sollte bewusst versuchen, mir Zeit zu nehmen. Nur ICH kann es ändern. Beim Rückblick auf die Bildschirmzeit der letzten Woche (es waren aber auch Wahlen in Amerika), bin ich erschrocken, wie viel Zeit ich verdamelt habe, ohne irgendeinen Gewinn. Also Ziele setzen: Bildschirmzeit halbieren, unnötige Apps entsorgen, lieber mit den Kindern spielen als mit virtuellen Figuren. Gerade im 2. Lockdown fast etwas schwierig. Viele Kontakte werden nur so gehalten. Naja los, ganz weglegen will ich es dann doch nicht. Nur ein bisschen bewusster nutzen, also einen Entzug light. Mal sehen, wie es mir gelingt.

So. Ich gehe jetzt ohne Handy spazieren. Und ohne Uhr. Zeitlos und ohne Empfang. Wie verrückt. Bis dann also, auf unbestimmte Zeit…

Liebe Grüße
KK

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02.10.2020: Felicità

Mein Auto ist kaputt. Es befindet sich in der Werkstatt, doch es ist noch nicht klar, ob wir uns wiedersehen.
Ich mag mein Auto, wir haben uns nach kurzer Zeit sogar geduzt. Das hat nicht mit allen meinen Autos geklappt. Oft stand eine unüberwindbare Distanz zwischen mir und dem Fahrzeug. Warum auch immer. Namen gebe ich den Autos nie, aber eine gewisse, fast zwischenmenschliche Beziehung kann ich nicht abstreiten.
Desto schlimmer ist für mich jetzt der plötzliche Getriebemechantronikschaden. Autsch. Schon das Wort. Auf einmal, ohne irgendwelche Ankündigung war er da, oder besser war er nicht mehr da: der richtige Gang. Jetzt war ich nicht nur innerhalb des Autos im Leerlauf, sondern auch außerhalb: Seit 14 Tagen ohne KFZ. Was das hier auf dem Land bedeutet, kann sich wohl jeder vorstellen. (Ich durfte übrigens an der Mobilitätsabfrage der Stadt teilnehmen, kam mir gerade richtig. Mal sehen, ob meine Wünsche in punkto Buslinien umgesetzt werden und ob ich den dann auch nutze).

Glücklicherweise kann ich den Wagen meiner Mutter nutzen. Einen altersgerechten Golf Plus, Automatik. Ja, und silber ist er auch. Er ist zuverlässig, treu und bietet aufgrund der vorhandenen Sitzheizung den gewünschten Komfort. Aber mal ganz ehrlich. Ein Golf Plus… Ich wusste ja nicht, was mich erwartet. Mir selber machen Autos dieser Kategorie im Straßenverkehr immer etwas schlechte Laune. Am besten noch mit einem Nummernschild auf dem das passende und weit entfernte Geburtsjahr des Fahrers zu lesen ist. Und die Farbe. Schon an der äußeren Lackierung lässt sich die Spontanität und Spritzigkeit des Fahrers erkennen. Brauntöne oder halt Silber. Puh.

Sehr glücklich einen fahrbaren Untersatz zu haben, starte ich also durch Richtung Arbeitsplatz. Kaum den Ort verlassen, stelle ich fest, dass es in diesem Auto nur einen, maximal zwei Radiosender einzustellen gibt. Entweder WDR 4 oder NDR 1. Na gut, nicht mein Auto, nicht mein Wunschkonzert. Somit starte ich mit ABBA irgendwie doch gutgelaunt in den Tag. Erschreckend textsicher fahre ich so um kurz vor sieben durch Höxter und mit Cat Stevens: Morning has broken“ erscheint die rote Ampel vor mir nur halb so schlimm.

Nein ehrlich, ich bin viel entspannter, auch, weil mir aufgrund des Autos (glaube ich jedenfalls) der nötige Respekt bzw. Abstand gewährt wird. Es fährt keiner zu nah auf, keiner drängelt und ich werde als Linksabbieger sogar vorgelassen. Freundlich nickend. Ich werde häufig überholt, aber das stört mich nicht. Bei 36 Grad Innentemperatur sitze ich mollig warm in einem Wagen, der die 100km/h-Grenze noch nie überschritten hat, und der diesen Geschwindigkeitsrausch definitiv nicht braucht. Denn auch der rasante Überholvorgang mehrerer Autos lässt uns anschließend gemeinsam an der nächsten Ampel stehen. HA. Ich überlege, ob ich den Eiligen freundlich zuwinke und mit einem „Siehst‘e Blick“ mitteile, was die Raserei gebracht hat: nämlich nix. „Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen“, oh wie passend.
Die Strecke zur Arbeit entwickelt sich für mich nicht zur üblen Zeitverschwendung, sondern zur entspannten Überfahrt. Mein Fuß wippt im Takt, die Finger klopfen taktvoll auf das Lenkrad. Roland Kaiser singt für mich: Extreme. Endlich mal Texte mit Sinn. Weiter geht’s. Laut schmettere ich noch „Schuld war nur der Bossa Nova“… und zuckele schön mit knapp 70 km/h ganz weit rechts über die Landstraße, fehlt nur noch ein passendes Getränk. Can‘t help falling in love with you, Elvis. Das war‘s: Ich steige hier nicht mehr aus. Wenn hier sogar der King für mich singt. Leeeuuuuteee.
Oh, ich merke schon, aus dieser Autonummer werde ich immer verspätet, verträumter und auf alle Fälle musikalischer herausgehen.

Kurz irritiert bin ich dann doch an der Kreuzung von der Frau neben mir. In einem knallroten Cabrio mit ihren mindestens achtzig Jahren sitzt die Dame, ein Leoparden gemustertes Tuch über das schlohweiße Haar gebunden, in einem wirklich schicken Sportwagen. Sie lächelt mich freundlich an, wohl wissend, dass wir beide irgendwie im falschen Auto sitzen. Optisch jedenfalls. Allerdings mit dem gleichen Radiosender. Ne ne, Elvis gehört mir. Neidisch biege ich ab. Wenn ich mal alt bin, kaufe ich mir auch so ein Auto. Und wehe, es lacht mich einer aus.
Ein weiterer Vorteil des Wagens ist es, auf zwei Parkplätzen zu parken. Richtig schön mitten drauf. Kein Platz mehr für Nachbarn, die mir den Lack zerkratzen könnten. Ich sehe zwar ein paar Kopfschüttler, aber das interessiert mich nicht. Das Gefühl von Entspannung und Ausgeglichenheit macht mir hier und heute keiner mehr kaputt. Hier steh‘ ich, also park ich. Mit einem Gefühl der Überlegenheit steige ich aus. Rückenschonend versteht sich. Ich freu mich schon auf den Rückweg. Gar nicht so schlimm, dass Sportlichkeit und Pferdestärke fehlen. Im Gegenteil, ich denke ernsthaft über einen Wagen in der Rentner-Kategorie nach. Vielleicht nicht in Silber. Vielleicht auch kein Golf. Hauptsache zuverlässig.

Ich summe noch das letzte Lied aus dem Radio „Felicità“ von Al Bano und Romina Power. Herrlich. Das wäre doch ein toller Name für ein Auto.

Eure KK

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28.08.2020: Ratlos

Warum merke ich zu spät, dass das Toilettenpapier leer ist?
Warum ist jede Ampel rot, wenn ich dringend „muss“?
Warum sind Schokolade und Chips ungesund?
Warum ist die Nacht von Sonntag auf Montag kürzer als alle anderen?
Warum muss ich am heißesten Tag des Jahres lange arbeiten?
Warum schmeckt es bei Muttern besser?
Warum steht schmutziges Geschirr auf der Spülmaschine, nicht in ihr?
Warum geht die Waschmaschine kaputt und im Anschluss die Spülmaschine?
Warum bezahlt die Frau vor mir passend, obwohl sie das Geld nicht passend hat?
Warum kaufe ich einen Pullover, wenn ich eine Hose suche?
Warum gibt es keinen Mett-Automaten?
Warum hat man am Freitagabend Zahnschmerzen?
Warum gewinne ich nicht im Lotto?
Warum verletzen sich Kinder immer am Mittwochnachmittag?
Warum koche ich immer zu viel Reis?
Warum kackt der Vogel nur auf frisch gewaschene Autos?
Warum regnet es immer, wenn die Fenster geputzt sind?
Warum mähen alle nacheinander Rasen, nie gleichzeitig?
Warum fällt immer das schöne Glas runter, nie das Senfkristall?
Warum ist die OWZ nur samstags interessant?
Warum hat man gutes Geschirr?
Warum wird Hundekot in eine Tüte verpackt und dann in die Umwelt geworfen?
Warum macht ein Burger nicht satt?
Warum beißt man sich immer zweimal auf die Backe?
Warum muss ich genau dann laut lachen, wenn es ganz leise ist?
Warum ist die richtige Schuhgröße immer ausverkauft?
Warum haben wir hundert TV-Programme, aber auf keinem kommt was?
Warum machen immer die anderen Schnäppchen?
Warum fällt das Mehl um?
Warum kommt meine Pizza zuletzt?
Warum schreien die Kinder erst Mama, nie Papa?
Warum schmeckt der Wein im Urlaub besser als Zuhause?
Warum wird man am Hintern gestochen?
Warum nimmt man schneller zu als ab?
Warum ist nach der Tiefkühlpizza der Gaumen verbrannt?
Warum ist die Tupperschublade immer unordentlich?
Warum habe ich so viel Tupper?
Warum gibt es Übergangsjacken?
Warum merke ich erst unter der Dusche das die Seife leer ist?
Warum ist der Gärtner immer der Mörder?
Warum bleibt immer eine Socke über?
Warum kommt spontaner Besuch immer dann, wenn nicht aufgeräumt ist?
Warum gibt es keine Kartoffelbrötchen mehr?
Warum weiß ich nicht, wo Timbuktu liegt, will aber alle dahin schicken?
Warum höre ich nicht auf zu essen, obwohl ich satt bin?
Warum nur so viele Fragen…. ich bin ratlos.

Eure KK

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14.08.2020: Die Vereinmeirei

Um ein integriertes Dorfmitglied zu sein oder zu werden, ist es meist ratsam, einem der hiesigen Vereine beizutreten. Es gibt für jeden und für alles eine Möglichkeit, schon in jungen Jahren ein richtiger Vereinsmeier zu werden.

Der frischgeborene Stahler fängt früh an mit der Vereinsmeierei. Schon kurz nach der Geburt geht es ab zur Krabbelgruppe. Ob in kleinen oder größeren Gruppen, offiziell oder im Privaten, gekrabbelt und gebrabbelt wird hier ordentlich. So manche Brabbelgruppe gibt es inzwischen auch ohne Kinder, denn diese sind aus dem Alter rausgewachsen, doch Mutter bleibt man schließlich immer.

Stufe zwei: Die Sportgruppe. Das klassische Dorfkind startet in jungen Jahren beim Mutter-Kind-Turnen. Hier wird nicht nur die Bewegung der Kleinsten gefördert und bestaunt, sondern auch die kommunikativen Fähigkeiten der Begleiter trainiert. Austausch ist immer wichtig. Nachdem die lieben Kleinen die erste FC-Erfahrungen gesammelt haben, geht es dann in die große Gruppe, ohne Mama. Meist für alle entspannter. Außer für die Leitung. An dieser Stelle möchte ich einmal die Erfindung des Klettverschlusses loben.

Einige entschließen sich für den Ballsport: das Minikicker-Fußball-Training. Nun kann der eine oder andere elterliche Wunsch gelebt werden. Die eigenen Erfolge aus früheren Tagen werden vom talentierten 3-4-Jährigen komplett in den Schatten gestellt. Mein persönlicher Wunsch in der VIP-Lounge mit Lachshäppchen eines bekannten Fußballvereins zu sitzen, ist leider vergönnt geblieben. Aber es lag bestimmt nicht an meiner Leistung am Spielfeldrand. Motiviert, engagiert und nach einer Niederlage deprimiert. Schade.

Ist Fußball nicht der passende Vereinssport oder besteht Lust auf mehr, kann er/sie beim Tischtennis Erfolge sammeln. Oder bei den Pfadfindern. Oder im Fischereiverein. Meist ist’s sogar möglich an allen Aktionen teilzunehmen; die Übungs-/Gruppenzeiten machen es möglich.

Fast vergessen: die musikalische Früherziehung. Auch ich schätzte meinen Sohn als musikalisch ein und schlurrte ihn von Musikschule zur Blockflöte bis hin zur Gitarre. Alle Instrumente inklusive Liederbücher verstauben inzwischen im Kinderzimmer. Bis er sich selbst ein Instrument aussuchen durfte: eine Trommel.
Unsere beiden Musikvereine in Stahle, die Blaskapelle und der Tambourcorps, sind ausdrücklich im Bereich der Jugendarbeit zu loben. Mit den Kindern werden Übungsstunden einzeln und in der Gemeinschaft durchgeführt, es werden Fahrten angeboten, Kartoffelbraten, Spiele-Nachmittage und vieles mehr. In diesen Vereinen finden sich häufig ganze Familien bis zum hohen Alter. Nachdem ich den Lagerfeuer-Gitarren-Traum aufgegeben habe und mein Kind begeistert trommelt, entspannt sich meist die Vereinshüpferei. Der ein oder andere ist bei den Messdienern unterwegs oder auch beim Kinderchor.

Zwischen 12 und 16 Jahren wird meist genauer geguckt, welches Talent sich wirklich zu fördern lohnt. Auch wenn ich meine, die Jugendfeuerwehr oder Judo wären genau das Richtige, wird sich schon aus pubertärem Protest dagegen entschieden. Manch einer guckt auch über den Tellerrand von Stahle hinaus und begibt sich in Vereine außerhalb des Ortes. Muss ja nicht verkehrt sein.

Bei den heranwachsenden Jugendlichen ist es eh schwer, mit einem interessanten Freizeitangeboten zu locken. Lichtscheu und durch ständiges Schlafdefizit gezeichnet, müssen jegliche Aktivitäten nicht zu anstrengend, nicht weit entfernt und – ganz wichtig – ohne Eltern sein. Jede Bemühung, dem Kind mit guten Ratschlägen zur Gestaltung der Freizeit zur Seite zu stehen, schlagen fehl. Ein Reifeprozess nicht nur für das Kind, sondern auch für den Erziehungsberechtigten. Wäre hier nicht der Verein mit Regelmäßigkeit und Ordnung, Routine und sozialen Kontakten – ich würde vermutlich verzweifeln.

Fast volljährig tritt der männliche Jugendliche in den Schützenverein ein. Jaaa, nur so wirst du ein richtiger Stahler Bursche. Ab jetzt wird die weiße Hosen mit Stolz getragen. Ojemine. Frauen dürfen mittlerweile auch eintreten, by the way.

Die Mädels halten sich innerorts beim Zumba oder anderen Sportgruppen fit. Reiten, Tanzen… meist weibliche Hobbys, wobei auch hier Jungs gerne gesehen werden. Richtig außergewöhnliche Sportarten werden zwar nicht angeboten, aber ich bin mir sicher, für jeden ist etwas dabei.

Mit der Zeit verändern oder verfestigen sich die Interessen für den Verein. Meist ist es schwierig in der Ausbildung, im Studium oder als junge Eltern dem Vereinsleben beizuwohnen. Oft bilden sich neue, kleinere Vereine wie Skatklub, Tippgemeinschaften, Kegeltruppen, Fanklubs – je nach Wunsch, Zeit und Bedarf.

Mann/Frau wächst im Vereinsleben. Eben noch F-Jugendspieler, heute Betreuer. Eben der Anfänger in der letzten Reihe, jetzt schon Übungsleiter. Ob als Kassenprüfer, Vorstand oder Beisitzer, jedes Mitglied ist für den heimischen Verein wichtig. Denn, was wäre unser Ort ohne Musik, ohne die katholische Frauengemeinschaft und die Seniorenturngruppe? Wenn Kolping keine Fahrten anbieten würde, der Kultur-Förderverein keinen Tanz-in-den-Mai, keine Aufräumaktionen durch die Dorfwerkstatt? Was, wenn unsere motivierten Rentner nicht hier und da Ortsverschönerungen vornehmen würden? Letztendlich lebt ein Dorf durch seine Vereine und seine Aktionen.

Danke an die vielen Vereinsmeier, ob aktiv oder passiv, ob vor oder hinter den Kulissen. Durch Engagement und immer neue Ideen wird unser Dorf lebenswert, und das in und für jedes Alter! Mitmachen lohnt sich. Ich bin gerne Vereinsmeier. 🙂

Wir sehen uns…

KK

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24.07.2020: Aller Abschied tut weh…

Ich werde mich trennen.

Ich hab‘s noch keinem gesagt, und ob dieser Weg der richtige ist, weiß ich nicht. Es kam plötzlich für uns beide. Oder hat es sich langsam entwickelt und ich wollte es nicht wahrnehmen? Jahrelang gingen wir Seite an Seite. Durch dick und dünn.

Es gab schwere Zeiten, aber auch viele glückliche Momente. Erinnerst du dich an die vielen schönen Abende? Du warst immer da, du hast mich lachen und weinen gesehen. Mit keinem anderen konnte ich auf dem Sofa lümmeln, Filme gucken, Süßes in mich reinstopfen. Du hast mich ausgehalten. Auch an Tagen, an denen ich mich sooo schlecht fühlte, an denen ich keinen sehen wollte. Du warst da.

Ich erinnere mich an unsere erste gemeinsame Zeit, wie jung wir waren, und was wir zusammen erlebt haben. Doch der Tag ist gekommen. Mühselig habe ich versucht, es zu übersehen, es zu ignorieren. Doch das Loch wurde immer größer. Es ließ sich nicht aufhalten. Sämtliche Versuche das Uns zu retten, schlugen fehl.

Ich gebe Corona die Schuld. Vielleicht ist dies alles nur wegen Corona gekommen. Dieses ständige Zusammenhängen, nicht aus dem Haus gehen. Zuviel Nähe?! Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, aber nun hat es ein Ende.

Schweren Herzens werde ich mich verabschieden. Es wird uns in diesem Format nie wieder geben. Auch nicht zum Streichen oder so. Es ist offiziell vorbei. So eine wie dich wird sich nicht wieder finden: deine Einfühlsamkeit, dein Stoff, deine Elastizität, anschmiegsam wie eine Katze.

Jetzt liegst du hier mit deinen Fehlern, Löchern und Flecken. Leider bist du untragbar geworden. Mit einer Träne im Auge verabschiede ich mich: Time to say goodbye, meine geliebte Schlabber-Wellness-Superstrech-Jogginghose, Größe 36-48.

Machs gut…

KK

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10.07.2020: Ein Prost auf das Beet

Dass regionale Produkte immer mehr an Beliebtheit gewinnen, ist nicht nur bei Aldi, Rewe und Co angekommen, sondern auch in den heimischen Gärten.

Da der Nutzgarten kaum noch zu finden ist, jedoch selbstgezogenes Gemüse am besten schmeckt, zieht das Hochbeet in den Garten ein. Nachdem die ungefähre Größe, das Material und der Stellplatz ausführlich besprochen wurden, geht es los. Selbstgebaut, gekauft, aus Restholz, Steinen oder aus Paletten, der Phantasie werden keine Grenzen gesetzt. Ist (in unserem Fall) die Holzkiste fertig, wird noch frische Farbe aufgetragen. Somit optisch schon mal ein Hingucker. Wichtig für Frau Gärtner.

Jetzt kommt der schwierigste Teil für den Beetbesitzer. Der richtige Standort. Egal was zuvor geplant war, welcher Platz hergerichtet wurde, es werden mindestens noch drei verschiedene Orte ausprobiert. Meist schleppt ER mit Freund/Nachbar/Sohn das Holzgebälk von A nach B, dann wieder nach A. Möglichkeit C wird kurz überdacht, aber aufgrund schwächelnder Arme nur begutachtet und abgelehnt.

Endlich an seinem, wahrscheinlich für die nächsten Jahrzehnte, bestehenden Standort, kommt nun der nächste schweißtreibende Akt. Das Befüllen. Wer glaubt dieses sei einfach nur vollzukippen mit dem Zeug von der Miste, der irrt. Nachdem Folie und Karnickeldraht als Innenauskleidung dienen, startet der aktive Füllvorgang. An schlauen Ratschlägen mangelt es nicht, auch nicht an Motivation: Wir befinden uns aber erst bei der untersten Schicht. Je nach Höhe und Breite des Hochbeetes muss die eine und die andere Schubkarre gefüllt und geleert werden (8 mal). Kräftezehrend schiebt und buckelt meist der Gatte Gestrüpp, Erde aus der Miste des Nachbarn, Pferdeäpfel… alles was die Umgebung so hergibt, zum (inzwischen) Tagesprojekt. (Kannste mal eben, ist nicht.)

Während ER sich im Anschluss sein Feierabendbier gönnt, kommt für SIE der schönste Moment: die schon vor Wochen gekauften Samen, Basilikum, Salbei, Thymian, Kohlrabi, Radieschen, Rosmarin… alles rein ins Beet. Jetzt wird mit Schrecken festgestellt: das Hochbeet ist viel zu klein. Es wird sich also erstmal auf das wesentliche konzentriert und die Gurken bleiben draußen. Schade. Aber nach der ersten Ernte (faustgroße Radieschen!) ist wieder Platz, und der wird sofort neu belegt. Alles Bio. Hurra.

Das Hochbeet erfüllt aber nicht nur den einen Zweck. Relativ schnell wurde festgestellt, dass auf der angenehmen Höhe perfekt eine Bierflasche abgestellt werden kann. Und wo sonst, wenn nicht hier, kann mit dem Nachbarn über Politik, das Tagesgeschehen und natürlich über Fußball gesprochen werden. Dass Pflanzen durch regelmäßige Ansprache besser gedeihen, ist vielleicht ein Irrglaube, aber versuchen kann Mann es ja… Also denn…

Prost auf das Beet.

KK

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14.06.2020: Freibadtypen

Auch wenn sich dieses Jahr die Freibad-Saison verzögert, findet man hier eine immer wiederkehrende männliche oder weibliche Person, die diese Freizeitanlage besucht. Da ich eher das Handtuch hüte, und trotz Hitze das Wasser ungern betrete, wiederholt sich für mich Jahr für Jahr ein fast identisches Muster der Freibad-Typen. Nachdem ich aufgestiegen bin vom Planschbecken zur Rutsche und schon fast wieder auf der coolen Seite liege, muss ich schweren Herzens zugeben, dass ich auch hier nicht mehr hingehöre. Kein Bikini, keine lässige Musik, kein Slang. Vielleicht doch eher auf die Holzbank, ich kann eh nicht mehr lange auf dem Handtuch liegen (Rücken). Aber von hier habe ich ein viel breiteres Beobachtungsfeld.

Es gibt sie nämlich, die verschiedenen Nutzer des kühlen Nass. Da ist zum einen

der sportliche Typ:
Er/Sie hat kein Gesicht, denn die Schwimmbrille und die Badekappe lassen kaum einen Blick darauf zu. Die Badehose ist knapp und eng anliegend, bei Ihr ist es ein Badeanzug ohne Bügel, Polster oder sonstigen auftreibenden Material. Er/Sie befindet sich nur kurz am Beckenrand, um dann mit einem gekonnten Köpper die mittlere Bahn für mindestens tausend Meter zu belegen. In einem Wechsel von Kraul zu Brust zu Rücken achtet er nicht auf Mitschwimmer und zieht sein Ding durch. Er/Sie gleitet professionell durchs Wasser und ehe man sich versieht, ist dieser auch schon unter der kalten Brause verschwunden.

Der Frühschwimmer:
Kann ich nicht viel zu sagen, habe ich selber noch nie geschafft. Früh aufstehen und dann auch noch schwimmen… brrr. Respekt.

Der Schmeißer:
Netter Typ, männlich, etwas untersetzt. Badehose etwas abgetragen, saß schon mal besser. Vater von mindestens zwei Kindern, nimmt aber gerne noch Freunde mit. Beschäftigt sich mit den Sprösslingen im Nichtschwimmerbecken. Wirft diese mit lauten Ausrufen (ich krieg dich) und aus jeder erdenklichen Position ins Wasser. Ist im Wasser ganz für seine Kinder da, nimmt sich aber gerne eine Auszeit am Kiosk, um ein Kaltgetränk zu sich zunehmen. Hat er sich verdient.

Der Ehrgeizige:
Schlanker Er, sportliche Marken-Badehose, natürlich mit Abzeichen. Selber jahrelang Triathlon-Events (Platzierung im hinteren Bereich) absolviert. Ist meist im Schwimmer zu finden, wo er seinen Sohn oder Tochter zu Höchstleistung anspornt. Durchziehen, noch eine Bahn, und jetzt rückwärts…Er versucht durch verschiedene Sprünge und Schwimmtechniken dem Sprössling den puren Spaß am Wasser zu zeigen- …oder zu nehmen, denn durch ständige Korrektur wird dem Kind leider die Lust genommen. Dieses blickt immer wieder traurig zur Rutsche und versucht durch vorgetäuschte Verletzungen dem harten Trainingsprogramm zu entkommen.

Der Gemütliche:
Sitzt selten am Beckenrand eher im Schatten auf Handtuch oder auf mitgebrachtem Camping-Stuhl, lässt sich Speisen mit Mayo und Ketchup bringen, Getränk in der selbst mitgebrachten Kühlbox. Beobachtet aus der Ferne die Aktivitäten des Kindes, und nur bei wirklich haarsträubenden Aktionen von diesem, wird mit einem Pfiff die Situation geklärt. Dann legt oder setzt er sich wieder ab. Er kommt meist mit Ehefrau und einer befreundeten Familie und ist schnell von hektischen Bewegungen sowie sich nähernden Bällen genervt. Die Badehose ist riesig und will (nach eigenen Aussagen) gefüllt werden (Haha). Bewegt er sich doch mal Richtung Fußballplatz, dauert es keine zehn Minuten und er ist nassgeschwitzt wieder zurück. Er hat gar nicht mitgespielt, aber so sein Interesse an den Kindern gezeigt.Tätowierung am Unterschenkel.

Der muskelbepackte Superheld:
Kaum im Wasser zu sehen, eher Randsteher. Viel zu kleine Badehose. Eng und rot. Fast wie durch ein Wunder gehen er und seine starken Arme im Wasser nicht unter. Er schafft es sich und seinen mit Öl getränktem Körper immer von der besten Seite zu zeigen und auf ihn zukommende Wassertropfen zuckt er einfach mit dem Brustmuskel weg. Hat meistens Freund dabei, der sich nach lauter Begrüßung und der dementsprechenden Handshake zu ihm gesellt. Seine Frau, nicht ganz so durchtrainiert, wird zum „Bahnen ziehen“ geschickt, während er auf sein bestes Stück achtet: seine Tochter. Dieser nickt er immer wieder zu, ohne dabei offensichtlich ihr Vater zu sein. Vielleicht geht ja noch was. Auf dem Weg zum Kiosk wird extra ein Umweg gemacht, um der Schwimmbadgesellschaft den kompletten stählernen Body zu zeigen. Definitiv tätowiert.

Die Wasserscheue:
Hier zähle ich mich zu. Schafft den Besuch auch ohne Kontakt zum Wasser. Wenn sie dann doch mal gezwungenen wird, in das Becken zu steigen, benötigt sie minimum zehn Minuten um einzutauchen. Sie hält sich gerne minutenlang an der Leiter fest, um ganz langsam den Kreislauf an die frostige Temperatur zu gewöhnen. Geschwommen wird natürlich mit Sonnenbrille und nach knapp drei Bahnen reicht es aus schon wieder. Der Kopf bleibt trocken, die Frisur sitzt. Sie hasst es nassgespritzt zu werden. Meist weiblich.

Der oder die Planscher:
Egal wie alt, es gibt sie immer und überall. Freudig erregt wird getaucht, gepaddelt und geplantscht. Können anstrengend werden, da sie durch kreative Formationen verschiedene Bahnen einnehmen. Es wird vom Rand, vom Startblock vorwärts, seitlich und als Bombe gesprungen. Lassen sich einfach nicht in eine Bahn zwängen. Sie haben wirklich Spaß. Lustig anzusehen wie das komplette Becken irritierend und kopfschüttelnd das Spektakel verfolgt. Badebekleidung praktisch, da rutscht nichts weg oder raus und wenn doch, ist es egal.

Die Konsequente:
Steigt ein, bleibt immer im gleichen Tempo und auf der gleichen Bahn. Gerne auch mit Gürtel unterwegs, randnah. Durch ihre jahrelang gefestigte Schwimmtätigkeit besitzt sie eine Art Wegerecht. Fremde Schwimmer werden kurz angeguckt und ignoriert. Die Bahn ist und bleibt der Dame sicher. Manchmal belächelt, aber ganz ehrlich, es ist wirklich anstrengend eine Stunde Wasser zu treten. Meist im Besitz einer Jahreskarte.

Die Kommunikativen:
Im Wasser zu zweit unterwegs, entweder als Verabredung oder als Zufallstreffer. Kollidieren manchmal mit der Konsequenten auf Bahn eins. Schwierige Situationen werden jedoch plappernd und geschickt umschwommen. Ziel ist das wirklich wichtige Gespräch mit dem/der Partner/in zu beenden. Belegen gerne zwei bis drei Bahnen. Was wiederum den Ehrgeizigen stört. Stört das Pärchen aber nicht. Zufrieden über das entleerte Wortsäckchen verlassen diese mit winkendem Händchen und einer Verabredung zum Kaffee das Freibad.

Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen sind natürlich rein zufällig. Also bitte nicht abtauchen. Ich stehe weiter auf der Leiter und bin wahrscheinlich das merkwürdigste Geschöpf in und am Wasser.

KK                                                                                                                                                                                                         ________________________________________________________________

29.05.2020: Pfingsten ohne Bretter

Komisch. Pfingsten kein Fest. Und dann auch noch so gutes Wetter. Zeit hätte ich. Doch dieses Jahr ist alles anders.

Ist die Woche vor Pfingsten sonst einer meiner Liebsten im Jahr. Ganz Stahle kratzt die Fugen frei, die Straße wird gefegt und geschmückt, die kleinen Kapellen werden mit schönem Blumenschmuck und neuen Kerzen bestückt. Selbst der Friedhof ist frisch bepflanzt. In dieser Woche durch den Ort zu gehen und die Vorfreude zu spüren, finde ich herrlich.

Selber bin ich auch ganz kribbelig. Es werden Treffen vereinbart, Verabredungen getroffen, der Essensplan für das Wochenende reduziert sich auf Calzone, Minipizza und Fischbrötchen. Lecker. Ich frage mich, was die Pfeile-werfen-Bude und der Autoscooter dieses Jahr ohne uns machen. Schließlich finanzieren allein meine Kinder mindestens den Sommerurlaub der Schausteller.

Auch mein Pfingst-Kleiderständer steht traurig und nackt im Keller. Diesen habe ich sonst die Jahre, auf Anraten einer Freundin (Danke B.), in der Woche vor Pfingsten angefangen zu bestücken. Für jeden Tag hänge ich ein Outfit hin, natürlich mit dem passenden Schuhwerk, Unterwäsche und sogar Strumpf oder Strumpfhose. Zu jedem A Outfit gibt es ein B Outfit. Sollte das Wetter oder mein Hormonstatus sich in A nicht wohlfühlen, kommt B zum Einsatz. Und natürlich ein Tag- und ein Abenddress. Diese Form von Vorbereitung begleitet mich jedes Jahr vor den Festtagen und durch sie ist Pfingsten sooo viel einfacher. Aufstehen, duschen, rein inne Klamotten und los. Natürlich werden alle Klamotten auf ihre Tanzbarkeit geprüft. Wer möchte schon mit einem zu kurzen Rock oder zu eng sitzenden Bluse auf der Tanzfläche gesehen werden.

Pfingsten ist auch gerne ein Ziel. Bis Pfingsten nehme ich fünf Kilo ab. Bis Pfingsten wird die Hecke geschnitten. Bis Pfingsten muss ich sparen. Bis Pfingsten brauchen wir noch 40 Eier. Dieses Jahr nicht. Die fünf Kilo lasse ich schön auf meinen Rippen, die Hecke wurde schon vor Wochen abrasiert, Eierbraten fällt aus. Weniger Stress, aber auch weniger Spaß. Irgendwie gesünder, aber auch langweilig. Irgendwie günstiger, aber auch trostloser.

Ach schade, mir fehlt das Fest jetzt schon. Und auch mein Kleiderständer. Vielleicht hole ich ihn doch hoch und schmücke ihn mit bunten Bändern. Ist ja schließlich Farbenspiel.

Schöne Pfingsten

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03.05.2020: Oh wie gut, dass niemand weiß, wie der Stahler richtig heißt

Fast jeder hat hier einen. Ob offiziell oder nicht. Einen Spitznamen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, in keinem Dorf wird es so gelebt wie in Stahle. Manche werden mit Stolz getragen, manche sind dem Inhaber gar nicht bekannt oder sollten lieber nicht in der Öffentlichkeit genannt werden. Manche haben eine Geschichte, manche sind spontan und frei erfunden, wieder andere fast vergessen. Kreativität oder einfach nur eine Erleichterung? Einige besitzen sogar mehrere Namen, um die Verwirrung zu vergrößern. Wieder andere haben einen so realen Zunamen, dass man den Richtigen gar nicht mehr kennt.

Mit der Zugabe eines besonderen Beinamens werden einzelne Personen oder ganze Familienstämme betitelt. Man erwirbt ihn aus verschiedenen  Gründen:

  • vererbt,
  • langjähriger Name der Familie,
  • Verniedlichung des eigenen Namens,
  • erworben durch Worte, Taten und Werke,
  • in Anlehnung an die Arbeit,
  • verschiedene Körperteile,
  • Obst oder Gemüsesorten,
  • Hobbies und Fußballidole,
  • Tiere (Ähnlichkeiten oder Liebhaber), Vogelarten,
  • Wohnort
  • und noch einige mehr.

Sollte nicht jedem einer einfallen, dann ist er wahrscheinlich nicht von hier. Teilweise ist der Ursprung nicht mehr bekannt, wenn doch, dann ist er oft sehr lustig. Besonders, wenn man im Gespräch außerdörfig mindestens drei Beinamen nennt und nur der Einheimische die wirklichen Menschen dahinter kennt. Meistens sind es Männer, die gerade mit neuen Namen betitelt werden. Ob diese einfach mehr Eigenschaften haben oder ganz uneitel den für sie erfundenen Namen annehmen? Frauen würden wahrscheinlich erst noch drüber nachdenken wollen, machen nochmal andere Vorschläge, finden ihn vielleicht zu anzüglich, sind beleidigt… viel zu anstrengend. Die Frauen behalten gerne den Mädchennamen als Zusatz oder den alten Stamm der Familie. Hier wird nicht gefragt: Wo kommste wech? sondern: Von wem biste? Von Struck‘s… ­bringt keinen weiter: von Antons. Ah, dann weiß doch ein jeder Bescheid! Die Aufschlüsselung der diversen Spitznamen ist oft schwierig und manchmal nicht mehr zu klären. Aber nur durch sie können viele Familien oder Geschichten erst verstanden werden.

Der Kreativität ist hier noch kein Ende gesetzt. Auch die Bezeichnungen im Ort und Drumherum sind nicht mehr jedem bekannt. Wer diese allerdings erfunden hat oder, ob diese schon immer Bestand haben, keine Ahnung. Die Nüssetwier kennt jeder, aber Kahle Büsche? Eispfähle, Grämsche Kuhle, Teufelsküche…? Vielleicht hätte ich in Heimatkunde unterrichtet werden sollen, denn dass es in Stahle ein Gefangenenlager gab, war mir ebenso wenig bekannt wie Potsderpe. Irgendwie spannend, oder?! Ich habe mir inzwischen eine Karte beschriftet mit allen Örtlichkeiten die es nur im Mündlichen gibt. Es wäre doch schade, wenn diese irgendwann verloren gehen.

Und so laufe ich durch Stahle und lerne fleißig die Namen von Menschen und Orten, um keinen und niemanden zu vergessen.

Liebe Grüße

KK
geb. Henjes vh. Mölders

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03.05.2020: To do or not to do

Ich liebe es, sie zu erstellen, sie zu verlängern oder zu erweitern. Zugeschnitten für jedes  Familienmitglied. Auf dem Zettel oder im Handy gespeichert, verschiedene Formate mit verschiedenen Prioritäten. Sie ist konstant, ohne Bewertung und austauschbar. Jeder hat seine eigene und manchmal haben wir eine gemeinsame. Der eine mag sie, der andere verflucht sie. Jeder kann, keiner muss.

Die To-do Liste. Eine Liste mit ständigen Aufgaben. Sie ist in meinem Kopf und versucht mich in jeder gammeligen Minute zu disziplinieren. Erst nach einer abgearbeiteten Liste erlaubt sich mein Körper und oder Geist eine Pause. Schulterklopfend darf ich dann Feierabend machen.

Vielleicht, denn häufig wartet schon eine Neue.

Es gibt sie in verschiedenen Versionen. Tagesliste, Wochenliste, Jahresliste. Liste für Kinder und Liste der unerfüllten Wünsche. Sie endet nie, daher gibt es keine Langeweile, eigentlich. Sie erneuert sich ständig, manchmal sogar stündlich. Sie passt sich an, wird größer und meistens länger. Oft auch teurer. Aber sie ist immer da. Gerne habe ich auch Listen für andere im Kopf. Auf kleinen Zetteln verteile ich sie in der Wohnung und hier warten sie auf einen Erlöser, der nicht kommt. Dann erledige ich sie eben selber. Eigene Selbstschuld. Ungeduldig betrachte ich das nicht gesaugte Zimmer, die unausgeräumte Spülmaschine.

Nachdem ich fertig bin, höre ich meist die Worte: ich hätte das schon noch gemacht, nur nicht jetzt. Aber ich brauche Abschlüsse, vielleicht will ich auch Mitleid. Die arme Frau, die alle Listen selber abarbeitet. Ich erwische mich stöhnend, wie gebeutelt bei der Durchführung einiger Aufgaben, als würde ich in den Krieg ziehen. Der Kampf gegen den Dreck. Nur ich kann ihn bezwingen. Ich schaff das schon, auch ohne Hilfe.

Ja, oft bemitleide ich mich dabei. Manchmal sogar so sehr, dass ich Tränen in den Augen habe, weil es mir so schlecht geht mit den ganzen Listen. Neidisch blicke ich dann auf entspannte Listenverachter. Die sogar ohne Einkaufsliste spontan in den Laden gehen. Einfach so. Und kaufen Sachen, die auf keiner Liste stehen. Richtig cool.

Allerdings gibt es für mich diesen einen kleinen Glücksmoment der fast unbezahlbar ist: eine der Aufgaben mit einem kleinen Haken versehen. Oder ganz verrückt, einen Punkt von der Liste zu streichen. Ob am Ende des Tages irgendwer Notiz von meiner abgearbeiteten Liste genommen hat? Eher nicht. Aber ich. Ich freue mich so, wenn sie vollendet sind.

Es gibt aber auch Tage, da lasse ich die Liste Liste sein. Ohne schlechtes Gewissen mache ich einfach nix. Also kann ich das auch, nur leider viel zu selten. Zur Strafe gibt es morgen eine neue viiiel längere Liste. Mit bösen Sachen drauf, wie Frühsport, Einkaufen, Rumpelkammer aufräumen. Ist mir heute aber egal. Ich hab heute Sonntag und mache einen dicken freundlichen Haken dahinter.

Schönes Wochenende
KK

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24.04.2020: Ist da jemand? (Adel Tawil)

Woche sechs

Montag
Alles fängt von vorne an. Fenster putzen, durchwischen, Ecken aufräumen, neue Hausaufgaben. Wie naiv ich war, und dachte am 20. April läuft die Welt wieder ganz normal. Schule, Einkaufen, Freunde treffen… Pustekuchen. Es werden die Maßnahmen nur gelockert. Mist. Anständig bleibt der deutsche Bürger auf Abstand. Nur mit der Familie. Ohne andere Kontakte. Wir bleiben häuslich. Punkt. Keine Bewertung. Vielleicht eine Träne – oder zwei.

Dienstag
Oma hat schon immer gesagt: Bis zum 1. Mai ist der Kiekenstein grün. Sie hat recht. Es ist April und bis auf einige wenige braune Flecken grünt und blüht es überall. Sehr schön. Auch in unserem Garten gibt es neue Mitbewohner. Da die diversen Vogelhäuser keinen Einzug von Meise, Spatz und Co. erleben durften (Neubau vielleicht zu schick?), wird emsig an Insektenhotels gearbeitet. Ich mag Tiere. Im Fernsehen oder auch auf Bildern. Aber in meiner direkten Nähe? Holzklötze mit Löchern in Formation des Lieblingsfußballvereins anzubringen, direkt über meinem Kopf? Für mich optisch kein Hingucker und ein emotionaler Stresstest. Ich werde belächelt. Die Tiere scheinen meine bessere Hälfte zu unterstützen. Sie besuchen das neue Quartier fleißig und von der Abstandsregelung scheinen die nichts gehört zu haben. Es bilden sich fast Schlangen vor dem Buchstaben F und C. Frechheit.

Mittwoch
Heute bin ich sauer. Ungenießbar. Ich finde alles unfair. Alles. Das die Strecke von Höxter nach Stahle gesperrt ist, zum Beispiel. Und das die Lüchtringer eher grün kriegen. Ich habe noch nicht die Zeit gestoppt, bin mir aber sicher, dass die auch länger grün haben. Das ist doch wirklich unfair. Ich soll außerdem die Matheaufgaben meines Sohnes kontrollieren. Hallo, ich habe keine Ahnung was Potenzrechnung ist. Potenz berechnen, ja gut aber nicht in Mathe. Und dann auch noch im Minusbereich. Geht das überhaupt negative Potenz? Uuuaahhhh. Hoffentlich geht der Tag schnell rum. Auch der Spiegel zeigt mit unfaire Falten. Jetzt werde ich auch noch alt. Und wer ist schuld? Alle. Ab ins Bett mit Antifalten Maske und einer wütenden Potenz.

Donnerstag
Ich habe mich beruhigt. Abreagiert beim Bügeln und Betten beziehen. Ab nächste Woche sollen Mundschütze (ist das wirklich die Mehrzahl?) beim Einkaufen getragen werden. Fleißig wird aus noch vorhandenen Stoffresten und Schlüpfergummi mit der heimischen Nähmaschine genäht. Anleitungen für verschiedene Modelle gibt es im Netz. Irgendwie komisch Menschen mit Mundschutz zu sehen. Da der komplette untere Gesichtsbereich verdeckt ist, sind auch Emotionen kaum sichtbar. Ich stülpe mir meine Maske über und übe. Augenlächeln, Augenwut, Augenerstaunung. Ich mag neue Wörter. Vielleicht nähe ich mir aber auch Emotionsmasken. Eine die lacht, eine mit Kussmund, eine die schreit. Je nach Tagesform tragbar.

Freitag
Wochenende. Mir egal. Mit der Potenz bin ich/ wir nicht weitergekommen. Mir egal. Die Fenster sind schon wieder gelb. Mir egal. Der Mundschutz trägt heute Gleichgültigkeit.

Samstag
Bekomme Post von lieben Freunden. Das macht mich glücklich. Vielleicht zoomen wir heute nochmal. Über verschiedene Anbieter können wir gemeinsam sprechen und uns sogar sehen. Ich bin schon ganz aufgeregt und überlege was ich anziehen soll. Lege eine Flasche Wein kalt und warte auf den Host. Da höre ich schon die erste Stimme:“ Ist da jemand, ist da jemand? „Ich klatsche vor Freude. Ich bin nicht allein. Jemand ist da.

Sonntag
Also im Umkreis von zehn Kilometer haben wir bald alle Wanderwege besucht. Kiekenstein, Köterberg, Hasselbachtal…Die Twierquelle hatte ich mir allerdings idyllischer vorgestellt. Keine plätschernde Quelle aus dem Berg mit Schmetterlinge und unberührter Natur, nee, sehr unspektakulär. Das hatte ich anders in Erinnerung. Schade. Mit der Weserbergland App (kann ich nur empfehlen) planen wir weitere Routen. Es scheint ja doch noch länger zu gehen. Sehr schade.

Liebe Grüße
KK

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19.04.2020: Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren (K. Lagerfeld)

Woche 5
Pfpfpfpf

Montag
Unglaublich, wirklich schon die fünfte Woche? Ich verliere mich in Raum und Zeit. Fühlt sich nicht jeder Tag wie ein Montag an? Oder Mittwoch? Wo sind wir? Es sind offiziell Ferien, ich habe Urlaub und fahre nicht weg. Bäh, geplant wie bei so vielen, war eine nette Woche an der See. Nun gut, dann eben nicht. Zeit um den Garten urlaubsreif herzurichten. Schwimmteich? Trampolin? Vielleicht reicht ein gefegter Sitzplatz. Ich werde faul, gemütlich und antriebsarm. Was macht Corona aus mir? Die figurfreundliche Jogginghose ist sogar was für warme Tage, tolles Teil.

Dienstag
Habe ein neues Talent in mir entdeckt. In mich Reinschreien. Richtig laut. Mit Ader am Hals. Und keiner hört es. Dabei freundlich lächeln. Das ist mal ein Talent. Inzwischen bin ich in die Profiliga aufgestiegen. Es gibt verschiedene Stufen, manchmal schwierig zu differenzieren:

Stufe 1:
Kurzer Reinschrei
Spülmaschine nicht ein- und ausgeräumt
Socken vorm Sofa
Ampelhuper
Rotze (gehört in verschiedenem Zustand /Akustiklaut auch gerne in eine andere Gruppe)
Stufe 2:
Langer Reinschrei
Nicht grün werdende Ampel (ohne Gegenverkehr)
Schmutzige Schuhe im frischgewischten Wohnraum
Vorm Haus rausgeworfen werden / Mensch Ärger dich nicht
(ja leider Stufe zwei, ich kann einfach nicht verlieren)
Parkplatzklauer
Stufe 3:
Anhaltender langer Reinschrei (mit Zittern)
Hundekot unterm Schuh
Einkaufen ohne EC-Karte, erst an der Kasse merken
Schokoladenraub
Pubertiere
Nicht endendes Kontaktverbot

Die Liste wird fast täglich erneuert, erweitert und einige Punkte auch mal hoch oder runter geschoben. Je nach Tagesform und Hormonstatus.

Mittwoch
Andere werden Langstreckenläufer ich anscheinend Langstreckensäufer. Setze mich selbst auf Pause. Ich mag auch Wasser. Gerne sogar. Versuche den Tag durch das erste Radiolied positiv zu gestalten:
No milk today ist doof
When will I see you again
auch nächster Sender
Sweet but Psycho
Ja los. Motto für heute.

Donnerstag
Einkaufen wird zum Erlebnis. Fremde Menschen, also völlig fremd, fangen Gespräche an, suchen Nähe, trotz Einkaufswagen. Einstieg über die Suche nach Honig. Kleiner Witz noch über Klopapier und weiter geht es. Ohne Honig aber mit einem kurzen außerhäusigem Gespräch. Und, weil die Gattin ruft. Jeder sehnt sich nach Fremdkontakt, Unterhaltung, Kommunikation. Finde mich todesmutig, weil ich drei Schritte ohne Einkaufswagen gehe, einfach so in den Gang hinein. Ernte böse Blicke, schnell zurück. Ansonsten eigentlich entspannte Stimmung im Laden. Vielleicht auch, weil der Einkaufwagen zwischen uns steht, am Kassenband nicht gedrängelt wird und der Respekt für die Verkäufer an der Kasse gewachsen ist. Ich möchte fast behaupten, dass es mir Spaß macht, so einzukaufen.

Freitag
Mal richtig runterfahren. Sachen machen, zu denen ich sonst keine Zeit habe. Lesen, aufräumen, sortieren. Fühle mich geerdet. Aber es reicht. Suche Ausreden, um andere Menschen zu treffen. Es tut so gut eine Freundin zu treffen. Quatschen, über sinnlose Sachen wie Rezepte, Gewicht, Schuhe, Serien. Fühlt sich verboten an, obwohl wir uns nicht nahekommen. Zu zweit ist ja erlaubt…

Samstag
Shopping time im virtuellen Raum. Einige Läden in unserer Nachbarschaft bieten Online-Shops an. Blumen, Kosmetik, Klamotten – geht alles. Ich fülle den Warenkorb voll, um ihn am Ende des Abends zu löschen. Verliere mich auf verschiedenen Portalen, bin am Ende – wie immer – auf Pinterest gelandet. Projekt für nächste Woche gesucht. Bummeln im Netz ist für mich nix. Ich investiere in gutes Essen und nicht in Frühjahrsmode. Lieferservice ist suuuper!

Sonntag
Aufstehen
Frühstück
Rumlümmeln
Mittagessen
Spaziergang
Kaffee und Kuchen
Ablegen
Tatort
Der Sonntag hat sich nicht verändert. Nur die Anzahl der Menschen mit denen ich verkehre. Sonst sind wir viele; jetzt sind und bleiben es Vier. Bis mittags nur drei, dann vier, ab neun wieder drei. Egal, auf in die letzte Corona-Woche.

Heute bin ich Optimist.

KK

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11.04.2020: Frohe Ostern

Zu Ostern habe ich mir für etwas Besonderes ausgedacht.
Mitsingen erlaubt. Gerne laut und wem es zu lang wird,
einfach aufhören. 🙂

Kleines Lied der Hoffnung 
(Melodie: Kleines Senfkorn Hoffnung /
instumental auf  YouTube – am besten in neuem Tap öffnen)

Durch die schweren Zeiten
hilft auch mal ein Lied.
Soll euch kurz begleiten,
wird bestimmt kein Hit.

Wird vielleicht ein Ohrwurm,
der die Runde macht.
Vielleicht wird beim einen
oder ander’n auch gelacht.

Traurige Gesichter, weil Kontaktverbot,
Oma kommt auch nicht her.
Ach Mensch welche Not.
Schade ist es wirklich,
dass wir uns nicht sehen.
Doch für die Gesundheit
muss es einfach gehen.

Lecker Schokolade,
die mich glücklich macht,
ess‘ immer die Ganze,
bis das Bäuchlein lacht.

Bis ich spür die Rolle,
die die Luft mir nimmt.
Denke dann an alle, alle,
die auch so glücklich sind.

Fehlen uns die Freunde,
die so wichtig sind.
Und auch alle Plätze,
wo fröhlich ist das Kind.
Wo wir sonst gemeinsam
tanzen, lachen, spielen.
Doch hier ist´s nun einsam einsam –
so hilft man den Vielen.

Im Baumarkt ist was los.
Jetzt wird renoviert.
Häuschen ist ja sehr groß.
Sie ist motiviert.
Seine Frau hat viele komische Ideen,
denkt der Mann im Stillen Stillen:
Lasst mich doch zur Arbeit geh‘n.

Kinder die nur zocken –
mir ist´s bald egal –
die nur drinnen hocken.
Ist das noch legal?
Brauchen Animationen.
Doch das ist mir zu viel.
Wie kann es sich lohnen, lohnen?
Alles aufgeräumt, ist das Ziel.

Fenster sind nun sauber.
Garten auch parat.
Kommt noch etwas Staub her,
ich steh schon auf Start.
Putze wie ne Irre
hin und her im Haus.
Werde langsam kirre kirre,
wann komm ich hier raus?

Jetzt heißt es durchhalten
bis wir das geschafft.
Bleiben wir die Alten?
Ich hab es nun gerafft.
Werde ruhig und besonnen,
bleiben hier im Haus.
Corona hat nicht gewonnen,
bald geht’s wieder raus.

Und fehlt auch sehr das Leder
– wird doch gern gesehen.
Kann man dafür sonntags
auf den Sportplatz gehen.
Erste, zweite, dritte,
wer spielt, ist egal…
Der Ball geht durch die Mitte, Mitte
Spaß macht´s auf jeden Fall.

Bis wir endlich wieder
leben wie zuvor
blüht bestimmt der Flieder.
Stellt euch das mal vor!
Freut euch auf die Menschen,
die da draußen sind.
Haben jetzt lange Haare, Haare –
lange nicht getrimmt.

Ansatz ist jetzt modern,
Grau das neue Blond.
Frisör ist noch sehr fern,
Stylen nun gekonnt.
Hoffe, dass wir uns später
erkennen dann sofort
ohne die 1,5 Meter, Meter
in unserem schönen Ort.

Kleine Gläschen Hoffnung
randvoll eingeschenkt.
Leere ich nur einmal,
weil der Hals mir brennt.
Gibt jetzt nur noch Wasser
und das tut mir gut,
denn nur mit klarem Sinne
schöpf ich neuen Mut.

Schreibe ich hier Texte,
weil‘s mir Freude macht.
Wünsche ich uns allen,
dass ihr mit mir lacht,
dass ihr mir gesund bleibt,
bis zu nächsten Mal.
Fröhlich euch die Zeit vertreibt,
das wär doch genial.

Dorf, das zusammenhält
(Melodie: Brot, das die Hoffnung nährt /
instumental auf  YouTube – am besten in neuem Tap öffnen)

Dorf, das zusammenhält.
Ort, der die Stunden zählt.
Land, in dem die Zeit stillsteht.
It‘s Corona Time.

Mann, der in Obi geht,
weil das Material ihm fehlt.
Haus wird auf links gedreht.
It´s Corona Time.

Frau, die die Fenster putzt.
Wohnung wird jetzt viel genutzt,
weil wir zuhause sind.
It´s Corona Time.

Kind, das ganz traurig ist,
da es seinen Freund vermisst
und nun alleine spielt.
It´s Corona Time.

Mutter, die mit Kindern lernt,
Schule ist noch weit entfernt,
in Mathe dann zusammenbricht.
It´s Corona Time.

Mensch, der viel laufen geht.
Keiner, der nur so rumsteht.
Gruppen, die es nicht mehr gibt.
It´s Corona Time.

Frohe Ostern!!!

Lasst es Euch gutgehen und vielleicht/hoffentlich ist die nächste auch schon die letzte Woche in Coronatime. Bleibt dran, wenn ich nächsten Sonntag wieder meinen Wochenbericht online stelle.

KK, 11.04.2020

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05.04.2020: Leider kein Scherz

Woche 3
Tendenz steigend

Montag
Ich habe mir was überlegt. Ich werde nicht nur mental gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen, sondern auch körperlich eine Veränderung erleben: schlank und schön.

Obst und Gemüse gibt es (noch) genug und auch dem Rest der Familie fehlen offensichtlich Vitamine. Ab morgen also Low carb, Brokkoli, Spinat und Bananen. Vielleicht noch Fisch.

Weiter zum Schön: beim Aufräumen meiner Pröbchen-Kiste (die hat doch jeder, oder?) verteile ich unterschiedliche Anti-Age-Creme, straffende Lotion und irgendwas in Französisch an verschiedenen Stellen auf meinem Körper. Um die für mich perfekte, straffende Creme zu finden, notiere ich mir auf der jeweiligen Packung den hoffentlich erfolgreichen Wirkungsort. Gehe optimistisch (hungrig) und strahlend schön in den Tag.

Dienstag
Mit dem Schön wird es nix. Ausschlag an diversen Körperstellen aufgrund Creme 3 und 4. Mist. Hätte auf das Verfallsdatum achten sollen. Und auf den Bräunungseffekt. Mein Oberarm sieht aus wie eine Karte mit vielen Höhen und Tiefen. Richtung Elle befindet sich eine sehr unruhige Landschaft die mit juckenden aufgekratzten Bächen. Na gut, dann also nur schlank. Schokolade wurde gestern Abend noch vernichtet. Kochplan steht. Traurige Gesichter beim Mittag interessieren mich nicht die Bohne. Apropos, Schnippelbohneneintopf steht morgen auf dem Plan (dieser ist aber von Muttern).

Mittwoch
WARUM RUFT EIGENTLICH KEINER APRIL? APRIL???

Donnerstag
Gähn, viertes Buch. Zuviel Glück und Romantik. Brauche was Flottes mit Action. Lieber in Echt, nicht nur im Buch. Gerne wäre ich wieder frei. Ich will mein Leben zurück (geschrien nicht geschrieben)! Habe Sodbrennen vom Eierlikör.

Freitag
Mache mir Gedanken um Einsamkeit. Haben wir irgendwen vergessen. Sitzt einer schon verwahrlost und hungrig in seinem Zimmerchen und keiner merkt es?? Oh ja, da war doch noch wer… hinten im Kinderzimmer. Neue Hygieneregel aufgestellt: täglich duschen.

Samstag
Mit dem Schlank wird es auch nix. Mein Geist ist schwach und blendet sämtliche Vorsätze aus. Ohne es zu merken habe ich diverse Kalorien intus. Ohne Kauen. Schokolade belohnt mich und mein Durchhalten beim Kontaktverbot. Dafür betreibe ich Sport. Ich sehe viele Jogger und Walker. Bin inzwischen so weit, die Personen an ihrem Laufstil zu erkennen. Gut so. Raus aus der Bude, an der frischen Luft kochen die Gemüter auch nicht so schnell hoch.

Mein Highlight des Tages besteht aus Bares für Rares. Hier wird keiner übers Ohr gehauen, mit Respekt behandelt und bekommt für Gedöns sogar noch Geld. Heile Welt.

Sonntag
Nächste Woche ist Ostern. Ich summe Kirchenlieder, ja Gott, auch du fehlst mir. Es wird regelmäßig an der Kapelle geläutet, das beruhigt mich. Danke Petra, für deinen Einsatz. Reli-Hausaufgabe war es, ein religiöses Zitat zu erfinden: Jesus, du bist mein Gewand, aber warum ist mir kalt? Zeit darüber nachzudenken.

Zu Ostern lege ich mich für euch richtig ins Zeug: Kein Tagebuch, dafür werde ich reimen. Lasst euch überraschen, bis nächste Woche.

KK

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29.03.2020: Sind Pandemie und Bulimie verwandt?

Woche 2
plus minus null

Montag
Ich bin motiviert. Aktionismus gegen Pessimismus. Starte mit Kind zum Frühsport, auch damit dieses seinen Bewegungsplan in Sport ausgefüllt bekommt. Anschließend werden Fenster geputzt – in ganz Stahle blitzen die Fenster nur so…! Es wird durchgewischt, gesaugt, gewaschen und gebügelt. Ich kann mich fast nicht bremsen… Kurz durch den Garten, gehackt, gefegt und Pläne geschmiedet. Sollte ich heute noch die Steuererklärung schaffen, werd ich verrückt. Heute ist mein Tag. Ich klatsche für mich und meine Leistung. Corona kann mich mal.

Dienstag
Morgendlicher Check-up. Gliederschmerzen. Hat es mich etwa erwischt? Müde und kaputt schleppe ich mich zum Fieberthermometer, kein Fieber. Ich denke, die übermotivierte Person von gestern hat mir das eingebrockt. Vielen Dank. Trotzdem fühlt es sich heute schlecht an. Ich fühle mich schlecht an. Mir fehlt Gesellschaft. Obwohl ich arbeite und dort noch Kontakte habe, fehlen mir meine Leute. Es hat mich erwischt. Nicht viral sondern mental.

Mittwoch
Einkaufen. Ab jetzt nur noch mit Wagen. Schutzabstand oder Verkaufsstrategie? Ich wollte nur Schokolade, rammel aber den ganzen Wagen voll. Viel Schokolade und Rum. Heute gibt’s Eierlikör. Der hebt die Stimmung und lässt mich schneller einschlafen. Ich will heute nix hören von Krise und Infektionen. Nehme mir mein Buch, lese und schlürfe aus Omas Likörgläsern. Schlabber mich voll. Egal, endlich was zu waschen.

Donnerstag
Keine Krankheitssymptome, etwas Kopfschmerzen, am ehesten vom Likör?. Ich gucke irgendwelche schnulzigen Serien in denen am Ende alle, ja alle glücklich sind. Wird die Kontaktsperre schon normal? Es ist für mich seltsam, dass sich Menschen im Film in Gruppen treffen und sich, ja Achtung, festhalten, sogar umarmen – unglaublich. Wir warten weiter auf die „Welle“.

Freitag
Die ganze Jammerei bringt nix. Alle machen mit und das ist gut so. Es wird auch wieder anders, ganz bestimmt. In Gedanken male ich mir die verschieden Szenarien aus, in denen ich zum Frisör gehe, andere Menschen treffe, auf einer Party verrückt tanze, sinnlos Sachen trinke, deren Namen ich nicht aussprechen kann. Hört sich komisch an, mach ich aber, in genau der Reihenfolge. Denke über die Gestaltung von Fotobüchern nach. 3034 Bilder warten darauf. Und dann bin ich mit allem fertig. Kannst du mich hören Corona, dann bin ich mit allem fertig. MIT ALLEM: Auch mit Dir!

Samstag
Gardinen gewaschen. Tanken gefahren für sieben Euro. Ich habe nix mehr zu erzählen. Gucke Kinder und Mann nur noch schweigend an. Ja, selbst mir fehlen die Worte. Suche lustige Reime auf Corona. Überlege ob Pandemie was mit Bulimie zu tun hat. Ich find es auf alle Fälle zum Kotzen.

Sonntag
Nicht nur ich muss das hier aushalten, der Rest muss mich auch aushalten. Inzwischen empfinde ich Mitleid für meine nächsten Angehörigen. Die ungefähr hundert Videos über lustige Isolierte und Quarantäne-Strategien erhellen meinen Alltag und nerven mich gleichzeitig. Wer in aller Welt denkt sich den ganzen Quatsch aus?!

Das Wetter ist heute leider schlechter. Es schneit. Unglaublich. Den Schlitten wachsen hatte ich noch nicht auf meiner To-do-Liste. Wir bleiben daheim und versuchen uns gegenseitig auszuhalten. Toi toi toi. Gesellschaftsspiele vs. Lagerkoller. In diesem Sinne: Mau Mau und Rommee Hand, durchhalten und gesund bleiben, bis nächste Woche.

KK

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22.03.2020: Zwischen Hysterie und Händedesinfektion… oder, wer hat das Klopapier geklaut?

Komische Tage sind das. Ich dachte, der nächste Blog geht über die wunderschön fließende Twier, Damm bauen und einen richtigen Klitschen kriegen – aber auch hier hat sich der Virus eingeschlichen.

Langsam aber sicher hat er uns erreicht. Mit voller Wucht trifft er jeden. Ob Home office, keine Schule, Betriebsschließung oder soziale Isolation; jeder kann etwas erzählen.

Woche 1
plus 2 Kilo

Montag 22.03.2020: Zwischen Hysterie und Händedesinfektion… oder, wer hat das Klopapier geklaut?
Komische Stimmung überall. Jeder redet drüber. Was letzte Woche noch belächelt wurde, ist jetzt ernst. Hustende und niesende Menschen werden gemieden. Corona ist überall. Außer in der Schule, die hat nämlich geschlossen. Die Kinder finden die verfrühten Ferien noch lustig. Die Eltern versuchen sich zu organisieren, nicht über Oma und Opa, das ist verboten. Nur wohin?

Dienstag
Es fängt alles an zu wackeln. Die Börse, das Gesundheitssystem und auch die Stimmung. Ich kaufe Mehl. Wofür weiß ich noch nicht. Alle kaufen Mehl. Und Schnöker. Sollte das alle sein, haben wir wirklich ein Problem. Auch die Arbeit verändert sich. Ich komme zurück auf meine alte Stelle. Hier werde ich jetzt dringender gebraucht. Fühlt sich an wie an der Front. Noch ist alles ruhig. Die ersten Fälle werden bekannt und sind sogar Bekannte. Woanders verändern sich die Betriebe auch. Home office und Kurzarbeit sind wohl die meistgesagten Worte nach Corona und Klopapier. Hausaufgaben sind per E-Mail eingetroffen. Lange Gesichter. Abgabetermin am Freitag. Also ran. Wir Eltern werden Teilzeit-Lehrer.

Mittwoch
Ob ich auch nochmal Klopapier kaufe? Ich trau mich nicht. In Frankreich stehen Rotwein und Kondome an erster Stelle. Bei uns in Deutschland Klopapier und Mehl. Den Kindern wird das Treffen und der Umgang mit anderen Kindern verboten. Es schmerzt, vor allem weil wir jetzt nicht nur als Lehrer und Mentor, sondern auch Motivator, Animateur und Sporttrainer fungieren müssen.

Donnerstag
Es kommt schlimmer. Schokolade ist alle. Mehr kaufen bringt nix. Wir essen bei vollen Kühlschränken auch mehr. Vier Stunden Hausaufgaben-Begleitung. Überlege, ob ich mich mit Sie ansprechen lasse. Nur wegen des Respekts. Der sinkt. Mit jeder Matheaufgabe, Grammatikfrage und Geschichte (konnte ich noch nie). Heimlich google ich Konsonant, Primzahlen, Quersumme, Gremien der BRD. Es ist einfach zu lange her.

Freitag
Fühlt sich nicht an wie Freitag. Versuche durch Struktur den Alltag in den Griff zu bekommen. Klappt nicht. Da erst mittags gefrühstückt wird, verschiebt sich alles nach hinten. Die Playstation ist Gewinner bei allen Vorschlägen. Gutes WLan ist ein Muss. Dafür wird die Wäsche weniger. Kein Ausgang, kein Sport, keine Feier… traurig alleingelassene Socken tümmeln sich mit ein paar Unterhosen im Wäschesack. Lohnt nicht. Spare immens an Waschpulver. Und, an Sprit: keine Taxifahrten, keine Shoppingtouren.

Samstag
Die Stimmung sinkt. Erwische mich selber in der Trainingshose von gestern. Mein Handy zeigt, dass sich die wöchentliche Nutzung mehr als verdoppelt hat. Ja, selten habe ich mit so vielen geschrieben, nachgelesen und telefoniert wie in der letzten Woche. Vielleicht mit sechzehn, wo telefonieren noch was kostete… Aber vielleicht kommt „Briefe schreiben“ ja zurück. Überträgt sich der Virus auf Briefpapier? Ich klatsche heute für unseren Briefträger und für den Schlachter. Was wären wir nur samstags ohne Mett.

Sonntag
Immer noch Wochenende. Ich backe. Ich hasse backen. Soweit ist es gekommen. Ah, aber dafür brauche ich auch das Mehl. Ich rede teilweise mit mir selber. Mache Witze über mich und mein Outfit. Aber keiner lacht. Ich brauche soziale Kontakte. Mann und Kinder lasten mich nicht aus. Immerhin ist das Wetter schön. Jetzt tagelanger Regen, nicht auszudenken. Heute wollen wir, natürlich nur mit der kleinen Familie, eine Wanderung unternehmen. Lange Gesichter. Na bravo, Motivator kann ich wohl von meiner Berufsliste streichen.

Ich hoffe, der Spuk ist bald vorbei. Ich befürchte aber, dass der 19. April (was auch immer da ist), nicht das Ende der Pandemie ist. Aber wir brauchen ein Ziel. Für heute ist es der Kiekenstein. Allein.

Bleibt gesund!

Bis nächsten Sonntag,
KK

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17.02.2020: In einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt…

Ich kann gerne versuchen, die passende Überschrift zu finden, aber vielleicht schreibe ich sie auch mal unter den Text – um die Spannung zu halten. Dann müsste der Textanfang gleich einschlagen und fesseln. Nicht so einfach.

Wer sich hier auf diese Seite verirrt, ist hoffentlich interessiert am Dorfleben und an den Stahlern an sich. Aber auch an meinem Text???

Vielleicht starte ich mit prägnanten Schlagwörtern wie Orgel, Grundschule oder Hundekot. Das sind wahrscheinlich die meist diskutierten Themen der letzten Jahre in Stahle. Darüber will ich aber gar nicht schreiben! Lieber über Alltägliches, vielleicht einfach über langweiliges Geschehen im kleinen Dorf Stahle – oder aus meiner kleinen Welt.

Und, ob der von mir verfasste Text zum derzeitigen Geschehen passt, kann ich versuchen, wird aber nicht klappen. Oft sind es bekanntlich die Dinge, die das Fass zum Überlaufen bringen, die einen plötzlich irgendwie tangieren oder Sachen, die einfach untergehen, die aber Aufmerksamkeit verdienen.

Natürlich sind die hier beschriebenen Personen frei erfunden. In jedem Ort gibt es schließlich viele verschiedene Menschen, ohne die unser Dorfleben um einiges trauriger wäre. Nicht so bunt und vielfältig – und auf Schützenfest auch mal feucht fröhlich unterwegs. Wobei vom Fest hier nix aufgeschrieben und/oder schriftlich fixiert wird. Was auf dem Fest passiert, bleibt auf dem Fest. War das nicht so???

Vielleicht erkennt sich der ein oder andere in der ein oder anderen Geschichte wieder. Es soll keine Kritikseite werden. Eher ein amüsierender Zeitvertreib, ein Kurztrip in meinen (manchmal) verdrehten Lieblingsort.

In diesem Sinne, weiterlesen und lächeln…

Bis zu nächsten Mal,
KK

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